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Bruno Chef de police

Bruno Chef de police

Titel: Bruno Chef de police Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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alten Eisentor. Bruno schloss auf, reichte Isabelle eine Fackel und bat sie, vorsichtig zu sein und nicht zu stolpern. Er nahm sie beim Arm und führte sie über die Schwelle, hinter der sie eine Weile stehen blieben, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Gigi, der offenbar Angst hatte, blieb leise knurrend draußen zurück. Bruno war sich der Nähe Isabelles fast körperlich bewusst, als er ihr voran vorsichtig über den unebenen Felsboden weiterging.
    »Wir sind hier in der sogenannten Höhle des Zauberers. Sie ist nur wenigen bekannt, und kaum einer interessiert sich für sie«, sagte er. »Maurice ist es recht so. Er will auch nicht, dass das Fremdenverkehrsamt Werbung dafür macht, denn dann müsste er Hinweisschilder aufstellen und für mehr Sicherheit sorgen. Dabei gibt's auch hier Felszeichnungen, und eine davon ist einzigartig.«
    Er blieb stehen, drehte seine Begleiterin zu sich her, worauf diese leicht zusammenzuckte und den Kopf einige Zentimeter auf ihn zubewegte, als erwarte sie, geküsst zu werden. Doch Bruno hob nur seine Fackel und ermahnte Isabelle, genau hinzusehen. Als sie aufsah, bemerkte sie plötzlich die Umrisse eines geduckten Tieres an der Wand -lauernd, groß, bedrohlich.
    »Soll das ein Bär sein?«, fragte sie, während die Fackel schon weiterwanderte und dann auf eine seltsam geschwungene Spur deutete, die auf den ersten Blick wie eine Verwerfung im Fels aussah, aber bei genauerem Hinsehen als eine mit Farbe oder dunkler Tinte aufgezeichnete Gestalt zu erkennen war.
    »Ein Mammut«, staunte sie. »Da, die langen Stoßzähne, der Rumpf und die dicken Beine.«
    »Zwanzigtausend Jahre alt«, flüsterte Bruno und machte Isabelle auf eine weitere Malerei aufmerksam, die Darstellung eines auf vier Beinen kauernden Lebewesens, das seinen Kopf auf den Betrachter richtete.
    »Es sieht so menschlich aus. Ist es ein Mensch oder ein Affe?«, fragte sie.
    »Sehen Sie etwa einen Schwanz? Nein, Sie stehen vor der einzigartigen Abbildung eines unserer urweltlichen Vorfahren. So etwas gibt es in keiner der anderen Höhlen des Périgord. Sehen Sie, die Augen und die Kieferlinie, die Kopfform und das Loch, das vermutlich einen weit geöffneten Mund darstellen soll.«
    »Phantastisch. Aber es hat was Teuflisches«, sagte sie.
    »Maurice sieht darin einen Zauberer, weshalb er seine Höhle danach benannt hat. Es sieht aus, als hielte er einen Beutel in der Hand. Da! Sehen Sie? Maurice sagt, dass darin seine Zaubertricks stecken.« Isabelle hob ihre Fackel und beleuchtete die zerklüftete Höhlendecke. »Da ist noch etwas, was ich Ihnen zeigen will und was sehr anrührend ist, wie ich finde«, sagte Bruno und führte sie in einen kleinen Seitengang. Es dauerte eine Weile, bis er gefunden hatte, wonach er suchte. Im Schein der Fackeln zeigte sich der Abdruck einer winzigen Kinderhand, so klar konturiert, als wäre sie erst gestern auf den Fels gelegt worden.
    »Oh«, hauchte Isabelle und griff nach Brunos Hand. »Das ist wirklich einzigartig, wundervoll.«
    »Man kann es sich richtig vorstellen, nicht wahr? Während die Eltern Mammute und Zauberer zeichnen, taucht ihr Kind eine Hand in Farbe und macht einen Abdruck, der noch nach Jahrtausenden zu sehen ist.«
    »Zwanzigtausend Jahre ...« Vor lauter Begeisterung erhob sich Isabelle spontan auf die Zehenspitzen, berührte mit der Hand seine Wange und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen, so impulsiv und ungestüm, dass das Licht beider Fackeln ziellos in der Höhle umherflackerte. Bruno antwortete nicht weniger enthusiastisch, erwiderte den Kuss und schmeckte den Wein auf ihren Lippen, bis sie sich von ihm löste und mit einem scheuen Lächeln erkennen ließ, dass sie sich fragte, wie vielen Frauen er wohl schon diese zauberhafte Höhle gezeigt haben mochte.
     
    Die Sonne stand noch für mehr als eine Stunde über dem Horizont, als sie sich von Maurice und seinem Hund verabschiedeten und Hand in Hand zum Wagen zurückkehrten.
    »Und was nun?«, fragte Isabelle.
    »Jetzt wird gepicknickt«, antwortete Bruno. Sie folgten der schmalen, gewundenen Schotterpiste und erreichten wenig später ein weites Plateau am Rand des Felsens, durch den sich die Höhle zog. Bruno fuhr weiter in Richtung eines kleinen Hügels, auf dessen Kuppe ein verfallenes Gemäuer zu erkennen war. Dann aber bemerkte Isabelle, dass die Entfernung täuschte und der Hügel und das Gemäuer darauf sehr viel größer waren als angenommen.
    »Eine Schlossruine«, sagte sie verzückt.
    »Die alte

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