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Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti

Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti

Titel: Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Frauen: daß Liebe niemals etwas mit bloßer Begierde und mit Beherrschen zu tun hat.« Sie schwieg, blickte auf ihre rechte Hand und zupfte abwesend an der Nagelhaut ihres Daumens. »Das wäre alles, glaube ich. Ende der Predigt.«
    Das Schweigen zwischen ihnen wurde immer länger, bis Brunetti es schließlich, wenn auch nur zögernd, brach.
    »Meinst du, daß alle Männer so denken, oder nur einige?« fragte er.
    »Nur einige, nehme ich an. Die Guten, gute Männer wie du, natürlich nicht.« Aber bevor er dazu etwas sagen konnte, fuhr sie wieder fort: »Sie denken aber auch nicht so wie wir, wie wir Frauen. Ich glaube nicht, daß die Vorstellung von Liebe als bloßer Begierde und Gewalt und Machtausübung ihnen so vollkommen fremd ist wie uns.«
    »Allen Frauen? Ist das allen Frauen fremd?«
    »Ich wünschte es mir. Nein, leider nicht allen.«
    Er sah zu ihr auf. »Haben wir also jetzt irgend etwas gelöst?«
    »Ich weiß es nicht. Aber ich möchte, daß du weißt, wie ernst mir die Sache ist.«
    »Und wenn ich dich nun bitte, damit aufzuhören, nichts weiter zu unternehmen?«
    Sie preßte die Lippen ganz fest zusammen, ein Gesichtsausdruck, den er schon seit Jahrzehnten an ihr beobachtete. Sie schüttelte nur den Kopf, sagte aber nichts.
    »Heißt das, du willst nicht damit aufhören, oder du willst nicht, daß ich dich darum bitte?«
    »Beides.«
    »Ich bitte dich aber und werde dich weiter darum bitten.« Und bevor sie antworten konnte, hob er abwehrend die Hand und sagte: »Nein, Paola, sag jetzt nichts, denn ich weiß schon, was du sagen willst, und möchte es nicht hören. Aber vergiß bitte nicht, daß ich dich gebeten habe, es zu unterlassen. Nicht meinetwegen oder meiner Karriere zuliebe, was immer das heißt. Sondern weil ich das, was du tust und wovon du glaubst, es müsse getan werden, für unrecht halte.«
    »Ich weiß«, sagte Paola und stand auf.
    Bevor sie von ihrem Schreibtisch fortging, fügte er noch hinzu: »Ich liebe dich auch von ganzem Herzen. Und das werde ich immer tun.«
    »Ah, das ist gut zu hören und zu wissen.« Er hörte die Erleichterung in ihrer Stimme und wußte aus langer Erfahrung, daß jetzt noch eine scherzhafte Schlußbemerkung folgen würde. Und wie in all den entscheidenden Jahren seines Lebens enttäuschte sie ihn auch diesmal nicht. »Dann können wir zum Abendessen also beruhigt Messer auf den Tisch legen.«

6
    A m nächsten Morgen nahm Brunetti nicht den üblichen Weg zur Questura, sondern wandte sich hinter der Rialto-Brücke nach rechts. Rosa Salva galt als eine der besten Bars in der Stadt; Brunetti mochte besonders die kleinen Kuchen mit Ricotta. Also ging er dort auf einen Espresso und ein Stück Gebäck hinein, tauschte mit einigen Leuten Höflichkeiten aus und nickte ein paar anderen zu, die er nur vom Sehen kannte.
    Danach machte er sich auf den Weg durch die Calle della Mandola in Richtung Campo San Stefano und schließlich zur Piazza San Marco. Der erste campo, den er überquerte, war der Campo Manin, wo vier Arbeiter gerade eine große Glasscheibe aus einem Boot auf einen hölzernen Rollwagen wuchteten, um sie zu dem Reisebüro zu bringen, wo sie eingesetzt werden sollte.
    Brunetti stellte sich zu den anderen Zuschauern, die sich eingefunden hatten, um dem Transport der großen Scheibe über den campo zuzusehen. Die Arbeiter hatten Handtücher zwischen das Glas und den Holzrahmen gesteckt. Nun rollten sie, zwei an jeder Seite, ihre Last zu dem wartenden Loch.
    Während die Männer den campo überquerten, wurden hinter ihnen die unterschiedlichsten Meinungen laut. »Das waren Zigeuner.« - »Nein, es war ein früherer Angestellter mit einem Gewehr.« - »Ich habe gehört, es war der Besitzer, der die Versicherung kassieren will.« - »Ach, Quatsch, da hat der Blitz eingeschlagen.« Wie immer in solchen Fällen war jeder überzeugt, die einzig richtige Version zu kennen, und hatte für alles andere nur Verachtung übrig.
    Als der Rollwagen sein Ziel erreicht hatte, löste Brunetti sich aus der kleinen Versammlung und setzte seinen Weg fort.
    In der Questura ging er zuerst in den großen Raum, wo die Uniformierten ihre Schreibtische hatten, und bat um die Berichte der letzten Nacht. Es war wenig passiert, und nichts davon interessierte ihn. Oben in seinem Zimmer verbrachte er den größten Teil des Vormittags mit der scheinbar endlosen Aufgabe, Papiere von der einen Seite seines Schreibtischs auf die andere umzuschichten. Bei seiner Bank hatte man ihm Vorjahren

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