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Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti

Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti

Titel: Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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kleiner Fiat, dessen Fahrerin auf dem Weg zum Kindergarten war, um ihre Tochter abzuholen, angesichts der Straßensperre seine Fahrt. Der Lieferwagen schleuderte auf die Gegenfahrbahn, krachte dem Fiat voll in die Seite und tötete die Frau auf der Stelle. Die beiden Männer, Bonaventura und der Fahrer, waren angeschnallt gewesen und unverletzt geblieben, obwohl der Zusammenprall sie kräftig durchgeschüttelt hatte.
    Ehe sie sich aus ihren Sicherheitsgurten befreien konnten, waren sie von Carabinieri eingekreist, die sie aus dem Wagen zogen und mit dem Gesicht an die Türen stellten. Schnell kamen noch vier mit Maschinenpistolen bewaffnete Carabinieri hinzu und umringten sie, während zwei andere zu dem Fiat rannten, aber mit einem Blick sahen, daß nichts mehr zu machen war.
    Brunettis Wagen hielt, und er stieg aus. Eine unnatürliche Stille lag über der Szene. Er hörte seine eigenen Schritte, als er auf die beiden Männer zuging, die schwer atmend dastanden. Irgendwo neben dem Lieferwagen fiel etwas Metallenes zu Boden.
    Brunetti wandte sich an den Sergente: »In den Wagen mit ihnen«, sagte er nur.

24
    E s wurde hin und her diskutiert, wohin die Männer zum Verhör zu bringen seien: nach Castelfranco, in dessen Zuständigkeitsbereich der Ort und die Festnahme lagen, oder nach Venedig, von wo die Ermittlungen ausgegangen waren? Brunetti hörte sich das eine Weile an, dann unterbrach er die Männer mit eherner Stimme: »Ich habe gesagt, bringen Sie die Männer ins Auto. Wir bringen sie nach Castelfranco zurück.« Die anderen Polizisten warfen einander verstohlene Blicke zu, aber keiner widersprach, also geschah es so.
    In Boninos Dienstzimmer wurde Bonaventura darüber belehrt, daß er seinen Anwalt verständigen dürfe, und als der andere sich als Roberte Sandi, Werkleiter der Fabrik, zu erkennen gab, sagte man ihm dasselbe. Bonaventura nannte einen Anwalt mit großer Strafrechtspraxis und bat um die Erlaubnis, ihn anzurufen. Sandi beachtete er überhaupt nicht.
    »Und was ist mit mir?« fragte Sandi, an Bonaventura gewandt.
    Bonaventura gab ihm keine Antwort.
    »Was ist mit mir?« wiederholte Sandi.
    Bonaventura schwieg.
    Sandi, der mit einem deutlich piemontesischen Akzent sprach, drehte sich zu dem Uniformierten neben ihm um und sagte: »Wo ist Ihr Chef? Ich will Ihren Chef sprechen.«
    Bevor dieser antworten konnte, trat Brunetti vor und sagte: »Ich leite die Ermittlungen«, obwohl er sich dessen gar nicht sicher war.
    »Dann will ich mit Ihnen reden«, erklärte Sandi und sah ihn mit bösartig schillernden Augen an.
    »Aber, aber, Roberto«, mischte Bonaventura sich plötzlich ein, wobei er Sandi eine Hand auf den Arm legte. »Du weißt doch, daß du meinen Anwalt haben kannst. Sobald er hier ist, reden wir mit ihm.«
    Sandi schüttelte die Hand mit einem leisen Fluch von sich ab. »Keinen Anwalt. Schon gar nicht deinen. Ich will mit dem Polizisten reden.« Und an Brunetti gewandt: »Also, wo können wir uns unterhalten?«
    »Roberto«, sagte Bonaventura in einem Ton, der drohend klingen sollte, »du wirst doch nicht wirklich mit ihm reden wollen.«
    »Du sagst mir nicht mehr, was ich zu tun habe«, zischte Sandi.
    Brunetti drehte sich um, machte die Tür auf und ging mit Sandi auf den Korridor hinaus. Einer der Uniformierten folgte ihnen nach draußen und führte sie zu einem kleinen Verhörzimmer, öffnete die Tür und sagte: »Hier, Commissario«, dann wartete er, bis sie hineingegangen waren.
    Brunetti sah einen kleinen Tisch und vier Stühle. Er setzte sich und wartete auf Sandi. Als dieser ebenfalls saß, warf Brunetti einen Blick zu ihm hinüber und fragte: »Nun?«
    »Nun was?« fragte Sandi zurück. Man hörte ihm noch immer die Wut an, die Bonaventura heraufbeschworen hatte.
    »Was wollten Sie mir über diese Lieferungen sagen?«
    »Was wissen Sie denn schon?« erkundigte sich Sandi.
    Brunetti tat, als habe er die Frage nicht gehört, und hakte nach: »Wie viele von Ihnen sind daran beteiligt?«
    »Woran?«
    Statt zu antworten, stützte Brunetti die Ellbogen auf den Tisch, faltete die Hände und legte den Mund auf seine Fingerknöchel. So blieb er fast eine Minute sitzen und starrte zu Sandi hinüber, dann wiederholte er: »Wie viele sind daran beteiligt?«
    »Woran?« fragte Sandi erneut zurück, wobei er sich diesmal ein winziges Lächeln gestattete, etwa wie ein Kind, wenn es eine Frage stellt, mit der es den Lehrer in Verlegenheit zu bringen hofft.
    Brunetti hob den Kopf, legte die Hände

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