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Brunetti 17 - Das Mädchen seiner Träume

Brunetti 17 - Das Mädchen seiner Träume

Titel: Brunetti 17 - Das Mädchen seiner Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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»Praktischer wär's, wenn wir einen Pendelbus zu diesem Roma - Lager einrichten würden, Commissario.«
    »Wieso das?«
    »Weil wir so oft da raus müssen. Wir unterhalten ja fast schon so eine Art Taxiservice für ihre Kinder.«
    »Ist das so eingerissen?«, fragte Brunetti und sah aus dem Fenster. Die Bäume hatten inzwischen stärker ausgeschlagen. Das knospende Grün färbte sich dunkler, fing an, sich zu behaupten. »Klingt ja gar nicht gut.«
    »Ob's gut oder schlecht ist, will ich nicht beurteilen, Signore. Das steht mir nicht zu«, entgegnete der Fahrer. »Aber wenn man den Job hier eine Zeitlang macht, dann kommt's einem schon komisch vor.«
    »Inwiefern?«
    »Nun, man könnte meinen, für die gelten andere Gesetze als für uns.« Der Fahrer musterte Brunetti verstohlen im Spiegel, und da der Commissario offenbar interessiert zuhörte, fuhr er fort. »Ich hab selber zwei Kinder von sechs und neun. Angenommen, ich würde mich weigern, die zur Schule zu schicken, was glauben Sie, was da los wäre? Oder wenn man sie beim Klauen erwischte? Sechsmal? Zehnmal?«
    »Was wäre denn der Unterschied?«, fragte Brunetti, obwohl er es sich ganz gut vorstellen konnte.
    »Na, erst mal gäb's eine Abreibung, dass den beiden Hören und Sehen verginge«, antwortete der Fahrer. Sein Schmunzeln verriet, dass mit »Abreibung« so was wie eine Standpauke und ein Monat Fernsehverbot gemeint waren. »Und ich wäre meinen Job los. Garantiert. Oder man würde mich so lange piesacken, bis ich von selber kündige.« Letzteres schien Brunetti ein bisschen übertrieben, doch dann erinnerte er sich an ähnliche Fälle, wo Polizistenkinder sich strafbar gemacht und ihren Vätern damit fast die Karriere zerstört hatten. »Was noch?«
    »Also wenn sie sich herumtrieben und längere Zeit nicht nach Hause kämen, könnte sich das Jugendamt einschalten und uns die Kinder wegnehmen. Sie womöglich in eine Pflegefamilie einweisen. Was weiß ich.« »Fänden Sie das richtig?«, fragte Brunetti.
    Der Fahrer wechselte geschickt die Spur und konzentrierte sich eine Weile schweigend auf die Straße. »Ich kann natürlich nur für mich sprechen, Signore, für meine eigene Familie«, sagte er endlich. »Aber ich würde das nicht ertragen. Niemals. Und ich würde alles dransetzen, es zu verhindern.« Er hielt kurz inne und fügte dann hinzu: »Und genau besehen, wär's diesen Leuten wohl auch nicht recht, wenn man ihnen ihre Kinder wegnähme.« Abermals langes Schweigen, dann sagte der Fahrer: »Ich schätze, wir müssen unsere Kinder nicht alle auf die gleiche Art lieben, oder, Commissario?« »Da haben Sie wohl recht«, pflichtete Brunetti bei. »Und die Kinder kennen es ja nicht anders.« »Da kann ich Ihnen nicht folgen«, gestand Brunetti.
    »Ich meine, die finden ihr Leben ganz normal. Alles, was Kinder sich unter einer Familie vorstellen, orientiert sich an der eigenen. Ist doch so?« Er gab Brunetti Zeit, sich das durch den Kopf gehen zu lassen, dann setzte er hinzu: »Diese Kinder lieben ihre Familien, das spüre ich genau, wenn ich sie zurückbringe.«
    »Und die Eltern?«
    »Die lieben sie auch. Die Mütter auf jeden Fall. Das merkt man ganz deutlich.«
    »Auch wenn sie von der Polizei heimgebracht werden?«, fragte Brunetti.
    Der Fahrer lachte verblüfft. »Ach, da machen die sich nichts draus, Commissario. Sie freuen sich einfach, und die Kinder auch.« Im Spiegel Brunettis Blick suchend, ergänzte er: »Familie bleibt eben Familie, stimmt's?«
    »Ja, schon«, räumte Brunetti ein. »Aber trotzdem, wenn Ihre Kinder von der Polizei aufgegriffen und heimgebracht würden ...«
    »So weit käm's erst gar nicht. Meine Kinder sind tagsüber in der Schule, und wenn's anders wäre, dann wüssten wir das. Schauen Sie mich an, Commissario«, sagte der Mann, plötzlich das Thema wechselnd. »Mir fehlt eine gute Ausbildung, und darum bin ich als Polizist auch beim Fahrdienst hängengeblieben.«
    »Sind Sie denn nicht zufrieden mit Ihrem Job?«, fragte Brunetti, der sich nicht mehr erinnern konnte, wie sie auf dieses Thema gekommen waren.
    »Das kann man so nicht sagen, Signore. Wenn ich mit jemandem reden kann, so wie jetzt mit Ihnen, und ich merke, dass man mich für voll nimmt - dann macht mir meine Arbeit schon Spaß. Andererseits: Was ist denn das für ein Leben für einen erwachsenen Mann? Den ganzen Tag Leute durch die Gegend zu kutschieren, die alle wichtiger sind als ich? Gut, ich bin Polizeibeamter, ich trage Uniform und eine Waffe. Aber bis

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