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Bruno Chef de police

Bruno Chef de police

Titel: Bruno Chef de police Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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blickte seinem Gegenüber in die Augen und konnte nur ahnen, was hinter der ausdruckslosen Miene des jungen Mannes vorging, der seine persönlichen und politischen Aussichten einzuschätzen versuchte. Auch Bruno verzog keine Miene.
    »Sie können dem Bürgermeister ausrichten, dass ich in einer halben Stunde zu ihm ins Büro komme«, sagte Tavernier schließlich und wandte sich ab.
    »Wir, der Bürgermeister und ich, werden für Monsieur al-Bakr bürgen und garantieren, dass er für weitere Verhöre jederzeit zur Verfügung steht, in Anwesenheit seines Rechtsbeistands, versteht sich.«
    »Einverstanden«, sagte Tavernier. »Ich überlasse Ihnen den gewalttätigen Araber für eine Weile. Was wir an Beweisen gegen ihn haben, sollte ohnehin reichen«, fügte er hinzu und deutete lässig auf den Videorecorder.
    »Er ist, wie Sie selbst zutreffend angemerkt haben, Franzose wie Sie und ich«, entgegnete Bruno und verließ das Büro. Duroc protestierte, als er Karim und Brosseil mit sich nahm, doch Bruno warf ihm nur einen flüchtigen Blick zu, deutete auf die Tür hinter sich und sagte: »Sie können jetzt wieder zu unserem Wunderknaben hineingehen.«
    Als die drei ins Freie traten, schallte ihnen von der Rue de Paris Jubel entgegen. Momu kam herbeigeeilt und umarmte seinen Sohn. Halb Saint-Denis schien sich versammelt zu haben, unter anderem auch die Erzfeinde Bachelot und Jean-Pierre, die beide übers ganze Gesicht strahlten. Bruno bedankte sich bei Brosseil, der auf seine Rolle sichtlich stolz und viel zu aufgeregt war, um danach zu fragen, wem denn die Rechnung für seine Dienste zuzustellen sei. Aber lange würde er es nicht vergessen. Bruno klopfte Karim auf die Schulter und ließ sich von Momu die Hand schütteln.
    »Ist es tatsächlich wahr, dass während der
rafales
in Paris Menschen in die Seine geworfen worden sind?«, fragte Bruno.
    »Ja, im Oktober 1961. Betroffen waren über zweihundert Landsleute von mir. Sie können's selbst nachlesen. Es hat sogar Berichte im Fernsehen darüber gegeben.«
    Bruno schüttelte den Kopf, nicht weil er zweifelte, sondern aus Resignation über das ewig alte Lied von Dummheit und Gewalt.
    »Schrecklich«, sagte er.
    »Es herrschte Krieg«, erklärte Momu. »Und manchmal, so wie jetzt, fürchte ich, dass er immer noch nicht zu Ende ist.« Er schaute Karim nach, der von Freunden zur Feier seiner Freilassung auf ein Glas Bier in die
Bar des Amateurs
geführt wurde, und lächelte traurig. »Ich sollte wohl aufpassen, dass er nicht zu viel trinkt und bald nach Hause zurückkehrt, um Rashida zu trösten. Vielen Dank für deinen Einsatz, Bruno. Und entschuldige, dass ich dich geschlagen habe. Ich war nicht ganz bei mir.«
    »Verständlicherweise. Zuerst das schreckliche Verbrechen an deinem Vater und dann das. Aber glaub mir, die ganze Stadt steht hinter dir.«
    Momu nickte. »Ich habe den meisten das Rechnen beigebracht und weiß, dass ich mich auf sie verlassen kann. Danke noch mal.«
    »Schöne Grüße an Rashida«, sagte Bruno und machte sich auf den Weg, um den Bürgermeister zu unterrichten.
     

19
    Während er die Hühner fütterte, dachte Bruno darüber nach, was er zum Abendessen tragen sollte, und entschied sich für Freizeithemd, Jackett und Hose. Eine Krawatte erschien ihm unangemessen. Er holte eine Flasche seiner unetikettierten
Lalande-de-Pomerol-Weine
aus dem Keller und legte sie zusammen mit dem Blumenstrauß, den er gekauft hatte, auf den Beifahrersitz, damit er beides nicht vergaß. Dann duschte und rasierte er sich, zog sich an, fütterte Gigi und fuhr schließlich los, gespannt darauf, was er von der verrückten Engländerin und ihrer Freundin wohl vorgesetzt bekäme. Ihm war schon einiges über die englische Küche zu Ohren gekommen, wenig Vorteilhaftes, doch schätzte er Pamela als eine Frau mit kultiviertem Geschmack ein. Trotzdem war er ein wenig nervös, wenn auch nicht aus Sorge um seinen Magen. Die Einladung war ihm in einem Brief übermittelt worden, den eine der beiden in seinem Büro abgegeben hatte. Auf dem Umschlag stand »An unseren Beschützer«, worüber sich die Frauen in der
mairie
nun das Maul zerrissen.
    Er hatte einen anstrengenden Tag hinter sich. Etliche Reporter von Presse und Fernsehen hatten unbedingt den »einsamen
flic
von Saint-Denis«, als den ihn die
France-Soir
bezeichnete, interviewen wollen. Bruno hatte allen einen Korb gegeben und nur für
Radio Périgord
eine Ausnahme gemacht, seinen Lieblingssender, dessen Reporter er mit der

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