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Brunetti 16 - Lasset die Kinder zu mir kommen

Brunetti 16 - Lasset die Kinder zu mir kommen

Titel: Brunetti 16 - Lasset die Kinder zu mir kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Röntgenaufnahmen und eine Computertomographie machen. Das hat er eingetragen, bevor er nach Hause ging.«
    Den medizinischen Befund konnte Brunetti sich auch später beschaffen; also wandte er sich an Gina. »Kennen Sie auch die Frau des Doktors?«
    Die Frage kam so überraschend, daß die Schwester wieder ganz förmlich wurde. »Nein. Jedenfalls nicht persönlich. Aber ich habe sie schon verschiedentlich am Telefon gesprochen.« Ginas Blick huschte zur Tür des Krankenzimmers, in dem Pedrolli lag. »Sie ist drin bei ihm, nicht wahr?«
    »Ja«, bestätigte Brunetti. »Und ich wollte Sie bitten, ob eine von Ihnen die Signora ablösen könnte, damit ich mich hier draußen mit ihr unterhalten kann.«
    Die beiden wechselten einen Blick, dann sagte Sandra: »Ich mach's.«
    »In Ordnung.« Gina nickte und ließ ihre Kollegin mit Brunetti allein.
    Der Commissario ging voraus, klopfte an Pedrollis Zimmertür und trat ein. Die Frau des Doktors wachte nach wie vor an seinem Bett. Sie wandte sich den Eintretenden zu und fragte, sobald sie den weißen Schwesternkittel erkannte: »Wissen Sie, wann ein Arzt kommen und meinen Mann untersuchen wird?« Ungeachtet der sachlichen Wortwahl verriet ihr Ton, daß sie fürchtete, noch Tage, wenn nicht länger, warten zu müssen.
    »Die Visite beginnt um zehn, Signora«, antwortete Schwester Sandra gleichmütig.
    Pedrollis Frau sah auf ihre Uhr, kniff die Lippen zusammen und sagte zu Brunetti: »Dann bleibt ja reichlich Zeit für unser Gespräch.« Nachdem sie ihrem Mann noch einmal die Hand gestreichelt hatte, entfernte sie sich vom Bett.
    Brunetti ließ ihr den Vortritt, dann zog er die Tür hinter ihnen beiden ins Schloß. Den Carabiniere auf dem Flur streifte die Signora mit eisigem Blick, und obwohl sie nichts sagte, hatte Brunetti das Gefühl, auch sie verdächtige ihn, den Mann hier postiert zu haben. Der Gang endete vor einem großen Fenster zum Hof, wo sich eine magere, windschiefe Pinie so tief zur Erde neigte, daß einige ihrer Äste den Boden streiften.
    Beim Fenster angelangt, stellte der Commissario sich noch einmal vor: »Mein Name ist Guido Brunetti, Signora.« Er bot ihr nicht die Hand.
    »Bianca Marcolini«, entgegnete sie, halb abgewandt und den Baum draußen vor dem Fenster im Blick.
    Brunetti schenkte dem prominenten Namen, den sie genannt hatte, scheinbar keine Beachtung. »Wenn Sie erlauben, Signora, möchte ich mit Ihnen über die letzte Nacht sprechen.«
    »Ich fürchte, da gibt es nicht viel zu sagen, Commissario. Zwei maskierte Männer sind, unter Führung eines dritten, gewaltsam in unser Haus eingedrungen. Sie waren bewaffnet, haben meinen Mann bewußtlos geschlagen und ihn ohnmächtig zurückgelassen.« Signora Marcolini deutete wütend in Richtung der Krankenzimmer. Dann setzte sie mit belegter Stimme hinzu: »Und sie haben unser Kind mitgenommen.«
    Es klang immer noch so, als trüge er die Verantwortung für den Überfall. Falls sie ihn damit provozieren wollte, so hatte sie bei Brunetti kein Glück. »Schildern Sie mir doch bitte einfach, was sich Ihrer Erinnerung nach abgespielt hat, Signora«, bat er schlicht.
    »Das habe ich ja gerade getan!« erwiderte sie. »Haben Sie mir denn nicht zugehört, Commissario?«
    »Doch«, versicherte er. »Sie haben mir gesagt, was passiert ist. Aber ich brauche ein detaillierteres Bild, Signora. Ich muß wissen, was gesprochen wurde, ob die Männer, die in Ihr Haus kamen, sich als Carabinieri ausgewiesen und ob sie Ihren Mann ohne Not angegriffen haben.« Warum, fragte sich Brunetti im stillen, hatten die Carabinieri Masken getragen? Normalerweise geschah das nur, wenn die Gefahr bestand, daß sie fotografiert und anhand der Aufnahmen identifiziert werden konnten. Was bei der Festnahme eines Kinderarztes in dessen Privathaus kaum zu befürchten stand.
    »Natürlich haben sie sich nicht ausgewiesen«, rief Signora Marcolini mit schriller Stimme. »Glauben Sie, mein Mann hätte versucht, sich zu wehren, wenn er gewußt hätte, daß diese Kerle von der Polizei waren?« Brunetti sah an ihrem aufgewühlten Mienenspiel, daß sie sich die Szene im heimischen Schlafzimmer vergegenwärtigte. »Mein Gott, er wollte, daß ich die Polizei rufe!«
    Die Hartnäckigkeit, mit der sie Polizei und Carabinieri in eins setzte, prallte an Brunetti ab. Er fragte nur: »Waren Sie oder Ihr Mann auf ein Eingreifen der Carabinieri vorbereitet?«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen!« zischte sie wütend. Womöglich, um die Frage

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