Bruno Chef de police
Hilfe bitten. Und die Jungs vom Rauschgiftdezernat sollen auch gleich kommen. Wir können Verstärkung gebrauchen.
Bruno«, fuhr er fort. »Versuchen Sie bitte, die Eltern des Mädchens zu erreichen. Wir müssen sie informieren. Und auch den Vater des Jungen. Und veranlassen Sie, dass meine Leute das Anwesen durchsuchen. Aber zuerst sollen sie die Rowdys unten wegen Drogenbesitzes in Gewahrsam nehmen und verhören. Das hier ist doch Richard, den wir suchen. Zumindest sieht er dem Foto sehr ähnlich. Noch was, Isabelle, ich will ein paar Großaufnahmen von den beiden, und sehen Sie zu, dass sie schön scharf werden. Schauen Sie auch bitte nach, was Mademoiselle Courtemine sonst noch an Videos und Filmen in ihrer Sammlung hat.«
»Einschließlich der selbstgedrehten«, sagte Isabelle und deutete auf eine Stelle an der Wand. Weder Jean-Jacques noch Bruno war bislang aufgefallen, dass dort ein Stativ mit Videokamera stand, ausgerichtet auf das Bett und mit rot blinkender led-Leuchte.
Es wurde schon dunkel, als weitere Polizeiwagen eintrafen, gefolgt von zwei Transportern, die die acht jungen Leute abholen sollten. Jacqueline wartete in Handschellen vor der Tür, während die Spurensicherung Fotos vom Schlafzimmer machte und Beweismittel sammelte. Dann wurde Richard schließlich von den Bettpfosten losgebunden und aufgefordert, einen weißen Plastikoverall überzuziehen, ehe auch ihm Handschellen angelegt wurden.
Bruno hatte sich mit den Eltern der beiden in Verbindung gesetzt. Jacquelines Vater war auf einer Geschäftsreise in Finnland, wollte aber mit dem nächsten Flieger zurückkehren. Ihre Mutter hatte sich von Paris aus auf den Weg gemacht. Richards Vater erwartete seinen Sohn auf der Polizeiwache in Périgueux. Anwälte waren schon verständigt worden, denn die Durchsuchung hatte in einem der Außengebäude vier Schuhkartons zu Tage gefördert, die den Kollegen vom Rauschgiftdezernat zufolge Ecstasypillen enthielten.
»Im Straßenhandel soll das Zeug an die 20000 Euro bringen«, sagte Jean-Jacques und steckte sich eine amerikanische Zigarette an. Er stand mit Bruno auf der breiten Terrasse vor dem Haus, von dem aus man einen wunderbaren Blick über die kleine Stadt Lalinde und die Dordogne hatte. »Gerade wurde ein weiterer Schuhkarton in ihrem Auto gefunden, unter dem Ersatzrad versteckt. Jede Menge Fingerabdrücke. Sie wird sich nicht rausreden können. Und wie sich herausgestellt hat, gehören die drei tätowierten Jungs aus dem Pool dem
Service d'Ordre
des
Front National
an. Das ist deren Schlägertrupp. Sie hatten Fotos bei sich, auf denen sie auf einer Wahlkampfveranstaltung mit Le Pen abgebildet sind. Außerdem wurden in ihren Autos Drogen und in ihren Brieftaschen jede Menge Bargeld gefunden.«
»Haben Sie schon in Paris angerufen?«, fragte Bruno. »Die Politiker werden sich freuen, wenn sie erfahren, dass der
Front National
Drogenpartys feiert und unsere französische Jugend korrumpiert.«
»Bestimmt«, erwiderte Jean-Jacques. »Allerdings geht's mir in erster Linie darum, einen Mordfall aufzuklären. Die Politik interessiert mich weniger, außer dass mir diese Faschos entschieden gegen den Strich gehen. Mein Gott, nach allem, was dieses Land im Krieg durchmachen musste, ist mir unbegreiflich, wieso sich diese Kids für diesen Dreck begeistern. Und dann auch noch Drogen und bizarrer Sex. Was ist nur mit dieser Generation los, Bruno? Haben Sie Kinder?«
»Nein, nicht mal eine Frau«, antwortete Bruno, selbst überrascht von dem traurigen Unterton in seiner Stimme. Woher mochte der kommen? Um das Thema zu wechseln und einen etwas heitereren Ton anzuschlagen, sagte er: »Mir hat normaler Sex bislang genügt. Und wenn eine Frau im Nazikostüm ankäme, die mir Fesseln anlegen wollte, würde ich mich wahrscheinlich kranklachen und ihr damit die Stimmung vermiesen.«
»Tja, ich könnte auch nicht behaupten, dass mich dieser Pornofilm heiß gemacht hätte«, sagte Jean-Jacques. »Aber in meinem Alter gibt's wohl ohnehin nicht mehr viel, was mich wieder in Schwung brächte.«
»Ich kann mich erinnern, dass es früher nur wenig gab, worauf Sie nicht angesprungen wären. Ihr Ruf eilt Ihnen immer noch voraus, Jean-Jacques. Mich wundert, dass Isabelle keine Rüstung trägt.«
»Nicht nötig, bei all den neuen Verordnungen, Bruno. Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz. Sie können sich glücklich schätzen in Ihrem kleinen Nest. Unsereins riskiert die Kündigung, wenn er eine Frau bloß anschaut.«
»Bei
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