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Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti

Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti

Titel: Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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nickte.
    »Sie werden verschickt?« wiederholte Brunetti, der eine protokollfähige Antwort von Sandi brauchte.
    »Ja.«
    »Und bezahlt?«
    »Natürlich.«
    »Obwohl sie abgelaufen sind?«
    Sandi schien ob dieser Frage gekränkt. »Viele von diesen Sachen sind viel länger haltbar, als das Gesundheitsministerium sagt. Ein großer Teil ist noch gut. Das Zeug hält wahrscheinlich länger, als auf der Packung angegeben ist.«
    »Was wird noch verschickt?«
    Sandi beobachtete ihn mit schlauem Blick, sagte aber nichts.
    »Je mehr Sie mir sagen, desto besser wird es für Sie sein.«
    »Besser inwiefern?«
    »Die Richter werden erfahren, daß Sie uns bereitwillig geholfen haben, und das wird zu Ihren Gunsten ausschlagen.«
    »Wer garantiert mir das?«
    Brunetti zuckte die Achseln.
    Lange sprachen beide nicht, dann fragte Brunetti: »Was haben Sie noch verschickt?«
    »Werden Sie dem Richter sagen, daß ich Ihnen geholfen habe?« beharrte Sandi, nicht zufrieden, solange er nichts für sich herausschlagen konnte.
    »Ja.«
    »Und wer garantiert mir das?«
    Brunetti zuckte wieder die Achseln.
    Sandi senkte kurz den Kopf, malte mit dem Finger eine Figur auf die Tischplatte und sah dann wieder auf. »Einiges in diesen Sendungen ist nutzlos. Es ist nichts. Mehl, Zucker oder was sie sonst nehmen, wenn sie Placebos machen. Und gefärbtes Wasser oder Öl in den Ampullen.«
    »Verstehe«, sagte Brunetti. »Wo wird das alles gemacht?«
    »Da.« Sandi hob die Hand und zeigte in die Ferne, wo sich vielleicht, vielleicht auch nicht, Bonaventuras Fabrik befand. »Da kommt eine Nachtschicht, die stellt das Zeug her und beschriftet und verpackt es. Dann wird es zum Flughafen gebracht.«
    »Warum?« fragte Brunetti, und als er sah, daß Sandi die Frage nicht verstand, fügte er hinzu: »Warum Placebos und keine richtigen Medikamente?«
    »Dieses Mittel gegen Bluthochdruck - besonders das - ist sehr teuer. Die Rohstoffe oder Chemikalien, oder was man dazu braucht. Auch einige von den Sachen gegen Diabetes, glaube ich wenigstens. Da machen sie eben Placebos, um Kosten zu sparen. Fragen Sie doch ihn danach«, sagte er und zeigte in die Richtung, wo er Bonaventura zuletzt gesehen hatte.
    »Und auf dem Flughafen?«
    »Nichts weiter. Läuft alles, wie es sich gehört. Wir laden die Sachen ins Flugzeug, und am anderen Ende werden sie ausgeliefert. Hat nie Probleme gegeben. Dafür ist vorgesorgt.«
    »Ist das alles kommerziell?« fragte Brunetti, dem ein neuer Gedanke gekommen war. »Oder wird auch einiges davon gespendet?«
    »Wir verkaufen viel an Hilfsorganisationen, falls Sie das meinen. Vereinte Nationen und so. Wir geben ihnen einen Rabatt und setzen den Rest von der Steuer ab. Als Spende.«
    Brunetti hütete sich, eine Reaktion auf das Gehörte zu zeigen. Er hatte den Eindruck, daß Sandi weit mehr verstand, als einen Lieferwagen zum Flughafen zu fahren. »Prüft einer von der UN den Inhalt?«
    Sandi schnaubte ungläubig. »Die haben doch nichts anderes im Sinn, als sich dabei fotografieren zu lassen, wie sie das Zeug in den Flüchtlingslagern verteilen.«
    »Schicken Sie in diese Lager die gleichen Sachen wie in den regulären Sendungen?« »Nein, da ist das meiste gegen Durchfall und Amöbenruhr. Und jede Menge Hustensaft. Die sind so mager, die haben hauptsächlich mit so was zu tun.«
    »Aha«, sagte Brunetti. »Wie lange machen Sie das schon?«
    »Ein Jahr.«
    »Als was?«
    »Als Werkmeister. Ich habe früher für Mitri gearbeitet, in seiner Fabrik. Aber dann bin ich hierhergekommen.« Er verzog bei diesen Worten das Gesicht, als bereitete die Erinnerung ihm Schmerz oder Kummer.
    »Hat Mitri dasselbe gemacht?«
    Sandi nickte. »Ja, bis er die Fabrik verkaufte.«
    »Warum hat er sie verkauft?«
    Sandi zuckte die Achseln. »Ich habe gehört, er hat ein Angebot bekommen, das er nicht ausschlagen konnte. Das heißt, es wäre nicht ungefährlich gewesen, es auszuschlagen. Es waren große Tiere, die kaufen wollten.«
    Brunetti verstand sehr wohl, was er meinte, und war nur überrascht, daß Sandi sogar hier Angst hatte, die Organisation beim Namen zu nennen, die diese »großen Tiere« vertraten. »Er hat also verkauft?«
    Sandi nickte. »Aber er hat mich seinem Schwager empfohlen.« Der Gedanke an Bonaventura riß ihn aus dem Reich der Erinnerungen zurück. »Und ich verfluche den Tag, an dem ich angefangen habe, für ihn zu arbeiten.«
    »Deswegen?« fragte Brunetti mit einer Handbewegung, die das öde, sterile Zimmer, in dem sie saßen, und

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