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Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist

Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist

Titel: Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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zeitsparender«, orakelte sie aufs Geratewohl.
    »Nein, nein, Signora. Ich bin überhaupt nicht in Eile. Bitte, glauben Sie das nicht. Mich interessiert alles, was Sie zu sagen haben.«
    Bei einem anderen Mann hätte das womöglich zweideutig geklungen, so als bemäntele er den Versuch, mit ihr zu flirten, durch eine scheinbar seriöse Beteuerung, aber bei ihm nahm sie jedes Wort für bare Münze.
    Sie lehnte sich so entspannt zurück, wie ihr das in Gegenwart des anderen Polizisten unmöglich gewesen wäre; mit ihm oder Männern seines Schlages hätte sie auch nie so offen reden können. »Die Wohnung habe ich, wie gesagt, erst seit vier Jahren. Aber ich arbeite zu Hause und habe in der Regel ein offenes Ohr für die Leute, die mit mir reden wollen, schon weil ich die meiste Zeit allein bin mit meiner Arbeit.« Sie besann sich kurz und ergänzte seufzend: »Das heißt, wenn ich bei dem Krach zum Arbeiten komme.«
    Brunetti nickte. Er wußte aus Erfahrung, daß die meisten Menschen mitteilungsbedürftig sind, und auch, wie leicht es fällt, ihnen mit echtem oder auch nur vorgetäuschtem Interesse eine Meinung zu jedem beliebigen Thema zu entlocken.
    Mit einem bitteren Lächeln fuhr Signora Gismondi fort: »Und die Nachbarn, wissen Sie, die haben mir noch ganz andere Sachen über die Alte erzählt. Aber auch wenn ihre Geschichten noch so deutlich bezeugten, wie verhaßt sie war: Zum Schluß beteuerte jeder unweigerlich, man müsse Mitleid haben mit ihr, denn sie sei schließlich eine arme Witwe, die obendrein das grausame Schicksal tragen müsse, ihr einziges Kind überlebt zu haben.«
    Da er spürte, daß sie ihn gern noch weiter mit Nachbarschaftsklatsch versorgt hätte, fragte Brunetti: »Um was ging es denn bei diesen Geschichten, die man Ihnen sonst noch zugetragen hat, Signora?«
    »Zum einen um ihren Geiz. Ich sagte Ihnen ja schon, daß sie dem Postboten nie ein Trinkgeld gab, aber auch für sich hat sie offenbar immer nur das Billigste gewählt. Sie war imstande und marschierte durch die halbe Stadt, um fünfzig Lire an einer Packung Pasta zu sparen. Und mein Schuster sagte, er sei es irgendwann leid gewesen, daß sie dauernd versprach, beim nächsten Mal bekäme er sein Geld, um dann, wenn sie wiederkam, zu behaupten, sie hätte bereits bezahlt. Das ging so lange, bis er sich schließlich weigerte, weiter für sie zu arbeiten.« Sie sah seinen Gesichtsausdruck und räumte ein: »Ich weiß natürlich nicht, wieviel da Wahres dran ist. Sie wissen ja, wie so was geht: Sobald jemand einen bestimmten Ruf hat, machen Geschichten die Runde, bei denen es bald nicht mehr darauf ankommt, ob das, was erzählt wird, sich wirklich so zugetragen hat oder nicht.«
    In der Tat war Brunetti seit langem mit dieser unheilvollen Kettenreaktion vertraut. Ja, er hatte Menschen gekannt, die deswegen ermordet, und andere, die dadurch in den Tod getrieben wurden.
    Signora Gismondi fuhr fort: »Manchmal habe ich erlebt, wie sie die Frauen, die bei ihr arbeiteten, anschrie, daß man es über den ganzen campo hinweg hören konnte. Sie erhob die schlimmsten Vorwürfe: bezichtigte die Frauen der Lüge oder des Diebstahls. Oder sie beschwerte sich über das Essen, das sie ihr gekocht hatten, oder darüber, wie ihr Bett gemacht war. Und ich bekam das alles mit, zumindest im Sommer, es sei denn, ich schottete mich mit Kopfhörern ab. Manchmal sah ich eine der Frauen am Fenster und winkte oder lächelte hinüber, wie man das halt so macht. Und wenn ich eine von ihnen auf der Straße traf, grüßte ich oder nickte ihr zu.« Signora Gismondi blickte verlegen zur Seite, wohl weil sie vorher nie darüber nachgedacht hatte, warum sie sich so verhielt. »Wahrscheinlich wollte ich ihnen zu verstehen geben, daß nicht alle Menschen so sind wie die Alte, oder vielmehr nicht alle Venezianer.«
    Brunetti nickte zum Zeichen, daß er das sehr wohl nachvollziehen konnte.
    »Eine von ihnen, sie kam aus Moldawien, fragte mich eines Tages, ob ich vielleicht Arbeit für sie hätte. Ich mußte ihr sagen, daß ich leider schon seit Jahren dieselbe Zugehfrau habe. Aber sie wirkte so verzweifelt, daß ich mich umhörte und eine Freundin fand, deren Putzfrau gerade gekündigt hatte. Die übernahm dann diese Jana und war sehr zufrieden mit ihr und lobte sie als ehrlich und fleißig.« Signora Gismondi lächelte kopfschüttelnd über die eigene Redseligkeit. »Jedenfalls erzählte Jana meiner Freundin, daß Signora Battestini ihr ganze siebentausend Lire - das war

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