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Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist

Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist

Titel: Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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verabschiedete sich dann so rasch, daß Brunetti sich fragte, ob er in dieser Stadt der einzige war, der nicht durch akute Arbeitsüberlastung zur Verzweiflung getrieben wurde.
    Aus alter Gewohnheit trat er ans Fenster, wo sein Blick auf die langen Gazebahnen fiel, mit denen das Gerüst an der Fassade des Ospedale di San Lorenzo verhängt war, Schauplatz eines der vielen großangelegten Restaurationsprojekte. Ein Kran, vielleicht derselbe, der so viele Jahre unbeweglich neben der Kirche gestanden hatte, thronte jetzt ebenso reglos über dem Altenheim. Es gab keinerlei Anzeichen dafür, daß die Bauarbeiten vorangingen. Brunetti versuchte vergebens, sich zu erinnern, wann er das letzte Mal jemanden auf dem Gerüst gesehen hatte, das schon seit etlichen Monaten stand. Vor der Kirche war ein Schild angebracht, dem zufolge die Restaurierung den Richtlinien von 1973 unterlag. Brunetti, der damals noch nicht in der Questura gearbeitet hatte, wußte nicht, ob die Jahreszahl sich auf den Baubeginn bezog oder nur auf den Zeitpunkt, zu dem die Renovierung genehmigt worden war. Ob es das nur in Venedig gab, daß man seine Berechnungen danach richtete, wie lange eine Arbeit nicht vorankam?
    Brunetti setzte sich wieder an den Schreibtisch und suchte den Terminkalender von 1978 heraus, in dem er sein Telefonverzeichnis verwahrte. Er suchte eine Nummer heraus und wählte die Geschäftsstelle von Arcigay in Marghera, wo er Emilio Desideri, den Vorstand, verlangte. Dem Umstand, daß er auch hier zunächst in der Warteschleife landete, verdankte er die Erkenntnis, daß zur Zeit alle, egal ob hetero oder schwul, auf Vivaldi standen.
    »Desideri«, meldete sich eine tiefe Stimme.
    »Ich bin's, Emilio: Guido. Ich muß dich um einen Gefallen bitten.«
    »Einen, den ich dir guten Gewissens leisten kann?«
    »Wahrscheinlich nicht.«
    »Hätte mich auch gewundert. Um was geht's denn?«
    »Ich habe hier zwei Namen - na ja, eigentlich vier«, verbesserte sich Brunetti, der sicherheitshalber auch Sardelli und Fedi dazunehmen wollte, »und du sollst mir sagen, ob einer davon erpreßbar sein könnte.«
    »Es ist nicht mehr strafbar, schwul zu sein, Guido.«
    »Aber jemandem den Schädel einzuschlagen schon«, konterte Brunetti. »Darum rufe ich an.« Er wartete, ob Desideri etwas dazu sagen würde, doch als die Leitung stumm blieb, fuhr er fort: »Ich möchte von dir nur wissen, ob nach deiner Kenntnis einer dieser Männer schwul ist.«
    »Und das wäre für dich Anlaß genug, ihm zuzutrauen, daß er jemandem den Schädel einschlägt, wie du es so taktvoll formulierst?«
    »Emilio«, sagte Brunetti mühsam beherrscht, »ich will weder dich noch sonst einen Schwulen schikanieren. Daß du homosexuell bist, stört mich nicht im geringsten. Von mir aus könnte der Papst schwul sein. Ich bilde mir sogar ein, daß es mir bei meinem eigenen Sohn nichts ausmachen würde, obwohl das vermutlich gelogen wäre. Aber hier geht es mir nur darum herauszufinden, was mit dieser alten Frau passiert ist.«
    »Signora Battestini? Die Mutter von Paolo?«
    »Du kanntest sie?«
    »Nicht persönlich.«
    »Darf ich fragen, was du über sie weißt?«
    »Paolo war mit jemandem liiert, den auch ich kannte, und der hat mir - allerdings erst, nachdem Paolo tot war -, erzählt, wie Paolo sie dargestellt hat.«
    »Würde dieser Mann auch mit mir reden?«
    »Wenn er noch lebte, vielleicht.«
    Hierauf schwieg Brunetti lange und fragte dann: »Erinnerst du dich vielleicht noch an das eine oder andere, was er dir erzählt hat?«
    »Daß Paolo immer wieder beteuert habe, wie sehr er seine Mutter liebe, auch wenn es für ihn stets so geklungen habe, als meinte er das Gegenteil.«
    »Und was war der Grund?«
    »Habgier. Sie lebte offenbar dafür, ihr Bankkonto wachsen zu sehen. Das war ihre größte und, wie es schien, auch ihre einzige Freude.«
    »Und Paolo? Was war er für ein Mensch?«
    »Ich habe ihn nicht gekannt.«
    »Aber was hat dein Freund über ihn erzählt?«
    »Das war kein Freund, sondern ein Patient. Er hat drei Jahre lang bei mir eine Analyse gemacht.«
    »Tut mir leid. Und was sagte er über Paolo?«
    »Daß er ein gehöriges Quantum von der Sucht seiner Mutter geerbt hätte und daß es für ihn das Höchste gewesen wäre, ihr Geld zu geben, weil sie das glücklich zu machen schien. Ich habe das immer so verstanden, daß sie dann aufhörte, an ihm herumzunörgeln, aber ich könnte mich irren. Vielleicht machte es ihm ganz ehrlich Freude, sie zu beschenken. Sein Leben

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