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Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti

Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti

Titel: Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Brunetti, während er zu seinem angestammten Platz ging, einem alten Sofa rechts an der Wand.
    »Er will also aussagen?« fragte Paola.
    »Er ist ganz versessen darauf. Er hat den Mann sofort auf dem Foto erkannt und kommt morgen her, um ihn sich anzusehen. Aber ich würde sagen, er ist sich seiner Sache sicher.« Und auf ihre sichtliche Überraschung hin fügte er hinzu: »Dabei ist er aus Salerno.«
    »Und er ist tatsächlich bereit?« Sie versuchte aus ihrer Verwunderung erst gar kein Hehl zu machen. Als Brunetti nickte, sagte sie: »Erzähl mir etwas über ihn.«
    »Ein kleiner Mann, um die Vierzig, der seine Frau und zwei Kinder ernährt, indem er in Treviso in einer Pizzeria arbeitet. Er wohnt seit zwanzig Jahren hier, fährt aber noch immer jedes Jahr nach da unten in Urlaub. Wenn es geht.«
    »Arbeitet seine Frau?« fragte Paola.
    »Ja, als Putzfrau in einer Schule.«
    »Was hatte er in Venedig in einer Bank zu tun?«
    »Er wollte die Hypothekenrate für seine Wohnung in Treviso bezahlen. Die Bank, die ihm ursprünglich das Darlehen gegeben hatte, wurde von einer hiesigen Bank übernommen, und nun kommt er einmal im Jahr her, um die Rate persönlich einzuzahlen. Wenn er das über seine Bank in Treviso macht, berechnen die ihm jedesmal zweihunderttausend Lire, darum ist er an seinem freien Tag nach Venedig gekommen, um das Geld zu bringen.«
    »Und dabei ist er gleich in einen Banküberfall geraten?«
    Brunetti nickte.
    Paola schüttelte den Kopf. »Wirklich erstaunlich, daß er zur Aussage bereit ist. Du sagst, der Mann, den sie festgenommen haben, steht mit der Mafia in Verbindung?«
    »Sein Bruder.« Brunetti behielt seine Überzeugung für sich, daß die Feststellung damit vermutlich für beide Männer galt.
    »Weiß das der Mann aus Treviso?«
    »Ja. Ich habe es ihm gesagt.«
    »Und trotzdem will er aussagen?« Als Brunetti erneut nickte, sagte Paola: »Dann gibt es für uns alle vielleicht doch noch Hoffnung.«
    Brunetti zuckte die Achseln in dem Bewußtsein, daß es nicht ganz aufrichtig, vielleicht sogar sehr unaufrichtig von ihm war, Paola nicht zu berichten, was Iacovantuono noch gesagt hatte, nämlich daß man seinen Kindern zuliebe mutig zu handeln habe. Er ließ sich tiefer in die Sofapolster sinken, streckte die Beine aus und schlug die Füße übereinander.
    »Bist du jetzt fertig damit?« fragte er. Sie würde schon wissen, was er meinte.
    »Ich glaube nicht, Guido«, antwortete sie, und in ihrem Ton lag sowohl Zögern als auch ein gewisses Bedauern.
    »Warum nicht?«
    »Weil die Zeitungen, wenn sie darüber schreiben, einen willkürlichen Akt von Vandalismus daraus machen werden, so, als hätte jemand eine Mülltonne umgeworfen oder die Sitze im Zug aufgeschlitzt.«
    Brunetti antwortete nicht darauf, wiewohl er versucht war, und wartete, was sie weiter sagen würde.
    »Es war aber keine Willkür, Guido, und es war auch kein Vandalismus.« Sie legte ihr Gesicht in die Hände und schob diese langsam höher, bis auf den Kopf hinauf. Von unten tönte ihre Stimme zu ihm herüber: »Die Öffentlichkeit muß begreifen, warum das getan wurde - daß diese Leute Dinge tun, die nicht nur widerwärtig, sondern auch unmoralisch sind, und daß man sie zwingen muß, es zu unterlassen.«
    »Hast du auch die Folgen bedacht?« fragte Brunetti ruhig.
    Sie sah zu ihm auf. »Wie könnte ich zwanzig Jahre mit einem Polizisten verheiratet sein und die Folgen nicht bedenken?«
    »Die Folgen für dich?«
    »Natürlich.«
    »Und für mich?«
    »Ja.«
    »Und das tut dir nicht leid?«
    »Natürlich tut es mir leid. Ich möchte weder meine Arbeit verlieren noch deine Karriere in Mitleidenschaft ziehen.«
    »Aber...?«
    »Guido, ich weiß, daß du meinst, ich spielte mich mächtig auf«, begann sie. Und noch ehe er etwas einwenden konnte, sprach sie schon weiter: »Das stimmt ja auch, aber nur manchmal. Diesmal ist es etwas ganz, ganz anderes. Ich tue das nicht, um in die Zeitung zu kommen. Ich kann dir sogar ehrlich sagen, daß ich Angst vor dem Ärger habe, den wir alle dadurch bekommen werden. Aber ich muß das tun.« Als sie sah, daß er sie unterbrechen wollte, korrigierte sie sich rasch: »Ich meine, jemand muß es tun, oder um eine Floskel zu gebrauchen, die du gar nicht magst«, sagte sie mit einem sanften Lächeln, »es muß sein.« Immer noch lächelnd fuhr sie fort: »Ich will mir gern anhören, was du zu sagen hast, aber ich glaube nicht, daß ich anders handeln kann, als ich es mir vorgenommen

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