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Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist

Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist

Titel: Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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noch vor der Euro-Umstellung - die Stunde gezahlt habe.«
    Sie konnte ihre Entrüstung nicht verhehlen, als sie fortfuhr: »Das sind weniger als vier Euro die Stunde! Davon kann doch kein Mensch leben.«
    Brunetti bewunderte sie für ihr zorniges Engagement. »Glauben Sie, daß sie Signora Ghiorghiu genauso wenig gezahlt hat?« fragte er.
    »Keine Ahnung, aber es würde mich nicht wundern.«
    »Wie hat sie denn reagiert, als Sie ihr das viele Geld geschenkt haben?«
    Die Frage machte Signora Gismondi sichtlich verlegen.
    »Oh, ich denke, sie hat sich gefreut.«
    »Da bin ich mir sicher«, versetzte Brunetti. »Aber wie hat sie reagiert?«
    Signora Gismondi senkte den Blick auf ihre im Schoß gefalteten Hände. »Sie hat geweint«, sagte sie und setzte nach einigem Zögern hinzu: »Und versucht, mir die Hand zu küssen. Aber das konnte ich doch nicht zulassen, so auf offener Straße.«
    »Gewiß nicht«, pflichtete Brunetti ihr bei und unterdrückte ein Lächeln. »Fällt Ihnen sonst noch etwas zu Signora Battestini ein?«
    »Ich glaube, sie war früher Schulsekretärin. Wo, weiß ich nicht genau, aber soviel ich gehört habe, in einer Grundschule. Sie muß allerdings schon vor über zwanzig Jahren in Rente gegangen sein. Vielleicht noch früher, so leicht, wie das damals noch ging.« Auch wenn er sich nicht ganz sicher war, klang das für Brunetti eher vorwurfsvoll als bedauernd.
    »Und ihre Familie? Sie erwähnten vorhin eine Nichte, mit der Sie gesprochen hätten, Signora.«
    »Ja, aber die wollte auch nichts mit der Alten zu tun haben. Die Signora hatte eine Schwester in Dolo, die Mutter der Nichte; ursprünglich hatte ich mich an die gewandt, aber bei meinem letzten Anruf war die Nichte am Apparat und teilte mir mit, ihre Mutter sei gestorben.« Nach einiger Überlegung setzte sie hinzu: »Ich hatte das Gefühl, sie wollte nichts von ihrer Tante hören, solange die nicht tot und begraben war und sie das Haus übernehmen konnte.«
    »Sagten Sie nicht auch, Sie hätten mit einer Anwältin gesprochen, Signora?«
    »Ja, Dottoressa Marieschi. Sie hat eine Kanzlei, zumindest laut Eintrag im Telefonbuch, irgendwo in Castello. Ich habe sie nie persönlich kennengelernt, sondern nur mit ihr telefoniert.«
    »Wie haben Sie all diese Leute eigentlich ausfindig gemacht, Signora?« fragte er.
    Da sie aus seinem Tonfall nichts als schlichte Neugier heraushörte, antwortete sie freimütig: »Ich habe mich umgehört und die jeweilige Person dann im Telefonbuch nachgeschlagen.«
    »Wie haben Sie zum Beispiel den Namen der Anwältin herausbekommen?«
    Diesmal kam die Antwort erst nach reiflicher Überlegung. »Einmal habe ich Signora Battestini angerufen und gesagt, ich sei vom Elektrizitätswerk und müsse mit ihr über eine unbezahlte Rechnung reden. Da verwies sie mich an ihre Anwältin - sie hat mir sogar die Nummer gegeben.«
    Brunetti schenkte ihr ein anerkennendes Lächeln, hütete sich aber ansonsten, sie für diesen listigen Schachzug zu loben, der zweifellos irgendeinen Straftatbestand erfüllte. »Wissen Sie auch, ob diese Anwältin ihren gesamten Geschäftsverkehr regelte?«
    »Damals am Telefon hörte es sich so an«, antwortete Signora Gismondi.
    »Bei ihrem Telefonat mit Signora Battestini oder mit der Anwältin?«
    »Oh, entschuldigen Sie. Ich meinte Signora Battestini. Die Anwältin war - nun ja, wie Juristen eben sind: Sie gab kaum Informationen preis und tat so, als ob sie nur sehr wenig Einfluß auf ihre Mandantin hätte.«
    Treffender hätte man die bewährte Taktik der Advokatengilde kaum beschreiben können. Doch statt ihr zu ihrer scharfsinnigen Beobachtungsgabe zu gratulieren, fragte Brunetti: »Meinen Sie, daß von all dem, was Sie da in Erfahrung gebracht haben, etwas wichtig sein könnte für uns?«
    »Ich fürchte, das kann ich nicht beurteilen, Commissario«, gab sie lächelnd zurück. »Die Nachbarn fanden sie jedenfalls durch die Bank unausstehlich, und wenn ihr Mann überhaupt zur Sprache kam, dann hieß es, er sei ein schlichtes Gemüt gewesen, ohne besondere Merkmale, und die beiden hätten keine glückliche Ehe geführt.« Falls Brunetti erwartet hatte, daß sie das mit der Bemerkung kommentieren würde, an Signora Battestinis Seite hätte wohl kein Mann glücklich werden können, so sah er sich getäuscht.
    »Tut mir leid, wenn ich Ihnen nicht recht weiterhelfen konnte«, sagte sie und deutete damit an, daß sie das Gespräch langsam beenden wollte.
    »Im Gegenteil, Signora, ich würde sagen,

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