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Brunetti 16 - Lasset die Kinder zu mir kommen

Brunetti 16 - Lasset die Kinder zu mir kommen

Titel: Brunetti 16 - Lasset die Kinder zu mir kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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soll ich mich daran noch erinnern?«
    »Gut, dann laß mich die Frage anders stellen: Wie hat Pedrolli es rausgekriegt? Weißt du das noch?«
    »Was denn rausgekriegt?«
    »Na, das mit der Schwangerschaft. Bei ihrer Befragung konnte die Kindsmutter sich nicht einmal an seinen Namen erinnern. Wie hat sie ihn da ausfindig gemacht? Er wird ihr doch keine Visitenkarte dagelassen haben, oder? Also, wie hat sie ihn gefunden, beziehungsweise wie hat er von der Schwangerschaft erfahren?« Vor lauter Wißbegier prasselten Brunettis Fragen jetzt wie eine Salve auf Rizzardi ein.
    »Da muß ich leider passen, Guido«, erwiderte der Gerichtsmediziner, nun spürbar ungeduldig.
    »Könntest du dich mal umhören?«
    Rizzardis Antwort war überraschend: »Lieber nicht, Pedrolli ist immerhin ein Kollege.« Als wolle er den Freund nicht leer ausgehen lassen, setzte er hinzu: »Warum kommst du nicht vorbei und fragst ihn selber?«
    »Ist er denn wieder im Dienst?«
    »Das nehme ich doch an. Jedenfalls bin ich ihm heute morgen in der Cafeteria begegnet, und da trug er einen Arztkittel.« Noch während Rizzardi das sagte, hörte Brunetti im Hintergrund eine zweite Stimme. Sie klang hartnäckig, wenn nicht gereizt. »Ich muß jetzt weitermachen!« erklärte Rizzardi barsch und legte auf.
    Brunetti war eben im Begriff, Vianellos Handynummer zu wählen, um sich doch noch mit ihm und Pucetti zum Essen zu verabreden, als sein telefonino klingelte.
    »Pronto?« meldete er sich, nachdem er Paolas Büronummer im Display erkannt hatte. »Ach, du bist's! Hast du deinen Vater etwa schon aufgespürt?«
    »Nein, umgekehrt. Papà konnte nicht schlafen, wegen der Zeitverschiebung. Also hat er mich angerufen, um zu hören, wie's uns geht. Er ist übrigens in La Paz.«
    Noch vor kurzem hätte Brunetti darauf scherzhaft geantwortet, der Conte sei doch nicht etwa beauftragt, einen Kokain-Deal zu vermitteln. Aber die sich häufenden Beweise dafür, daß viele, wenn nicht gar die meisten Handygespräche mitgeschnitten wurden, mahnten ihn zur Vorsicht, und er begnügte sich mit einem neutralen: »Aha.«
    »Und er erwartet dich um drei.«
    »Marcolini?«
    »Ja, papà bestimmt nicht«, sagte Paola und legte auf.
    Nur noch knapp zwei Stunden! Wenn es ihm gelang, vorher mit Pedrolli zu sprechen, wäre er auf die Unterredung mit dessen Schwiegervater schon ein wenig vorbereitet. Und könnte vielleicht abschätzen, ob Marcolini seine Verbindungen spielen lassen würde, damit seine Tochter und ihr Mann das Kind zurückbekamen. Da die leibliche Mutter es offenbar nicht wiederhaben wollte, wären die Behörden möglicherweise ... Brunetti verbot sich, den Gedanken zu Ende zu denken. Was sich hingegen nicht unterdrücken ließ, war die Erinnerung an Pedrolli, wie er im Krankenbett den verlorenen Sohn in seinen leeren Armen gewiegt hatte; ein Bild, vor dem Brunetti in hilfloser Rührung kapitulierte.
    Auf dem Weg nach unten hinterließ er auf Vianellos Schreibtisch einen Zettel mit der Nachricht, daß er erst Pedrolli im Krankenhaus aufsuchen wolle und dann einen Termin bei Marcolini habe. Es hatte angefangen zu regnen, und Brunetti huschte noch einmal zurück, um sich aus dem Ständer zu bedienen, in dem die Mitarbeiter der Questura vergessene Regenschirme zu deponieren pflegten.
    Im Grunde war Brunetti froh über den Regen, so lästig er ihm und anderen auch sein mochte. Bislang war nämlich der Herbst, wie zuvor schon der Sommer, sehr trocken gewesen, und Chiara hatte ihre Anstrengungen als selbsternannter Wasserwart der Familie verdoppelt. Von ihren ständigen Ermahnungen angesteckt, ertappte Brunetti sich jetzt schon selbst dabei, wie er Barmixer aufforderte, nutzlos laufende Wasserhähne abzudrehen; ein Ansinnen, auf das Personal und Gäste regelmäßig mit befremdeten Blicken reagierten. Während er überrascht feststellte, wie oft er gegen solch unnütze Wasserverschwendung einschreiten mußte.
    Beim Krankenhaus angelangt - das Mittagessen hatte er da längst abgeschrieben -, folgte er den Hinweisschildern zur Pädiatrie. Das Gezeter eines schreienden Babys, das bis ins Treppenhaus drang und lauter wurde, je näher er kam, wies ihm schon von weitem den Weg.
    Das Wartezimmer stand leer; nur das Kindergebrüll drang durch die zweiflügelige, gepolsterte Tür, die ihn noch von der Station trennte. Brunetti stieß einen Flügel auf und betrat den Korridor. Sofort eilte eine Schwester auf ihn zu, die eben aus einem der Zimmer kam. »Die Besuchszeit ist um«, rief sie,

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