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Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist

Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist

Titel: Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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förderlich wie der Anblick Scarpas, dem er beim Betreten der Questura auf der Eingangstreppe begegnete.
    Brunetti ging stumm an ihm vorbei und war schon fast oben, als er hinter sich Scarpas Stimme hörte: »Auf ein Wort, Commissario ...«
    Brunetti wandte sich um und sah auf den Uniformierten hinunter. »Ja, Tenente?«
    »Ich habe Signora Gismondi für heute noch einmal zur Vernehmung vorgeladen. Das wollte ich Ihnen nur sagen, wo Sie doch offenbar so an der Frau interessiert sind.«
    »›Interessiert‹, Tenente?« wiederholte Brunetti schroff.
    Ohne weiter darauf einzugehen, fuhr Scarpa fort: »Es gibt keine Zeugen, die sie am fraglichen Morgen am Bahnhof gesehen haben.«
    »Was auf fast alle übrigen siebzigtausend Bürger unserer Stadt zutreffen dürfte«, entgegnete Brunetti gelangweilt. »Guten Morgen, Tenente.«
    Oben in seinem Büro ließ ihm Scarpas Verhalten dann doch keine Ruhe. Möglich, daß seine ständigen Blockadeversuche nur Ausdruck seines Hasses auf Brunetti und dessen Mitarbeiter waren und daß er Signora Gismondi nur als Köder benutzte, um ihn zu reizen. Aber Brunetti argwöhnte nicht zum erstenmal, daß doch mehr dahintersteckte. Bei der Überlegung, Scarpa sei vielleicht sogar bestrebt, den Verdacht von jemand anderem abzulenken, wurde ihm erst recht mulmig.
    Um auf andere Gedanken zu kommen, nahm er sich die Akten vor, die in den letzten paar Tagen in seinem Eingangskorb aufgelaufen waren, vorrangig ein Rundschreiben vom Ministero dell'Interno, das - bedingt durch die jüngst vom Parlament verabschiedeten Gesetze, wie es ausdrücklich hieß - seine Richtlinien zur Rechtsvollstreckung revidierte. Brunetti las erst interessiert, dann voller Zorn. Nach dem zweiten Durchgang legte er das Schreiben vor sich auf den Tisch, schaute zum Fenster hinaus und machte seiner Empörung mit den Worten Luft: »Warum lassen wir sie nicht gleich das ganze Land regieren?« Wobei das Pronomen nicht auf die gewählten Parlamentsabgeordneten gemünzt war.
    Die Versuchung, hinunterzugehen und Scarpas Anschlag auf Signora Gismondi zu vereiteln, war groß. Doch Brunetti widerstand ihr, indem er sich in die übrigen Akten vertiefte, die auf seinem Schreibtisch warteten. Er wußte, daß es niemals zu einer Anklage gegen Signora Gismondi reichen würde. Sie war nicht mehr als eine Schachfigur in einer Partie, die er nicht ganz durchschaute, aber ihm war klar, daß jeder Versuch, ihr zu helfen, sich nur nachteilig für sie auswirken würde.
    So schleppte sich erst eine, dann eine zweite Stunde stumpfsinnig dahin, bis es endlich klopfte und Vianello erschien. Als der Inspektor eintrat, sah Brunetti auf den ersten Blick, daß etwas nicht stimmte.
    Vianello baute sich, einen Stoß Papiere in der Hand, vor Brunettis Schreibtisch auf. »Es ist mein Fehler, Commissario«, sagte er ohne jede Einleitung.
    »Was denn?« fragte Brunetti.
    »Ich war so nahe dran, ich hätte nur zu fragen brauchen.«
    »Wovon reden Sie, Vianello?« unterbrach ihn Brunetti scharf. »Und stehen Sie nicht so da. Setzen Sie sich doch.«
    Vianello schien ihn gar nicht zu hören. »Er arbeitete im Vertragsbüro«, sagte er und schwenkte wie zum Nachdruck die Papiere. »Seine Aufgabe war es, die Baupläne zu sichten, die für irgendwelche Arbeiten an den Schulgebäuden eingereicht wurden, und zu prüfen, ob sie den jeweiligen Bedürfnissen der Schüler und Lehrer gerecht wurden.« Vianello zog ein Blatt aus dem Stapel heraus und legte den Rest auf Brunettis Schreibtisch. »Sehen Sie«, sagte er und hielt das Blatt hoch. »Er war nicht befugt, die Verträge abzusegnen, aber er konnte Empfehlungen aussprechen.« Vianello legte das Blatt zu den übrigen auf den Schreibtisch und wich zurück, als fürchte er, der Stoß könne in Flammen aufgehen. »Ich war dort, habe mit den Leuten über ihn geredet und bin nicht auf die Idee gekommen, mich nach seinem Aufgabenbereich zu erkundigen.«
    »Reden Sie von dem Sohn?«
    »Ja. Er hat im Vertragsbüro angefangen. Sein Vater arbeitete in der Personalabteilung, und da sind ja nun weiß Gott keine Bestechungsgelder zu holen.«
    »Und die Daten?«
    Vianello beugte sich über die Papiere und blätterte sie durch. »Er war bereits vier Jahre dort, als die Zahlungen einsetzten.« Der Inspektor sah zu Brunetti auf. »Mehr als genug Zeit, um rauszufinden, wie der Hase lief.«
    »Wenn er so lief.«
    »Commissario«, rief Vianello in ungewohnt schroffem Ton, »es ist eine städtische Behörde. Was glauben Sie denn, wie das

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