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Brunetti 17 - Das Mädchen seiner Träume

Brunetti 17 - Das Mädchen seiner Träume

Titel: Brunetti 17 - Das Mädchen seiner Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Italien geboren waren. Xenia, die Älteste, war dreizehn; Dusan, der einzige Junge, zwölf; und Ariana, das tote Mädchen, war elf gewesen.
    Brunetti ließ die Papiere auf den Schreibtisch sinken und wandte den Blick zum Fenster, das auf den Innenhof der Wache ging. In der hinteren Ecke stand eine Kiefer, ein paar Meter davor ein Obstbaum, dessen zartgrüne, noch geschlossene Blätter sich gegen das dunklere Grün der Kiefernnadeln abhoben. Unten, zwischen den Stämmen, leuchtete das junge Gras, und vor dem Mauerchen, das den Hof umgab, spitzten die Triebe künftiger Tulpen aus der Erde. Plötzlich stieß von links ein Vogel im Sturzflug herab, verschwand kurz im Wipfel der Kiefer und flatterte gleich wieder davon. Minutenlang sah Brunetti ihm zu, wie er ein ums andere Mal in den Baum zurückkehrte. Und dort sein Nest baute.
    In der Akte folgten als Nächstes die Berichte zweier Schulen aus Dolo, in denen die Kinder gemeldet waren. Allerdings fehlten sie so häufig, dass von regulärem Unterricht kaum die Rede sein konnte. über ihre Leistungen war denn auch fast nichts vermerkt; die Lehrkräfte beschränkten sich darauf, die Tage anzugeben, an denen die Kinder geschwänzt hatten oder nicht zu den Jahresabschlussprüfungen erschienen waren. Dusan war zweimal nach Hause geschickt worden, weil er sich geprügelt hatte. über den Anlass der Raufereien stand nichts im Bericht. Xenia war einmal auf einen Jungen aus ihrer Klasse losgegangen und hatte ihm die Nase gebrochen, doch die Sache verlief im Sande. über Ariana fand Brunetti keinen Eintrag.
    Hinter ihm öffnete sich die Tür, und Steiner kam mit zwei kleinen weißen Plastikbechern herein. Einen davon stellte er vor Brunetti hin. »Ist nur ein Stück Zucker drin«, sagte er.
    Brunetti bedankte sich, klappte den Ordner zu und legte ihn vor sich auf den Schreibtisch. Dass der Kaffee bitter war, störte ihn nicht.
    Steiner ging um den Schreibtisch herum und setzte sich auf seinen Platz. Er trank seinen Kaffee aus, drückte den Becher zusammen und warf ihn in den Papierkorb. »Darf ich jetzt erfahren, wie weit Sie mit Ihren Ermittlungen sind?« Und wie um seiner Frage Nachdruck zu verleihen, beugte der Maresciallo sich vor und legte die ausgestreckte Hand auf den Ordner.
    »Das Mädchen hatte einen Ring und eine Uhr bei sich.« Brunetti vermied es zu erläutern, wo Rizzardi den Ring gefunden hatte. »Beides gehört einem gewissen Giorgio Fornari, wohnhaft in San Marco, nicht weit vom Fundort der Leiche. Ich war dort und habe mit seiner Frau gesprochen. Sie wirkte überrascht, als ich ihr die Stücke vorlegte. Und während sie mir zeigte, wo sie aufbewahrt wurden, stellte sie fest, dass noch ein Ring und ein Paar Manschettenknöpfe fehlten. Ich glaube, sie hatte den Diebstahl zuvor wirklich nicht bemerkt.«
    »Sonst noch was in der Wohnung, das sich zu stehlen gelohnt hätte?«
    »Nicht für Zigeuner«, antwortete Brunetti. »Ich meine natürlich Roma«, verbesserte er sich hastig.
    »Die Bezeichnung gilt nur für die Protokolle«, meinte Steiner. »Hier können Sie ruhig Zigeuner sagen.« Brunetti nickte.
    »Wer gehörte alles zum Haushalt des Bestohlenen?«, fragte Steiner.
    »Der Ehemann natürlich, doch der ist zur Zeit in Russland, auf Geschäftsreise, wird aber bald zurückerwartet. Ein achtzehnjähriger Sohn, der an dem fraglichen Abend mit seiner Mutter in der Oper war.« Steiner hob fragend die Brauen, was Brunetti geflissentlich übersah. »Dann gibt's noch eine Tochter, sechzehn. Die habe ich kurz gesehen.« »Sonst noch jemand?«
    »Eine Hausgehilfin, aber die wohnt nicht bei ihnen.« Stein er lehnte sich zurück, zog mit dem Fuß eine Schreibtischschublade auf - ein Manöver, das Brunetti wohl vertraut war - und legte seine Füße über Kreuz darauf ab. Mit verschränkten Armen, den Kopf gegen die Sessellehne gestützt, sah er aus dem Fenster und betrachtete die Bäume im Hof. Vielleicht beobachtete er sogar den Vogel.
    »Entweder«, fasste er schließlich das Resultat seiner Überlegungen zusammen, »jemand hat das Mädchen überrascht, oder sie hat den Kopf verloren. Entweder sie ist gestürzt, oder es hat jemand nachgeholfen.« Und nachdem er sich abermals der Betrachtung von Bäumen und Vogel gewidmet hatte, fuhr er fort: »Was den Hergang betrifft, sind noch alle Möglichkeiten offen. Eines aber können wir mit Bestimmtheit sagen.«
    »Dass sie nicht allein war?«, mutmaßte Brunetti. »Genau!«
    Brunetti nickte. »Die zwei Mal, wo sie geschnappt wurde,

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