Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bruno Chef de police

Bruno Chef de police

Titel: Bruno Chef de police Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
Vom Netzwerk:
auf dem Platz. Duroc stand neben seinem Schreibtisch und herrschte Brosseil an. Er solle verschwinden, doch der kleine Notar behauptete sich und drohte ebenso lautstark mit dem Europäischen Gerichtshof, während Tavernier ruhig hinter dem Schreibtisch saß und den beiden offenbar amüsiert zusah. Karim hockte niedergeschlagen und verwirrt auf einem Stuhl vor dem Schreibtisch. Bruno warf einen Blick in die Runde, eilte zum Fernseher und schaltete ihn aus. Überrascht hielten Brosseil und Duroc inne.
    »Meine Herren, wenn ich bitten darf«, sagte Bruno. »Ich habe dem
juge-magistrat
eine wichtige Mitteilung zu machen. In einer vertraulichen Angelegenheit.« Er wandte sich Duroc zu, schüttelte ihm herzlich die Hand und führte ihn nach draußen.
»Mon capitaine,
mein lieber Kollege, wenn Sie so freundlich wären und uns für einen kurzen Moment. ..« Er murmelte ein paar höfliche Floskeln, langte mit der freien Hand nach Brosseil und zog ihn hinter sich her in den Flur. Dann schickte er auch Karim nach draußen, schloss die Tür, lehnte sich mit dem Rücken dagegen und musterte Tavernier, der hämisch lächelnd dasaß.
    »Monsieur le chef de police«,
begrüßte ihn Tavernier spöttisch. »Welche Freude, Sie wiederzusehen. Was bringen Sie für Neuigkeiten?«
    »Senator Mangin, ein alter Freund und Kommilitone Ihres Vaters, bittet um eine Unterredung«, antwortete Bruno.
    »Ah, der Bürgermeister von Saint-Denis, der sich aus Enttäuschung über seine gescheiterte politische Karriere in Paris in die Provinz zurückgezogen hat, um die Geschicke dieser turbulenten Kleinstadt zu lenken. Mein Vater hat mir lustige Geschichten über ihn erzählt. Offenbar war er schon damals nicht ganz auf der Höhe. Richten Sie ihm meine Grüße aus. Im Augenblick halten mich dringende Geschäfte zurück, aber wenn ich hier fertig bin, und das wird wahrscheinlich heute Abend der Fall sein, würde ich mich freuen, ihn zu sehen.«
    »Ich glaube, die Angelegenheit des Bürgermeisters ist dringlicher,
Monsieur le juge-magistrat«,
entgegnete Bruno.
    »Ich bedaure. Erinnern Sie den Bürgermeister daran, dass rechtliche Fragen keinen Aufschub dulden. Und rufen Sie bitte den
Capitaine
und Monsieur al-Bakr, wenn Sie jetzt nach draußen gehen. Diesen lächerlichen kleinen Notar können Sie gleich mitnehmen.«
    »Ich stimme Ihnen zu«, sagte Bruno. »Wir sollten in Rechtsdingen wirklich keine Zeit verlieren und darum so schnell wie möglich die Aussagen unserer illustren Gäste zu Rate ziehen, Aussagen des Ministers und der beiden Generäle, die zufällig Zeugen der unschönen Vorkommnisse in unserer Stadt waren. Ich glaube, der Bürgermeister möchte sich genau darüber mit Ihnen unterhalten, bevor irgendwelche vorschnellen Entscheidungen getroffen werden.«
    »Sehr clever«, sagte Tavernier nach längerem Schweigen. »Ich schätze, die Aussagen, auf die Sie anspielen, fallen recht schmeichelhaft aus für unseren wildwütigen Araber - und natürlich auch für den
chef de police. «
    »Wer weiß? Ich habe sie noch nicht gelesen. Ich weiß nur, dass der Bürgermeister mit Ihnen darüber zu sprechen wünscht, im Interesse unserer Strafverfolgungsbehörden.«
    »War es auch in deren Interesse, dass dieser alberne Notar hier hereingeplatzt kam und was vom Europäischen Gerichtshof faselte? War das Ihre Idee?«
    »Wovon reden Sie, Monsieur? Ich kann Ihnen allerdings versichern, dass kein verantwortungsbewusster Polizist Verhöre durchführen würde, ohne dem Verhörten sein Recht auf juristischen Beistand eingeräumt zu haben. Dem werden Sie und
Capitaine
Duroc doch sicherlich zustimmen, nicht wahr?«
    »Ein Polizist vom Lande, der die Entscheide des Europäischen Gerichtshofes beherzigt«, spottete Tavernier. »Sehr beeindruckend.«
    »Und die des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte«, ergänzte Bruno. »Ein Polizist hat die Pflicht, den Gesetzen, auf die er seinen Eid abgelegt hat, Geltung zu verschaffen.«
    »Unsere Gerichte urteilen ohne Ansehen der Person,
Monsieur le chef de police«,
entgegnete Tavernier. »Die von außerhalb angereisten Agitatoren werden ebenso bestraft werden wie hiesige Anwohner, die sich ihnen mit unbotmäßiger Gewalt zur Wehr setzten. Wir suchen immer noch nach denen, die für den Ausbruch der Gewalt verantwortlich sind.«
    »Dann sollten Sie schnellstens die Aussagen unserer prominenten Zeugen zur Kenntnis nehmen, wozu Sie der Bürgermeister freundlichst einlädt.«
    Es entstand eine längere Pause. Bruno

Weitere Kostenlose Bücher