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Brunetti 09 - Feine Freunde

Brunetti 09 - Feine Freunde

Titel: Brunetti 09 - Feine Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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entbehrlich geworden, niemand machte sich Sorgen, wenn sie längere Zeit fortblieben. Er kannte ihr Alter nicht, schätzte sie aber auf siebzehn und hoffte nur, daß sie nicht noch jünger war. Wenn doch, würde Rizzardi es wahrscheinlich feststellen können; er selbst wollte es lieber gar nicht wissen.
    Er ging zur Herrentoilette hinunter und wusch sich die Hände, trocknete sie ab und wusch sie noch einmal. An seinen Schreibtisch zurückgekehrt, nahm er ein Blatt Papier aus der Schublade und schrieb in fetten Lettern die Schlagzeile darauf, die er in der morgigen Zeitung zu lesen wünschte: »Mordopfer rächt sich mit Todesbiß«. Während er von oben auf das Blatt stierte, fragte er sich, genau wie Rizzardi, was für Narben solches Tun wohl bei ihm hinterlassen würde. Er malte ein Einfügungszeichen zwischen »sich« und »mit« und schrieb in die Zeile darüber: »von jenseits des Grabes«. Dann betrachtete er eine Weile sein Werk, fand aber schließlich, daß die Einfügung die Zeile für eine Spalte zu lang machte, und strich sie wieder durch. Zuletzt zückte er das eselsohrige Notizbuch, in dem er Namen und Telefonnummern stehen hatte, und wählte die dienstliche Nummer des Kriminalreporters vom Gazzettino. Dieser fühlte sich geschmeichelt, weil der andere Artikel Brunetti gefallen hatte, und versprach, dafür zu sorgen, daß die neue Meldung in die morgige Ausgabe komme. Er sagte auch, daß Brunettis Schlagzeile ihm gefalle und er sie wörtlich so übernehmen wolle.
    »Ich möchte aber nicht, daß Sie Ärger bekommen«, versuchte Brunetti die Begeisterung des Mannes zu dämpfen. »Sie riskieren hoffentlich nichts, indem Sie das bringen?«
    Der Reporter lachte schallend. »Ärger dafür, daß ich etwas ins Blatt setze, was nicht stimmt? Ich?« Noch immer lachend, wollte er sich schon verabschieden, aber Brunetti kam ihm rasch zuvor.
    »Besteht die Möglichkeit, die Meldung auch in La Nuova, unterzubringen?« fragte er. »Ich hätte sie gern in beiden Blättern.«
    »Das müßte gehen. Die haben dort einen, der seit Jahren unseren Computer anzapft. So sparen sie sich die Kosten für einen eigenen Reporter. Ich tippe das also einfach ein, und die holen es sich dann schon, besonders wenn ich es schön gruslig formuliere. Bei Blut können sie nicht nein sagen. Aber Ihre Schlagzeile - ich fürchte, die werden sie nicht nehmen«, meinte er mit aufrichtigem Bedauern. »Darin ändern sie immer mindestens ein Wort.«
    Brunetti, der mit dem, was er erreicht hatte, schon ganz zufrieden war, fand sich damit ab, bedankte sich und legte auf.
    Um sich zu beschäftigen, vielleicht aber auch nur, um in Bewegung und seinem Schreibtisch möglichst fern zu bleiben, ging er zu Signorina Elettra hinunter, die er in eine Zeitschrift vertieft vorfand.
    Als sie seine Schritte hörte, sah sie auf. »Ah, Sie sind wieder da, Commissario«, sagte sie, schon mit einem Lächeln auf den Lippen. Als sie jedoch den Gesichtsausdruck sah, den er mit in ihr Büro brachte, schwand das Lächeln. Sie klappte die Zeitschrift zu, zog eine Schublade auf, nahm eine Mappe heraus und reichte sie ihm. »Ich habe von den beiden jungen Leuten gehört«, sagte sie. »Es tut mir leid.«
    Er wußte nicht, ob er sich für dieses Beileid bedanken sollte oder nicht. Also nickte er nur, während er die Mappe nahm und sie aufschlug. »Die Volpatos?«
    »Mhm«, antwortete sie. »An dem, was da drinsteht, können Sie sehen, wie gut die beiden geschützt sein müssen.«
    »Geschützt von wem?« fragte er, den Blick auf dem ersten Blatt.
    »Von jemandem bei der Guardia di Finanza, würde ich sagen.«
    »Warum?«
    Sie stand auf und lehnte sich über den Schreibtisch. »Auf der zweiten Seite«, sagte sie, und als er umblätterte, zeigte sie auf ein paar Zahlenreihen. »Die erste Zahl ist jeweils das Jahr. Dann kommt die Summe ihres angegebenen Vermögens: Bankkonten, Wohnungen, Aktien. Und in der dritten Spalte steht das in dem Jahr gemeldete Einkommen.«
    »Das heißt«, kommentierte Brunetti das Offensichtliche, »sie müßten in jedem Folgejahr mehr verdient haben, weil sie jedenfalls mehr besaßen.« Das ging nämlich aus den immer höheren Zahlen in der Vermögensspalte hervor.
    Er studierte die Listen weiter. Statt jedoch von Jahr zu Jahr zu steigen, wurden die Zahlen in der dritten Spalte immer kleiner, obwohl die Volpatos immer mehr Wohnungen, Firmen und Häuser kauften. Unentwegt erwarben sie immer mehr und bezahlten immer weniger.
    »Sind sie jemals von der

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