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Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti

Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti

Titel: Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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auf den Tisch und stemmte sich hoch. Ohne ein Wort ging er zur Tür und klopfte. Hinter dem Maschendraht der Sprechöffnung erschien ein Gesicht. Dann ging die Tür auf, und Brunetti verließ den Raum und machte die Tür hinter sich zu. Er bedeutete der Wache dazubleiben und ging über den Korridor zurück. Er spähte in das Zimmer, in dem man Bonaventura festgehalten hatte, und sah, daß er noch da war, wenn auch allein. Brunetti blieb zehn Minuten vor der Einwegscheibe stehen und beobachtete den Mann dahinter. Bonaventura saß seitlich zur Tür, offenbar bemüht, nicht hinzusehen und auch nicht auf die Schritte der draußen Vorbeigehenden zu reagieren.
    Schließlich öffnete Brunetti die Tür, ohne anzuklopfen, und ging hinein. Bonaventuras Kopf flog zu ihm herum. »Was wollen Sie?« fragte er, als er Brunetti sah.
    »Ich will mit Ihnen über die Lieferungen sprechen.«
    »Was für Lieferungen?«
    »Arzneimittel. Nach Sri Lanka. Und Kenia. Und Bangladesch.«
    »Was soll damit sein? Die sind vollkommen legal. Wir haben alle erforderlichen Dokumente dafür im Büro.«
    Daran zweifelte Brunetti nicht. Er blieb vor der Tür stehen, mit dem Rücken daran gelehnt und einen Fuß dagegen gestemmt, die Arme vor der Brust gekreuzt. »Signor Bonaventura, wollen Sie mit mir darüber reden, oder soll ich wieder zu Ihrem Werkmeister gehen und noch einmal mit ihm sprechen?« Brunetti ließ seine Stimme sehr müde klingen, fast gelangweilt.
    »Was hat er gesagt?« fragte Bonaventura, bevor er es sich anders überlegen konnte.
    Brunetti stand da und sah ihn eine Weile an, dann sagte er noch einmal: »Ich will mit Ihnen über diese Lieferungen sprechen.«
    Bonaventura traf einen Entschluß. Er verschränkte die Arme vor der Brust, genau wie Brunetti. »Ich sage nichts, bevor mein Anwalt da ist.«
    Brunetti ließ ihn allein und ging wieder zu dem anderen Zimmer, vor dem noch derselbe Polizist stand. Als dieser den Commissario kommen sah, trat er zurück und öffnete ihm die Tür.
    Sandi blickte auf, als Brunetti eintrat. Dann sagte er ohne Einleitung: »Also gut, was wollen Sie wissen?«
    »Die Lieferungen, Signor Sandi«, fragte Brunetti - den Namen sprach er eigens für die in der Decke versteckten Mikrophone - und setzte sich ihm gegenüber, »wohin gehen die?« »Nach Sri Lanka, wie die von gestern abend. Und nach Kenia und Nigeria. In alle möglichen Länder.«
    »Immer Medikamente?«
    »Ja, wie die in dem Lieferwagen, die Sie gesehen haben.«
    »Was sind das für Medikamente?«
    »Vieles ist gegen erhöhten Blutdruck. Etwas Hustensaft. Und Stimmungsaufheller. Die sind sehr beliebt in der dritten Welt. Ich glaube, man kriegt sie dort ohne Rezept. Und Antibiotika.«
    »Wie viele davon sind in Ordnung?«
    Sandi zuckte die Achseln; solche Einzelheiten interessierten ihn nicht. »Keine Ahnung. Die meisten sind abgelaufen oder werden nicht mehr hergestellt. Sachen, die wir in Europa nicht mehr verkaufen können, jedenfalls nicht im Westen.«
    »Was machen Sie damit? Tauschen Sie die Etiketts aus?«
    »Das weiß ich nicht genau. Davon hat mir niemand etwas gesagt. Ich habe sie nur versandfertig gemacht.« Sandis Ton hatte die ruhige Sicherheit des geübten Lügners.
    »Aber Sie haben doch wohl eine gewisse Vorstellung«, drängte Brunetti mit sanfter Stimme, als wollte er sagen, daß ein so kluger Mann wie Sandi das bestimmt schon herausbekommen hatte. Als Sandi nicht darauf einging, wurde Brunettis Stimme weniger sanft. »Signor Sandi, ich glaube, es wird Zeit, daß Sie uns die Wahrheit sagen.«
    Sandi überlegte, den Blick starr auf einen unerbittlichen Brunetti gerichtet. »Ich nehme an, so machen die das«, sagte er endlich, dabei deutete er mit dem Kopf in Richtung des Zimmers, in dem Bonaventura saß, um dann fortzufahren: »Ihm gehört auch eine Firma, die abgelaufene Medikamente von den Apotheken einsammelt. Zur Entsorgung oder Vernichtung. Sie sollen eigentlich verbrannt werden.«
    »Und?«
    »Es werden Schachteln verbrannt.«
    »Schachteln womit?«
    »Mit altem Papier. Manche sind auch einfach leer. Gerade schwer genug, damit das Gewicht stimmt. Niemand interessiert sich für den Inhalt, solange das Gewicht stimmt.«
    »Hat nicht jemand zu kontrollieren, was da gemacht wird?«
    Sandi nickte. »Da ist einer vom Gesundheitsministerium.«
    »Und?«
    »Für den ist gesorgt.«
    »Dann werden diese Sachen, die Medikamente, die nicht verbrannt werden, also zum Flughafen gebracht und in die dritte Welt geschickt?«
    Sandi

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