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Brunetti 15 - Wie durch ein dunkles Glas

Brunetti 15 - Wie durch ein dunkles Glas

Titel: Brunetti 15 - Wie durch ein dunkles Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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ich zurückgelegt hatte, ist fast alles für die Instandsetzung des Hauses draufgegangen, das meine Mutter mir hinterlassen hat. Ich hatte ursprünglich vor, es zu vermieten und weiter bei meinem Vater zu wohnen. Aber dann lernte ich Marco kennen, und als wir geheiratet haben, wollten wir etwas Eigenes.«
    »Und warum habt ihr euch auf Murano niedergelassen, statt hierher nach Venedig zu ziehen?« Nach dem, was Vianello über Ribetti und seine Arbeit erzählt hatte, mußte der Ingenieur sehr oft aufs Festland hinüber, und das war von Venedig aus weniger umständlich als von Murano.
    »Nun, wenn es in der Glasbläserei Probleme gibt, muß ich manchmal auch spätabends zur Stelle sein. Marco hat zwar ein paarmal die Woche auf dem Festland zu tun, aber den Piazzale Roma erreicht man auch von uns aus ohne Schwierigkeiten; also haben wir uns entschlossen, auf Murano zu bleiben. Hinzu kommt«, ergänzte sie zögernd, »daß seine Cousine schon sehr lange in dem Haus wohnt.«
    Was sie damit eigentlich sagen wollte, war, daß die Cousine das Haus ohne amtliche Räumungsklage nicht freigeben würde; entweder das, oder Ribetti mochte sie nicht bitten auszuziehen. Was davon zutraf, war für Brunetti unerheblich, und darum verfolgte er das Thema auch nicht weiter, sondern suchte nach einer taktvollen Formulierung, um künftige Erbschaften anzusprechen. »Und habt ihr was in Aussicht?« fragte er.
    »Du meinst die fornace?« entgegnete Assunta. »Wenn mein Vater stirbt?« Soviel zu Brunettis Zartgefühl.
    »Ja.«
    »Ich glaube schon, daß ich sie bekommen werde. Mein Vater hat zwar nie was gesagt, und ich habe keine Fragen gestellt. Aber wem sollte er sie sonst hinterlassen?«
    »Und hast du eine Ahnung, was eine fornace wie die deines Vaters heutzutage wert ist?«
    Assunta rechnete eine Weile still für sich. »Über den Daumen gepeilt«, sagte sie dann, »rund eine Million Euro.«
    »Bist du dir da sicher?«
    »Ich kann's natürlich nicht mit Bestimmtheit sagen, aber es dürfte eine ziemlich gute Schätzung sein. Weißt du, ich mache ja schon seit Jahren die Buchführung bei uns; außerdem höre ich gut zu, wenn die anderen Unternehmer diskutieren. Daher kenne ich den Marktwert ihrer Firmen, zumindest aus der Sicht der Eigentümer.« Assunta schaute ihn an, sah kurz weg, dann wieder zu ihm hin, und Brunetti spürte, daß sie sich endlich dem wahren Grund ihres Besuches näherten. »Aber da ist noch etwas, das mir zu schaffen macht.«
    »Nämlich?«
    »Ich habe das Gefühl, mein Vater spielt mit dem Gedanken, die fornace zu verkaufen.«
    »Wie kommst du denn darauf?«
    Assunta starrte ins Leere, während sie sich möglicherweise ihre Antwort zurechtlegte, aber bevor sie sprach, suchte sie wieder Blickkontakt zu Brunetti. »Aus keinem bestimmten Grund. Jedenfalls keinem, den ich benennen oder mit Sicherheit anführen könnte. Es ist nur die Art, wie er sich benimmt, und dann macht er manchmal so Andeutungen.«
    »Zum Beispiel?«
    »Einmal, als ich einem der Arbeiter eine Anweisung gab, hat er - also mein Vater - mich gefragt, wie es denn wäre, wenn ich einmal keine Männer mehr herumkommandieren könnte.« Assunta hielt inne, um Brunettis Reaktion zu prüfen, und fuhr dann fort: »Und ein anderes Mal, als wir die Sandbestellung fertig machten, schlug ich ihm vor, gleich die doppelte Menge zu ordern, um Transportkosten zu sparen, worauf er meinte, wir sollten lieber nur so viel bestellen, wie wir für die nächsten sechs Monate benötigten. Aber wie er das sagte, klang es so eigenartig, als dächte er ... ach, ich weiß nicht, als ob wir in sechs Monaten nicht mehr da wären. So irgendwie.«
    »Und wie lange ist das her?«
    »Ungefähr sechs Wochen, vielleicht nicht ganz.«
    Brunetti erwog, ihr etwas zu trinken anzubieten, mochte aber ihren Redefluß gerade jetzt, wo sie den roten Faden gefunden hatte, nicht unterbrechen. »Ich möchte noch einmal auf das zurückkommen, was dein Vater über Marco gesagt hat. Hat er je davon gesprochen, daß er ihm etwas antun wolle?« Zwar mußte Assunta davon ausgehen, daß Brunetti über alles, was sie Paola anvertraut hatte, unterrichtet war, aber vielleicht half es ihr ja, so zu tun, als hätte sie keine Familiengeheimnisse preisgegeben, und es ihm zu überlassen, ihr die Geschichte noch einmal ganz von vorn zu entlocken.
    »Du meinst, ob er ihn bedroht hat?«
    »Ja.«
    Assunta überlegte eine Weile, erwog vielleicht, ob sie einen Rückzieher machen sollte. Endlich sagte sie: »Ich war

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