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Brut des Teufels

Brut des Teufels

Titel: Brut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Leather
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sechsundvierzig Kameras vor sich hatte. Fast alle zeigten das Innere des Hauses. Auf einer der Bildflächen waren der Sesselrücken und die Monitore zu sehen.
    Nightingale drehte sich im Sessel herum. Er konnte keine Überwachungskamera entdecken, aber an der Wand war eine Edelstahlleuchte angebracht. » Raffiniert«, sagte er.
    Morris tippte auf der Tastatur herum, und auf dem Hauptbildschirm tauchte ein Menü auf. » Okay, jetzt geht es los«, sagte er. Er zeigte auf den Monitor. » Dort stehen die Datumsangaben; man scrollt auf das Datum, das man haben möchte, und klickt es an.« Er führte den Cursor zum 27. November, und ein zweites Menü füllte den Bildschirm aus. » Hier sind die nummerierten Kameras und die Aufnahmezeiten. Man wählt eine Kamera aus und klickt dann die Zeit an. Alles ist digital, es sollte also schnell gehen. Für welchen Teil des Hauses interessieren Sie sich denn?«
    » Ich mache das schon«, sagte Nightingale. » Warten Sie im Auto.«
    Morris nahm das Tagebuch zur Hand und blätterte es durch. » Was ist das denn?«, fragte er. » Das ist ja völlig unverständlich.«
    » Es ist Spiegelschrift«, erklärte Nightingale. » Man muss es vor einen Spiegel halten, um es zu lesen.«
    » Warum sollte sich denn irgendjemand die Mühe machen, so zu schreiben?«
    » Ich habe Ihnen doch gesagt, dass er ein Spinner war. Nehmen Sie es mir nicht übel, Eddie, aber können Sie sich jetzt mal verpissen und mich hier machen lassen?«
    Morris legte das Tagebuch weg und ging zur Tür.
    » Und dass Sie mir ja nichts mitgehen lassen«, warnte ihn Nightingale. » Ich durchsuche Sie, bevor wir wegfahren.«
    » Ich höre, was Sie sagen«, erwiderte Morris.
    » Ja, also hören Sie und gehorchen Sie«, forderte Nightingale ihn auf.
    Als Morris den Raum verließ, scrollte Nightingale auf der Tastatur zum 26. November hinunter. Er klickte das Video der Kamera an, die die Terrasse abdeckte. Der Hauptbildschirm füllte sich mit der Aufnahme der Steinplatten. Der digitalen Zeitanzeige zufolge, die am unteren Bildschirmrand entlanglief, handelte es sich um eine Aufnahme von der Mitte des Tages. Er drückte die entsprechende Taste, und die Zeitangabe wechselte auf 23:59:50 am 26.November. Nightingale sah sich in der Mitte eines Pentagramms sitzen. An den fünf Spitzen des Sterns in der Mitte eines Kreises brannten Kerzen. Der Wind zerzauste sein Haar, und er hatte ein Buch auf dem Schoß liegen. Nightingale lächelte. Das Pentagramm hatte er sich wenigstens nicht eingebildet. Er schaute, ob er die Lautstärke irgendwie aufdrehen konnte, begriff dann aber, dass die Kameras wahrscheinlich nicht mit Mikrofonen ausgerüstet waren; es gab also nur Bilder und keinen Ton. Nicht, dass das eine Rolle gespielt hätte– er wusste genau, was gesagt worden war.
    Der Nightingale im Video hörte auf zu lesen, klappte das Buch zu und spähte über den Rasen.
    Nightingale lehnte sich in seinem Sessel zurück und wartete darauf, dass Proserpina und ihr Hund auf dem Bildschirm auftauchten. Die Zeitanzeige wechselte zu 00:00:00 und das Datum vom 26. zum 27. November. Nightingale runzelte die Stirn. Proserpina war um Punkt Mitternacht erschienen. Wo war sie dann also?
    Der Nightingale im Video stand auf und schlug das Buch auf. Er begann, laut daraus vorzulesen. Nightingale beugte sich vor und suchte den Bildschirm mit den Augen ab. Wo war Proserpina? Warum war sie nicht da? Sie war um Mitternacht erschienen, und Nightingale hatte begonnen, aus dem Buch vorzulesen. Warum war sie dann also nicht zu sehen?
    Nightingale starrte auf die Ziffern der Zeitanzeige. 00:00:45. Eine weitere Sekunde tickte vorbei. Und noch eine.
    » Das ist nicht das, was geschehen ist«, murmelte Nightingale vor sich hin. » Sie war da. Ich weiß, dass sie da war.«
    Nightingale starrte weiter auf das Video. Nichts geschah. Die Sekunden der Zeitanzeige unten am Rand verstrichen, aber der Nightingale auf dem Bildschirm stand einfach nur da, allein. Es war keine Proserpina zu sehen. Kein Hund. Und kein Mitchell wurde abgeholt, um in der Hölle zu schmoren…

56
    Jenny saß auf einem Barhocker an der Theke und sprach in ihr Handy, als Nightingale hereinkam. Die Weinbar lag in einer Seitenstraße der King’s Road, ganz in der Nähe ihres Mews-Hauses. Sie legte ihr Handy weg und winkte ihm zu, als er zu ihr herüberkam. » Was war denn so wichtig, dass es nicht bis morgen warten konnte?«, fragte sie.
    » Kann ich denn mit meiner Lieblingsassistentin nicht einfach mal

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