Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brunetti 11 - Die dunkle Stunde der Serenissima

Brunetti 11 - Die dunkle Stunde der Serenissima

Titel: Brunetti 11 - Die dunkle Stunde der Serenissima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
Vom Netzwerk:
der Fords Ansicht über die Jugend und ihre Gesprächsthemen durchaus nachvollziehen konnte.
    Da ihm keine weiteren Fragen einfielen, erhob er sich und streckte die Hand aus. »Danke, daß Sie sich die Zeit genommen haben. Sie waren mir eine große Hilfe, Signore«, sagte er.
    »Haben Sie schon irgendeinen Hinweis auf...« Ford brachte es nicht über sich, die Frage zu Ende zu formulieren.
    »Die Ermittlungen laufen«, lautete Brunettis stereotype Antwort.
    »Gut. Eine furchtbare Geschichte. Sie war so ein reizendes Mädchen. Wir haben sie alle sehr gern gehabt.«
    Da Brunetti dem nichts hinzuzufügen wußte, nickte er nur und folgte Ford aus dem Büro zurück in den noch immer leeren Lesesaal. Ford wollte ihn bis zum Ausgang begleiten, aber Brunetti dankte höflich und sagte, er fände allein hinunter. Als er kurz darauf in das fahle Licht eines Spätherbsttages hinaustrat und sich, da er fürs erste keine anderen Verpflichtungen hatte, anschickte, zum Mittagessen nach Hause zu gehen, begleitete ihn einzig die Trauer über den sinnlosen Verlust eines jungen Lebens, die das Gespräch mit Ford schmerzlich wieder heraufbeschworen hatte.

18
    D aheim empfing ihn Paola mit der Nachricht, daß Marco Erizzo zweimal angerufen habe und dringend um seinen Rückruf bitte.
    Auf einem Zettel neben dem Telefon hatte sie die Nummer von Marcos telefonino notiert, und Brunetti wählte sie sofort, obwohl er durch die Eßzimmertür sah, daß seine Familie bereits vor den dampfenden Tagliatelle saß.
    Beim zweiten Klingeln meldete Marco sich mit Namen.
    »Ich bin's, Guido. Was gibt's?«
    »Deine Leute sind hinter mir her«, rief Marco aufgeregt. »Aber mir war's lieber, wenn du kämst und mich verhaften würdest.«
    In der Annahme, Marco habe vielleicht zuviel ferngesehen, fragte Brunetti: »Wovon redest du, Marco? Was für Leute? Was hast du denn angestellt?«
    »Ich hab dir doch gesagt, was da läuft, oder?«
    »Du meinst wegen deiner Baugenehmigung? Ja, ja, ich weiß. Rufst du deswegen an?«
    »Auch, ja...« Hintergrundgeräusche übertönten seine Stimme, ein Rauschen und Knistern, die Verbindung war gestört.
    Als die Leitung wieder frei war, fragte Brunetti: »Also, was ist passiert?«
    »Der Architekt war's, der Scheißkerl«, fluchte Marco. »Er hat mich gelinkt. Die Baugenehmigung lag schon seit drei Monaten vor! Er hat mich die ganze Zeit angelogen und behauptet, sie wäre noch nicht durch, aber wenn wir ein paar kleine Änderungen vornähmen, würden sie die Pläne vielleicht endlich absegnen. Und dann, ich hab's dir ja erzählt, kam er auf einmal an und sagte, einer im Baureferat verlange dreißig Millionen Lire. Und die ganze Zeit habe ich ihn für jeden neuen Plan bezahlt, den er mir vorlegte, und für die vielen Stunden, die er angeblich für mich gearbeitet hat.« Hier versagte ihm vor Wut die Stimme.
    »Wie bist du dahintergekommen?«
    »Ich war gestern mit Angelo Costantini einen trinken. Zufällig kam ein Freund von ihm in die Bar, und als Angelo uns bekannt machte, erinnerte sich der Typ an meinen Namen und sagte, er sei vom Planungsreferat und wann ich denn endlich mal vorbeikäme, um meine Baugenehmigung abzuholen.« Er hielt inne, um Brunetti Gelegenheit zu geben, Schock oder Empörung zu äußern, aber der war ganz bei seinen Tagliatelle, über die Paola unterdessen einen tiefen Teller gestülpt hatte, unter dem sie hoffentlich warm bleiben würden.
    »Und du, was hast du gemacht, Marco?« fragte er, immer noch abgelenkt von der Sorge um sein Mittagessen, das womöglich inzwischen kalt wurde.
    »Ich hab den Mann gefragt, wovon er spricht, und er sagte, der Architekt habe ihnen erzählt - das muß vor zwei Monaten gewesen sein -, daß ich noch ein paar Änderungswünsche hätte, weshalb er die Pläne erst mit mir durchsprechen müsse, bevor er die endgültigen Zeichnungen einreiche.«
    »Aber wenn die Pläne da bereits genehmigt waren, warum hat das Referat dich nicht einfach angerufen?«
    »Sie haben den Architekten angerufen. Der Kerl kann von Glück sagen, daß ich ihn nicht umgebracht habe.«
    Endlich begriff Brunetti, warum Marco ihn so dringend sprechen wollte. »Was ist passiert?«
    »Heute morgen bin ich zu ihm ins Büro gegangen«, begann Marco, dann stockte er.
    »Und? Was hast du gemacht?«
    »Ihm gesagt, was ich weiß, was der Typ vom Planungsreferat mir erzählt hat.«
    »Und dann?«
    »Dann hat er behauptet, ich müsse ihn falsch verstanden haben und er würde noch heute hingehen aufs Amt und die

Weitere Kostenlose Bücher