Bruno Chef de police
Erklärung, der einsame
flic
wäre gehörig verprügelt worden, hätte ihm nicht
Inspectrice
Isabelle Perrault die Schläger vom Leib gehalten, sichtlich enttäuschte. Isabelle beklagte sich kurz darauf am Telefon, dass
Paris-Match
sie in ihrem Karateanzug ablichten wolle und die »verfluchte« Pressesprecherin der Polizeizentrale das auch noch bewilligt habe. Sie nahm jedoch mit dem größten Vergnügen seine Einladung zum Abendessen am nächsten Abend an mit der Begründung, so bekomme sie Gelegenheit, seine Veilchen und blauen Flecke zu begutachten.
Es war noch hell, als sich Bruno dem Anwesen von Pamela näherte, doch im Wohnhaus brannte schon überall Licht. Sanfte Jazzmusik hallte ihm entgegen, und auf dem Tisch im Hof flackerte die Flamme einer alten Öllampe. Er hörte eine englische Stimme rufen:
»He's here«,
worauf Pamela in einem eleganten langen Kleid erschien. Sie hatte die Haare hochgesteckt und trug ein Tablett, auf dem drei Gläser standen und eine Flasche, die aussah wie eine
Veuve Clicquot.
»Da ist er ja, unser Held!« Sie stellte das Tablett auf den Tisch und gab Bruno einen herzhaften Kuss auf beide Wangen.
»Ich habe gesehen, wie Sie diesen jungen Skinhead vermöbelt haben, und bin mir nicht sicher, ob ich mich Ihnen überhaupt nähern sollte«, sagte er lächelnd und reichte ihr den Wein und die Blumen. Pamela bedankte sich und legte die Geschenke auf den Tisch.
»Das sind die zwei schönsten blauen Augen, die ich je gesehen habe, Bruno«, bemerkte sie. »Und die Stiche! Ich wusste gar nicht, dass Sie genäht werden mussten. Wundern tut's mich nicht, wenn ich daran denke, wie dieser Typ mit dem Knüppel auf Sie eingedroschen hat.« Als Christine auftauchte, drehte sie sich zu ihr um und sagte: »Sieh dir die vernähte Platzwunde an.«
Auch Christine küsste ihn auf beide Wangen und tauchte ihn, als sie ihn herzlich umarmte, in eine Parfümwolke. »Danke, Bruno, danke, dass Sie sich so mutig für uns eingesetzt haben.«
Er wollte klarstellen, dass er auf verlorenem Posten gewesen wäre, wenn Isabelle nicht eingegriffen hätte, und dass wahrscheinlich vor allem er die Schuld an den Krawallen trage. Doch weil ihm weder die eine noch die andere Anmerkung unter den gegebenen Umständen passend erschien, sagte er nichts und lächelte stattdessen.
»Wir haben sämtliche Zeitungsberichte über Sie gelesen und das Interview mit Ihnen heute Nachmittag im Radio gehört«, sagte Christine. »Dass wir jetzt den einsamen
flic
von Saint-Denis bei uns zu Gast haben, wird bestimmt alle Frauen in Frankreich vor Neid erblassen lassen.«
»Es tut mir leid, dass auch Sie in Schwierigkeiten geraten sind und dass Saint-Denis jetzt als Tummelplatz für Schläger und Rassisten gilt«, entgegnete er. »Etliche Touristen haben bereits ihren Urlaub bei uns abgesagt. Ich hoffe, Ihnen, Pamela, halten Ihre Gäste die Treue. Mir ist zu Ohren gekommen, dass selbst die englische Presse von den Vorkommnissen in unserer Stadt berichtet.«
»Und die bbc«, sagte Christine.
»Sei's drum«, erwiderte Pamela und reichte Bruno die Champagnerflasche, damit er sie entkorkte. »Ich gebe in meiner Broschüre ohnehin nicht die Adresse von Saint-Denis an, nur die Postleitzahl, dazu den Namen des Hauses, den des kleinen Weilers Saint-Thomas et Brillamont und die Lage im
Vallée de la Vézère.
Das klingt für englische Ohren sehr viel französischer.«
»Ich wusste gar nicht, dass Ihr Anwesen einen Namen hat«, sagte er und tippte mit den Fingern in die Höhlung am Flaschenfuß, um zu verhindern, dass beim Öffnen allzu viel Schaum herausspritzte.
»Es hatte auch keinen, bis ich es wegen der Pappeln dort vorn auf den Namen
Les Peupliers
getauft habe.«
»Sollte es nicht
Le Marketing
heißen?«, flachste Christine, als er den Champagner ausschenkte. Sie trug einen langen dunklen Rock und eine Bluse. Außerdem hatte sie sich Locken ins Haar gedreht. Beide Frauen hatten sich für ihn herausgeputzt, und Bruno bereute es, sich keine Krawatte umgebunden zu haben.
»Darf ich fragen, woraus dieses >englische Dinner< besteht, zu dem Sie mich freundlicherweise eingeladen haben?«
»Das ist eine Überraschung«, antwortete Pamela.
»Auch für mich«, sagte Christine. »Ich habe keine Ahnung, was uns aufgetischt wird, weiß aber, dass Pamela sehr gut kochen kann. Mein Beitrag für den heutigen Abend waren Computerrecherchen. Ich habe mich über Ihre arabische Fußballmannschaft kundig zu machen versucht.«
»Apropos, ich habe heute
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