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Brunetti 09 - Feine Freunde

Brunetti 09 - Feine Freunde

Titel: Brunetti 09 - Feine Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Finanza überprüft worden?« fragte er, und die fiskalische rote Flagge, mit der er da winkte, war so groß und grell, daß man sie bis in die Zentrale der Guardia di Finanza in Rom sehen mußte.
    »Nein, noch nie«, sagte sie kopfschüttelnd, während sie sich wieder setzte. »Darum sage ich ja, daß jemand die Hand über sie halten muß.«
    »Haben Sie auch ihre Steuererklärungen?«
    »Na klar«, antwortete sie nur, ohne ihren Stolz verbergen zu wollen. »Diese Zahlen für ihre jährlichen Einnahmen tauchen darin auch alle auf, aber dann können sie jedesmal nachweisen, daß sie horrende Summen für werterhaltende Maßnahmen an ihren Liegenschaften ausgegeben haben, und wie es aussieht, ist es ihnen einfach nicht gegeben, auch nur eine einzige Immobilie je mit Gewinn zu verkaufen.«
    »An wen verkaufen sie denn so?« fragte Brunetti, obwohl er aufgrund jahrelanger ähnlicher Erfahrungen das Drehbuch eigentlich schon kannte.
    »Bisher unter anderem zwei Wohnungen an Stadträte und zwei an Beamte der Guardia di Finanza. Jedesmal mit Verlust, besonders die eine, die an den Colonello ging. Und«, fuhr sie fort, wobei sie zur nächsten Seite umblätterte und auf die oberste Zeile deutete, »wie es aussieht, haben sie außerdem zwei Wohnungen an Dottor Fabrizio dal Carlo verkauft.«
    »Ah«, seufzte Brunetti. Er blickte auf und fragte: »Haben Sie etwa rein zufällig.?«
    Ihr Lächeln war ein Gottesgeschenk. »Es ist alles da: seine Steuerbescheide, ein Verzeichnis der Häuser, die er besitzt, seine Bankkonten, die seiner Frau, alles.«
    »Und?« fragte Brunetti, wobei er es sich mühsam verkniff, einen Blick auf das Blatt Papier zu werfen, weil er ihr doch die Freude lassen wollte, es ihm zu sagen.
    »Nur ein Wunder könnte ihn vor einer Steuerprüfung schützen«, sagte sie, mit den Fingern ihrer linken Hand auf die Papiere tippend.
    »Und keiner hat etwas gemerkt«, sagte Brunetti ruhig. »All die Jahre nicht. Weder bei dal Carlo noch bei den Volpatos.«
    »Und das wird auch so schnell nicht passieren. So lange jedenfalls nicht«, meinte sie und blätterte zur ersten Seite zurück, »wie es solche Sonderpreise für Stadträte gibt.« Sie wartete kurz, dann fügte sie hinzu: »Und für hohe Beamte.«
    »Ja«, pflichtete Brunetti ihr bei, während er mit einem müden Seufzer die Mappe schloß, »und für hohe Beamte.« Er klemmte sich die Mappe unter den Arm. »Was ist mit ihrem Telefon?«
    Fast hätte Signorina Elettra gelächelt. »Sie haben keins.«
    »Wie bitte?« fragte Brunetti.
    »Ich konnte jedenfalls keines entdecken. Weder unter ihren Namen noch unter der Adresse, wo sie wohnen.« Ehe Brunetti nachfragen konnte, lieferte sie schon die möglichen Erklärungen. »Entweder sind sie zu geizig, um eine Telefonrechnung zu bezahlen, oder sie haben ein Mobiltelefon, das auf einen anderen Namen läuft.«
    Brunetti vermochte sich nur schwer vorzustellen, daß heutzutage jemand ohne Telefon leben konnte, zumal wenn man mit Immobilien handelte, Geld verlieh und notwendigerweise Kontakt zu Anwälten, Ämtern und Notaren halten mußte. Außerdem konnte doch niemand so krankhaft genügsam sein und auf ein Telefon verzichten.
    Damit schied jedenfalls eine der Spuren aus, der man sonst hätte nachgehen können, und Brunetti wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem ermordeten Pärchen zu. »Wenn Sie können«, sagte er zu Signorina Elettra, »dann sehen Sie doch bitte einmal, was über Gino Zecchino herauszubekommen ist.«
    Sie nickte. Den Namen kannte sie bereits.
    »Wer das Mädchen ist, wissen wir noch nicht«, fing er an, und dabei dämmerte ihm, daß sie dies vielleicht auch nie erfahren würden. Er mochte den Gedanken jedoch nicht aussprechen, deshalb sagte er nur: »Geben Sie mir Bescheid, wenn Sie etwas finden.«
    »Ja, Commissario«, sagte sie und schaute ihm nach, als er ihr Büro verließ.
    Oben angekommen, beschloß er, die Fehlinformationen, die am nächsten Morgen in den Zeitungen erscheinen sollten, auf eine breitere Basis zu stellen, und verbrachte die nächsten anderthalb Stunden am Telefon, wobei er oft in seinem Notizbuch blättern oder gelegentlich einen Freund nach den Telefonnummern von Frauen und Männern beiderseits des Rechts fragen mußte. Durch Schmeicheleien, Winken mit künftigen Gefälligkeiten, manchmal auch durch offene Drohungen konnte er schließlich etliche Leute dafür gewinnen, bei jeder sich bietenden Gelegenheit die sonderbare Geschichte von dem Mörder zu erzählen, der durch den Biß

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