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Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist

Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist

Titel: Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Sommermonate nicht ersticken.« Sie merkte plötzlich, wie töricht und geschwätzig ihre Litanei sich anhören mußte, brach ab und versuchte sich zu erinnern, wie sie auf dieses Thema gekommen war. Dann besann sie sich auf ihren Ausgangspunkt und nahm den Faden wieder auf. »Wie gesagt: Jeder in der Nachbarschaft kennt sie, und sobald ich ihren Namen erwähne, werden die Leute redselig. Ich habe ihre Lebensgeschichte bestimmt schon ein dutzendmal gehört.«
    »Wirklich?« Brunetti, der sich inzwischen doch Notizen machte, schlug eine Seite seines Blocks um und sah sie mit einem Lächeln an, das sie als Aufforderung verstand.
    »Nun ja, sagen wir, ich kenne Details und Auszüge ihrer Lebensgeschichte.«
    »Und darf ich die auch erfahren?«
    »Also, sie lebte schon seit Jahrzehnten im selben Haus. Nach dem, was die Leute sagen, muß sie an die Achtzig gewesen sein, vielleicht auch älter«, sagte Signora Gismondi. »Sie hatte einen Sohn, aber der ist, wie gesagt, verstorben. Wenn man den Nachbarn glauben darf, war ihre Ehe nicht glücklich. Ihr Mann ist seit ungefähr zehn Jahren tot.«
    »Wissen Sie, was er von Beruf war?«
    Sie versuchte sich zu erinnern, indem sie in Gedanken einen über Jahre angesammelten Klatsch-Fundus durchforstete. »Ich glaube, er war bei der Stadt oder bei der Provinzverwaltung, aber ich weiß nicht, in welcher Funktion. Die Leute sagen, er hätte nach Feierabend meistens in der Bar an der Ecke gesessen und Karten gespielt. Angeblich das einzige Mittel, das ihn davon abhielt, sie - ähm - sie umzubringen.« Bei dem letzten Wort blickte sie erschrocken auf, aber dann fuhr sie fort. »Bei allen, die über ihn sprachen, habe ich herausgehört, daß man ihn eigentlich recht nett fand.« »Wissen Sie, woran er gestorben ist?«
    Diesmal zögerte sie lange mit der Antwort. »Nein, aber ich erinnere mich dunkel, daß von einem Schlaganfall die Rede war oder einem Herzinfarkt.«
    »Starb er hier in Venedig?«
    »Keine Ahnung. Ich habe nur gehört, daß er tot ist und ihnen alles hinterlassen hat, ihr und dem Sohn: das Haus, was immer an Geld da war, und ich glaube noch eine Wohnung am Lido. Als der Sohn starb, wurde sie dann wohl zur Alleinerbin.«
    Während sie erzählte, nickte Brunetti hin und wieder, sowohl zum Zeichen, daß er verstand, wovon die Rede war, als auch zu ihrer Ermunterung.
    »Ich denke, das ist alles, was ich über den Ehemann weiß.«
    »Und was ist mit dem Sohn?«
    Sie zuckte die Achseln.
    »Was haben die Leute denn von ihm erzählt?«
    »Gar nichts«, sagte sie, offenbar erstaunt über ihre eigene Antwort. »Also zumindest mir gegenüber hat ihn nie jemand erwähnt. Na ja, abgesehen von dem einen, der mir gesagt hat, daß er tot ist.«
    »Und die Signora? Was war mit ihr?«
    Diesmal kam die Antwort prompt. »Im Lauf der Jahre hat sie sich mit allen in ihrer Umgebung überworfen.«
    »Und weswegen?«
    »Sie sind doch Venezianer, oder?« Eine Frage, die, da Sprache und Aussehen Brunettis Herkunft zweifelsfrei verrieten, nur scherzhaft gemeint sein konnte.
    Brunetti lächelte, und sie fuhr fort: »Dann wissen Sie ja, worüber man bei uns streitet: den Müll, der vor einer fremden Haustür abgestellt wurde, die Post, die im falschen Briefkasten landet und nicht weitergereicht wird, einen Hund, der ständig bellt - der Anlaß spielt eigentlich keine Rolle. Man braucht nur einmal falsch zu reagieren, sich vielleicht im Ton zu vergreifen, und schon haben Sie einen Feind fürs Leben.«
    »Und Signora Battestini gehörte offenbar zu denen, die mit Vorliebe falsch reagieren.«
    »Ja«, sagte sie und nickte gleich zweimal bekräftigend.
    »Gab es irgendeinen besonderen Vorfall?« fragte er.
    »Meinen Sie einen, der ihren Widersacher zu einem Mord hätte verleiten können?« Signora Gismondis Gegenfrage sollte ironisch klingen, was aber nicht recht gelang.
    »Kaum. Wegen eines Nachbarschaftsstreits bringt man so schnell niemand um. Andernfalls«, ergänzte er mit einem mutwilligen kleinen Lächeln, »wären Sie Ihrer eigenen Aussage nach am ehesten verdächtig. Doch ich kann Sie mir schwerlich als Mörderin vorstellen.«
    Als sie ihn das sagen hörte, wurde ihr bewußt, daß dies eine der merkwürdigsten, zugleich aber auch angenehmsten Unterhaltungen war, die sie je geführt hatte.
    »Soll ich Ihnen noch mehr Klatschgeschichten erzählen, oder wollen Sie hören, was ich mir für einen Reim darauf mache?« fragte sie.
    »Letzteres wäre, denke ich, hilfreicher?« antwortete er.
    »Und

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