Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bruno Chef de police

Bruno Chef de police

Titel: Bruno Chef de police Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
Vom Netzwerk:
und so frisch wirkten wie zu Anfang des Spiels.
    Den ersten Satzball musste Bruno annehmen. In Kauerstellung erwartete er den Aufschlag des Barons, von dem er wusste, dass er gern mit einem Slice servierte. Doch der Baron tat ihm den Gefallen nicht und schlug einen harten Ball auf die Vorhand Brunos, der entlang der Seitenlinie auf Christine retournierte. Sie spielte auf ihn zurück und er auf sie bis zur Grundlinie. Fünf, sechs Mal ging es zwischen beiden, die wieder zu ihrem Rhythmus gefunden hatten, hin und her, dann ein siebtes, achtes Mal, ehe Christine plötzlich einen harten Cross in die andere Hälfte spielte, worauf sich Pamela und der Baron ihrerseits ein Grundlinienmatch lieferten. Ihr sechster Ball traf schließlich auf eine Unebenheit im Rasen und prallte so unglücklich ab, dass der Baron ihn nur mit dem Schlägerrand erwischte und an die Netzkante schickte, von der er auf die eigene Seite herabtropfte. Spiel und Satz.
    »Was für ein Ballwechsel!«, rief Pamela so begeistert, dass Bruno an der Echtheit ihres Gefühlsausbruchs zweifelte. »Gratuliere, Baron, und, mit Verlaub, zum Schluss hatten Sie einfach Pech.«
    »Jetzt brauch ich einen Drink«, sagte Christine und lief ans Netz, um Bruno die Hand zu schütteln. Dann eilte sie zu ihrem Partner zurück und küsste ihn auf beide Wangen.
    »Und ich muss erst mal unter die Dusche«, rief Pamela lachend. »Danke für das Match, vor allem für das letzte Set. Ich kann mich nicht erinnern, jemals so lange am Stück auf einen Ball eingedroschen zu haben.«
    Bruno bewunderte die beiden und die clevere Art, mit der sie mit gekränkten männlichen Egos umzugehen verstanden. Der Baron, der sonst vor Wut kochte, wenn er ein Spiel verloren hatte, war geradezu entzückt und sichtlich geschmeichelt.
    »Wenn Sie auch duschen wollen, können Sie das im Poolhaus gern tun. Handtücher liegen bereit«, rief Pamela. »Wir duschen im Haus und sind in zehn Minuten wieder da. Dann machen wir uns über den Champagner her. Im Kühlschrank finden Sie Mineralwasser. Bedienen Sie sich.«
    Bruno wischte sich mit seinem Handtuch den Nacken und packte seinen Schläger ein. Der Baron humpelte auf ihn zu und sagte lächelnd: »Was für charmante Mädels!«
    Bruno schmunzelte erschöpft. Ja, sie waren auf fast mädchenhafte Art charmant und offenbar auch unwiderstehlich, wenn sie einen alten Zyniker wie den Baron so schnell um den kleinen Finger wickeln konnten. Nachdem er einen Liter Wasser getrunken, geduscht und sich umgezogen hatte, schlenderte Bruno nach draußen an den Tisch beim Pool, auf dem vier Champagnerflöten und ein Eiskübel bereitstanden, daneben eine Flasche dunkelvioletter
cassis.
Er warf einen diskreten Blick auf das Etikett und nickte anerkennend. Es war der echte aus der Bourgogne, und nicht der industriell hergestellte Johannisbeersaft, den es in Supermärkten zu kaufen gab.
    Pamela und Christine hatten Jeans und Blusen angezogen. Beide kamen mit einem Tablett nach draußen; auf dem einen waren Teller, Besteck und Servietten, auf dem anderen
pâté,
Oliven, Kirschtomaten und ein frisches Baguette. Der Baron ließ den Korken aus der Champagnerflasche springen, gab einen Spritzer Cassis in jedes Glas und schüttete vorsichtig den Schaumwein dazu.
    »Das nächste Mal müssen wir zusammen spielen, Bruno«, sagte Christine. »Es sei denn, der Baron besteht auf einer Revanche.«
    »Never change a winning team«,
rief Pamela fröhlich. »Bruno bleibt mein Partner.«
    »Ganz wie Sie wünschen, Mesdames«, sagte der Baron. »Vielleicht erweisen Sie uns die Ehre, am Sommerturnier unseres Clubs teilzunehmen. Sie würden bestimmt weit kommen, ob als Partnerinnen oder im gemischten Doppel.«
    »Zu dumm, ich bin nur noch bis Ende Mai hier«, sagte Christine. »Dann muss ich zurück nach England, um meine Forschungsarbeit abzuschließen, bevor mein Sabbatjahr vorbei ist.«
    »Vielleicht können wir Sie ja überreden, im August für eine Woche oder so zurückzukommen«, schlug der Baron vor, der sich nicht so leicht geschlagen gab.
    »Dann gibt's für mich wohl keinen Raum in der Herberge«, entgegnete Christine. »Im August ist bei Pamela alles belegt.«
    »Ach, inzwischen haben Sie hier doch genug andere Freunde, bei denen Sie wohnen könnten. Meine bescheidene
chartreuse
steht Ihnen jederzeit zur Verfügung, und da meine Töchter fürs Turnier aus Paris kommen, werden Sie keine Bedenken haben müssen.«
    »Chartreuse?«,
fragte Pamela. »Ich dachte, das wäre ein Kloster, in

Weitere Kostenlose Bücher