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Brunetti 10 - Das Gesetz der Lagune

Brunetti 10 - Das Gesetz der Lagune

Titel: Brunetti 10 - Das Gesetz der Lagune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Mittagessen im da Romano, wo er seit Jahren nicht mehr gegessen hatte. Die Sonne wärmte ihn, und seine Schritte wurden immer länger, so wohlig war seinem Körper in der Sonne und der jodgesättigten Luft. Hunde tollten auf dem frischen Gras, und alte Damen saßen in der Sonne und waren froh über die zusätzliche Lebenskraft, die ihnen der Frühling verhieß. Ein riesiger schwarzer Hund erhob sich neben seinem Herrn, der in den Gazzettino vertieft dasaß, und kam zu Brunetti getrottet. Der bückte sich und hielt ihm den Handrücken hin, den der Hund abschleckte, bis er genug von Brunetti hatte, zu seinem Herrn zurücktrottete und sich wieder neben ihn legte.
    Noch ehe Brunetti den Anleger Burano erreichte, fiel ihm auf, daß er viel mehr Menschen sah, als für einen Wochentag gegen Ende des Frühjahrs normal war. Als er an den ersten der Stände kam, die »Original-Burano-Spitzen« verkauften, von denen seines Wissens die meisten aus Indonesien importiert wurden, sah er seinen Weg ständig von pastellfarbenen Leibern verstellt. Er schlängelte sich um sie herum, irritiert von der Achtlosigkeit dieser Leute, die sich offenbar nicht vorstellen konnten, daß jemand einem Ziel zustrebte und anderes zu tun hatte, als mitten auf der Straße zu lustwandeln.
    Er wandte sich von der Piazza in die Via Galuppi und strebte auf da Romano zu, wo er sicher noch einen Platz für ein Uhr reservieren konnte: Einzelpersonen waren in Restaurants immer willkommen. Schlimmstenfalls würde er eine Viertelstunde warten müssen, aber an einem Tag wie diesem wäre es ein Vergnügen, sich so lange in eine der Bars an der Straße zu setzen, einen Prosecco zu schlürfen und vielleicht die Zeitung zu lesen.
    Die Tischchen vor dem Restaurant waren alle besetzt; an etlichen saßen drei Personen, obwohl es nur Zweiertische waren. Er ging durch die Tür in das Restaurant hinein, aber noch bevor er etwas sagen konnte, erspähte ihn einer der Kellner, der mit einem Teller Antipasto misto mare vorbeigeeilt kam, und rief: »Siamo al completo.«
    Einen Augenblick spielte Brunetti mit dem Gedanken, ihm zu widersprechen und sich einfach dennoch einen Platz zu suchen, aber ein Blick in den Gastraum ließ ihn von der Idee wieder Abstand nehmen und gehen. Zwei weitere Restaurants waren ebenso voll, obwohl es erst kurz nach zwölf war, für jeden zivilisierten Menschen viel zu früh zum Essen.
    Brunetti verzehrte in einer Bar, am Tresen stehend, zu Mittag ein Toastbrot mit einer Scheibe Schinken, die nach gar nichts schmeckte, und einer Scheibe Käse, die allem Anschein nach den längsten Teil ihres Lebens in Plastikfolie verbracht hatte. Der Prosecco schmeckte bitter und abgestanden; sogar der Kaffee war schlecht. Angewidert von diesem Mahl und der enttäuschten Hoffnungen überdrüssig, spazierte er mutlos zu einem kleinen Park, um wenigstens ein bißchen die Sonne zu genießen, bis sich seine Stimmung wieder hob. Er setzte sich auf die erste Bank, an die er kam, legte den Kopf zurück und drehte das Gesicht ans Licht. Nach wenigen Minuten erregte furchterregendes Gebell seine Aufmerksamkeit, und als er die Augen öffnete, erblickte er wieder diesen riesigen schwarzen Hund von vorhin, den er jetzt als Neufundländer erkannte.
    Der Hund rannte wie wild über den Rasen, wobei sein Ziel offenbar ein kleines blondes Mädchen war, das am Fuß der Leiter zu einer langen Rutsche stand. Die Kleine sah den Hund kommen, faßte die Holme der Leiter und kletterte, so schnell sie konnte, hinauf. Der Hundehalter stand ratlos auf der anderen Seite des Parks, die leere Leine in der Hand, und rief hinter seinem Hund her.
    Dieser erreichte unter wildem Gebell die Rutsche. Das Mädchen, das schon oben war, kreischte in den höchsten Tönen. Plötzlich sprang der Hund auf die Leiter und überraschte damit Brunetti, der hilflos mit ansehen mußte, wie das Tier oben ankam. Das Mädchen rettete sich mit einem Satz auf die Rutsche und sauste hinunter, der Hund mit steif nach vorn gestreckten Vorderbeinen hinterher.
    Das Mädchen purzelte am Ende der Rutsche in den Sand. Brunetti sprang auf und rannte in ihre Richtung, die rechte Hand vergebens an der Tasche, in der er seine Pistole wieder einmal nicht hatte. Doch er ballte die Hand zur Faust und rannte weiter.
    Der Hund landete unmittelbar neben dem Mädchen, das die Arme ausbreitete und um den riesigen Kopf schlang. Das Bellen ertrank in schrillem Gelächter, dann wurde es ganz still, als der Hund sich anschickte, der Kleinen wie

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