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Brunetti 09 - Feine Freunde

Brunetti 09 - Feine Freunde

Titel: Brunetti 09 - Feine Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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war eben so: vorsichtig. Er arbeitete doch in diesem Amt, zu dessen Aufgaben es auch gehört, daß die Leute rausgehen und sich Baustellen angucken, aber Franco blieb lieber in seinem Büro sitzen und prüfte anhand der Pläne, wie die Häuser konzipiert waren oder wie sie nach einer Restaurierung aussehen würden. Das hat ihm Spaß gemacht, dieser Teil seiner Arbeit. So hat er es mir jedenfalls erzählt.«
    »Aber«, sagte Brunetti, der sich an Rossis Besuch bei ihm zu Hause erinnerte, »ich dachte, zu seiner Arbeit gehörten auch Inspektionen vor Ort, wenn gegen Bauvorschriften verstoßen worden war.«
    Caberlotto zuckte die Achseln. »Ich weiß, daß er manchmal in die Häuser mußte, aber nach meinem Eindruck hat er das nur getan, um die Besitzer über gewisse Dinge aufzuklären, damit sie überhaupt begriffen, worum es ging.« Caberlotto hielt inne, versuchte wohl, sich seine Gespräche mit Rossi ins Gedächtnis zu rufen, dann redete er weiter: »Ich kannte ihn ja nicht besonders gut. Wir waren eben Nachbarn und haben uns gelegentlich auf der Straße unterhalten oder ein Gläschen zusammen getrunken. Dabei hat er mir erzählt, daß er gern Baupläne studiert.«
    »Sie sagen, er sei immer so vorsichtig gewesen«, hakte Brunetti nach.
    »Ja, bei allem«, sagte Caberlotto mit dem Hauch eines Lächelns. »Ich habe ihn manchmal damit aufgezogen. Er hätte nie einen Karton die Treppe hinuntergetragen. Sagte immer, er muß beim Gehen beide Füße sehen.« Er unterbrach sich kurz, als müßte er erst darüber nachdenken, ob er fortfahren solle, tat es dann aber. »Einmal ist ihm eine Glühbirne geplatzt, und da hat er mich nach einem Elektriker gefragt. Ich wollte wissen, worum es ging, und als er es mir sagte, habe ich gemeint, er könne die Birne doch selbst auswechseln. Dazu muß man nur einen Klebestreifen verkehrt herum um ein Stück Pappe wickeln, es in den Birnensockel schieben und die Birne herausdrehen. Aber er traute sich einfach nicht, die Birne anzufassen.« Caberlotto verstummte.
    »Und dann?« ermunterte ihn Brunetti.
    »Es war Sonntag, da wäre sowieso kein Elektriker gekommen. Also bin ich raufgegangen und hab's für ihn gemacht. Einfach den Strom abgeschaltet und die geplatzte Birne rausgeschraubt.« Er sah Brunetti an und machte mit der rechten Hand eine Drehbewegung. »Ich hab's genauso gemacht, wie ich es ihm gesagt hatte, mit dem Klebestreifen, und die Birne ist ohne weiteres rausgekommen. Hat nur fünf Sekunden gedauert, aber er hätte es niemals selbst machen können. Er hätte das Zimmer nicht benutzt, bis er einen Elektriker gefunden hätte, und so lange wäre es eben dunkel geblieben.« Er lächelte zu Brunetti hinüber. »Es hatte eigentlich nicht direkt damit zu tun, daß er Angst hatte. Er war einfach so.«
    »War er verheiratet?« fragte Brunetti.
    Caberlotto schüttelte den Kopf.
    »Freundin?«
    »Nein, auch nicht.«
    Hätte er Caberlotto besser gekannt, Brunetti hätte vielleicht noch »oder einen Freund« gefragt. »Eltern?«
    »Weiß ich nicht. Wenn sie noch leben, dann wohl nicht hier in Venedig. Er hat nie von ihnen gesprochen und war an Feiertagen immer hier.«
    »Bekannte, Freunde?«
    Caberlotto überlegte eine Weile und sagte dann: »Manchmal habe ich ihn auf der Straße mit Leuten gesehen. Oder in einer Bar. Sie wissen ja, wie das ist. Aber ich erinnere mich nicht an jemand Bestimmten, oder daß ich ihn öfter mit ein und derselben Person gesehen hätte.«
    Da Brunetti darauf nichts sagte, versuchte Caberlotto es ihm zu erklären. »Wir waren ja nicht direkt Freunde, wissen Sie, und so habe ich ihn dann wohl auch öfter gesehen, ohne groß darauf zu achten, ihn also einfach nur so erkannt.«
    Brunetti fragte: »Bekam er Besuch?«
    »Das nehme ich an. Ich kriege nicht allzuviel davon mit, wer hier ein und aus geht. Ich höre Leute die Treppe raufoder runtergehen, aber ich weiß nie, wer es ist.« Ganz plötzlich fragte er: »Aber warum sind Sie eigentlich hier?«
    »Ich habe ihn auch gekannt«, antwortete Brunetti. »Und als ich erfuhr, daß er tot ist, bin ich gekommen, um mit seinen Hinterbliebenen zu reden, aber ich bin nur als Freund hier, sonst nichts.« Caberlotto fragte sich nicht, wieso Brunetti, wenn er ein Freund von Rossi war, so wenig über ihn wußte.
    Brunetti stand auf. »Ich lasse Sie jetzt Mittag essen, Signor Caberlotto«, sagte er und gab ihm die Hand.
    Caberlotto begleitete Brunetti über den Flur zur Haustür, öffnete sie. Wie er so auf der höheren

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