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Bruno Chef de police

Bruno Chef de police

Titel: Bruno Chef de police Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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nicht einschlafen können und muss doch morgen früh raus. Jean-Jacques hat sich angemeldet und will sicherstellen, dass für den Typen aus Paris alles vorbereitet ist.«
    Bruno nickte. »Übrigens, für Montagmittag ist eine Kundgebung geplant, ein Solidaritätsmarsch. Dazu hat unsere kommunistische Ratsfraktion aufgerufen, aber der Bürgermeister lässt es sich nicht nehmen, vorneweg zu marschieren. Ich glaube kaum, dass viele dran teilnehmen werden, es werden hauptsächlich Schulkinder sein.«
    »Ich gebe Jean-Jacques Bescheid, und der wird dafür sorgen, dass die
renseignements généraux
mit ihren Kameras zur Stelle sind«, sagte sie mit nervösem Lächeln und stand zögernd auf. Sie wusste ganz offensichtlich nicht, wie sie ihren Abgang gestalten sollte. »Nur für die Akten«, ergänzte sie. »Aber ich glaube, wir wissen beide, wie unzureichend solche Akten sind. Letztlich erklären sie wenig.«
    »Danke für den unerwarteten schönen Abend. Auch Gigi hat sich sehr gefreut, besonders über die Essensreste«, sagte er und ging voran, um ihr die Wagentür aufzuhalten. Sie drückte ihm einen flüchtigen Kuss auf beide Wangen und setzte sich hinters Steuer. Doch ehe sie die Tür schließen konnte, kam Gigi herbeigerannt, legte die Pfoten auf ihren Schenkel und fuhr ihr mit der Zunge übers Gesicht. Sie schreckte zurück und lachte. Bruno zog den Hund zurück.
    »Danke, Bruno«, sagte sie. »Es hat mir gut gefallen bei Ihnen. Ich hoffe, ich darf wiederkommen.«
    »Natürlich«, antwortete er höflich, aber neutral, was so oder so gedeutet werden konnte. »Es wäre mir ein Vergnügen«, fügte er hinzu und erntete ein strahlendes Lächeln, das ihr Gesicht zu verwandeln schien.
    Isabelle zog die Tür zu, startete den Motor, wendete den Wagen und blickte noch einmal in den Rückspiegel. Bruno stand winkend da, Gigi bei Fuß. Als die Rücklichter von Isabelles Wagen verschwunden waren, blickte er zu den blinkenden Sternen im nachtschwarzen Himmel hinauf.
     

14
    Bruno verfütterte die Reste des Abendessens an Gigi und dachte sich beim Geschirrspülen, dass von all seinen Freunden der Baron der geeignete Partner für ein gemischtes Doppel mit der verrückten Engländerin und ihrer Freundin wäre. Pamela und Christine. Er sprach ihre Namen laut aus und fand, dass sie wohl auch geflüstert schön klingen würden. Ihm gefielen beide Namen, und auch der Name Isabelle, der wie geschaffen dafür schien, ins Ohr einer Geliebten gehaucht zu werden. Er konzentrierte sich wieder auf die Frage nach dem geeigneten Partner fürs gemischte Doppel. Der Baron war vorgerückten Alters, was beruhigend wirkte, sehr umgänglich und - für einen Franzosen untypisch - leicht exzentrisch. Und dass Engländer ein Faible für Exzentrik hatten, lernten schon die Kinder in der Schule.
    Auch Bruno mochte Exzentrik. Er fand es jedes Mal beglückend, wenn es ihm gelang, aus sich herauszugehen, etwas zu riskieren und sich auf Abenteuer einzulassen. Abenteuer. Allein schon das Wort inspirierte ihn und ließ ihn wie in jungen Jahren von Reisen an mysteriöse Orte und waghalsigen Unternehmungen träumen, von Dramen und Leidenschaften in einer Intensität, wie sie ein einfacher Provinzpolizist, wenn überhaupt, nur selten erfahren konnte.
    Allerdings hatte sich Bruno ganz bewusst für ein geruhsames Leben entschieden, war er an dem Drama in Bosnien doch fast zugrunde gegangen. Unwillkürlich betastete er die alte Narbe über der Hüfte und sah sich wieder mit einem Wust von bruchstückhaften Erinnerungen konfrontiert, an Flammen und Lärm, wie sich alles um ihn herum drehte, an das gleißende Licht von Scheinwerfern auf blutbeflecktem Schnee - eine Bilderfolge, die für ihn unzusammenhängend blieb. An die Begleitgeräusche erinnerte er sich umso deutlicher: rhythmisch knatternde Hubschrauberrotoren, unterbrochen von Maschinengewehrsalven, explodierenden Granaten und dem metallischen Quietschen von Panzerketten. Bruno spürte einen Anflug von Selbstmitleid und ärgerte sich darüber, dass er so sehr mit sich selbst beschäftigt war und darüber das Drama vor der eigenen Haustür vergaß. Ein Provinzpolizist hatte äußerst selten mit Mord, Drogen und bizarren Sexspielen zu tun, geschweige denn mit allem zusammen in nur einer Woche.
    Er stellte das Geschirr aufs Abtropfgitter, deckte den Tisch fürs Frühstück und kniete sich hin, um Gigi zu streicheln, der Brunos Füße beschnupperte und auf einen Nachschlag hoffte. Er nahm den Kopf des Hundes in beide

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