Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brunetti 15 - Wie durch ein dunkles Glas

Brunetti 15 - Wie durch ein dunkles Glas

Titel: Brunetti 15 - Wie durch ein dunkles Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
Vom Netzwerk:
aufnehmen. Ich meine, wir berechnen natürlich auch nach Gewicht, aber die Fixkosten sind davon unabhängig, also tun die Firmen gut daran, uns nur zu rufen, wenn ihre Tanks voll sind.«
    »Einer der Männer, mit denen ich gesprochen habe, meint, er hätte Ihre Leute vor zwei Monaten in der Vetreria Regini gesehen«, sagte Brunetti. »Ging es da um so einen Sedimenttransport?«
    Repeta schüttelte den Kopf. »Das weiß ich nicht auswendig«, sagte er, schob den Stuhl zurück und erhob sich. »Aber ich werde Floridana fragen.« Bevor Brunetti etwas erwidern konnte, hatte er das Zimmer verlassen.
    Während er auf Repeta wartete, sah Brunetti sich in dem Büro um: Urlaubsposter, zweifellos von einem Reisebüro; ein Fenster, so staubig, daß nur ganz wenig Licht und Geräusche hereindrangen; und drei metallene Aktenschränke. Kein Computer und kein Telefon, wie Brunetti überrascht feststellte.
    Repeta kam mit einem Blatt Papier in der Hand zurück. »Nein«, sagte er, »der Rechnung nach ging es um ein Leck, das geflickt werden mußte.«
    »Was denn für ein Leck?«
    Repeta reichte Brunetti das Blatt. »An einem der Tanks. Darum haben sie uns angerufen.« Brunetti, der mit den Vermerken auf der Rechnung wenig anfangen konnte, gab das Blatt zurück.
    Repeta setzte sich wieder hinter seinen Schreibtisch. Er schloß die Augen und sagte: »Lassen Sie mich überlegen, wie deren Tanks konstruiert sind.« Sein Gesicht wurde vollkommen ausdruckslos und blieb so, bis er die Augen wieder öffnete. »Ja, ich erinnere mich. Die Tanks sind auf Metallfüßen etwa fünf Zentimeter über dem Boden errichtet, schließen aber hinten mit der Wand ab.« Er warf einen Blick auf die Quittung. »Nach dem, was ich hier lese, war wohl eine Schweißnaht gebrochen oder durchgerostet, vermutlich an einer der Kanten.« Er hielt Brunetti das Blatt hin und sagte: »Sehen Sie? Da steht, sie hätten ein Leck an der Rückseite des dritten Tanks verlötet. Das war's dann wohl.«
    »Geht aus Ihrer Rechnung auch hervor, wer die Reparatur durchgeführt hat?« fragte Brunetti.
    »Ja. Biaggi. Er ist einer unserer Besten.« Brunetti, der einmal einem Klempner hundertundsechzig Euro für das Auswechseln eines Wasserhahns gezahlt hatte, war nicht sicher, was das bedeuten mochte.
    »Könnten Sie ihn fragen, was genau er gemacht hat?« fragte Brunetti, eingedenk Tassinis Koordinaten.
    Repeta sah ihn verwundert an, stand aber wieder auf und ging hinaus ins Vorzimmer. Brunetti wandte sich abermals den Urlaubspostern zu und stellte fest, wie wenig Lust er auf tropische Strände verspürte.
    Nach wenigen Minuten kehrte Repeta zurück und sagte: »Er ist noch draußen in der Werkstatt, kommt aber gleich.«
    Während sie warteten, erkundigte sich Brunetti noch nach der Entsorgung anderer Schadstoffe und fragte Repeta, ob er auch für Säuren zuständig sei. Nein, die würden von einer noch weiter spezialisierten Firma übernommen, einer, die die Flüssigkeiten auf Tanklaster transferierte und an eine Anlage in Marghera lieferte, die mit der Entsorgung toxischer Stoffe betraut war.
    Ehe Brunetti noch mehr erfahren konnte, hörte er hinter sich eine Stimme fragen: »Du wolltest mich sprechen, Luca?«
    Man denke an einen Klempner, und da stand der Mann, den man dabei vor Augen hätte. Nicht besonders groß, aber stämmig von den Schultern bis zur Hüfte; fleischige Nase, Halbglatze, rauhe Haut; mächtige Pranken und Unterarme. Das Lächeln, mit dem er Repeta begrüßte, verriet ein von Natur aus liebenswürdiges Gemüt.
    »Komm rein, Pietro!« rief Repeta. »Der Commissario hier möchte wissen, was genau du neulich bei Fasano gemacht hast.«
    Biaggi trat ein paar Schritte ins Zimmer und nickte Brunetti zu. Er reckte das Kinn und starrte an die Decke, als suche er dort nach einer Kopie der Rechnung. Dann schürzte er die Lippen - eine verblüffend feminine Geste -, senkte das Kinn wieder und sagte: »Der dritte Tank hatte ein Leck, und der Geschäftsführer holte uns, um es zu verlöten. Sein Chef war in Urlaub oder so. Jedenfalls nicht erreichbar, und deshalb hat der Geschäftsführer uns angerufen. War auch gut so, denn wenn sie noch ein paar Tage gewartet hätten, wär's vielleicht brenzlig geworden.«
    »Wieso das?« fragte Brunetti.
    »Weil sich am Boden schon überall Wasserlachen gebildet hatten: eine graue Brühe, die also vom Bodensatz stammte oder zumindest aus dem neu zugeflossenen Wasser, das noch mit Sedimenten versetzt war.«
    »Und was hast du unternommen?«

Weitere Kostenlose Bücher