Brut des Teufels
vier Teakholzstühle mit der Sitzfläche zum Garten. Verborgene Strahler beleuchteten ein gutes Dutzend Bäume und einen großen, weißen, achteckigen Aussichtspavillon. Fairchild setzte sich auf einen der Stühle und zog eine lederne Zigarrenkiste hervor. Er bot sie Nightingale an. » Das sind kubanische Zigarren. Auf den Schenkeln einer dunkelhäutigen Jungfrau gerollt.« Er kratzte sich am rechten Ohr. Graue Haarbüschel sprossen daraus hervor, wie Nightingale auffiel.
» Einer weiblichen, hoffe ich«, sagte Nightingale und setzte sich auf einen der anderen Stühle. Er hielt sein Päckchen Marlboro hoch. » Ich bleibe bei meinen Glimmstängeln.«
» Ah ja, Sie sind im Herzen ein Cowboy«, meinte Fairchild. Er lachte und knipste das Ende seiner Zigarre mit einem silbernen Zigarrenschneider säuberlich ab. » Ich bin einfach nur froh, dass es wenigstens noch einen weiteren Raucher gibt«, sagte er und zündete seine Zigarre mit einem Streichholz an. » Eine Schande, dass James uns aus dem Haus verbannt. Umso mehr, als er gelegentlich selbst gern eine Zigarre raucht.« Er grinste. » Immerhin verschafft das den Männern natürlich eine Gelegenheit, sich gemeinsam zurückzuziehen.«
Nightingale steckte sich seine Zigarette an und versuchte, einen Rauchring zu blasen, aber der Wind fegte ihn weg. » Wenn man mich im Sommer nach draußen schickt, macht mir das nichts aus, aber im Winter könnte man sich glatt den Tod holen.«
» Wissen Sie, ich ziehe es vor, draußen in der Kälte zu rauchen«, entgegnete Fairchild. » Ich weiß ja nicht, wie das bei Zigaretten ist, aber Zigarren schmecken in der Wärme nie so gut.«
Die beiden Männer saßen ein paar Minuten schweigend da und genossen das Rauchen.
» Deine Schwester holt der Teufel, Jack Nightingale«, sagte Fairchild ruhig.
Nightingale wandte sich ihm zu und sah ihn an. Fairchild hielt seine Zigarre auf Höhe des Kinns und betrachtete Nightingale belustigt.
» Was haben Sie gesagt?«
» Ich sagte: Deine Schwester holt der Teufel. Das ist es doch, was Ihnen immer wieder an den Kopf geworfen wird, oder?«
» Was?«, fragte Nightingale vollkommen verblüfft.
» Was ist los, Jack? Werden Sie taub?« Fairchild lachte und zog schwach an seiner Zigarre. Er inhalierte nicht, sondern behielt den Rauch einfach nur im Mund und ließ ihn dann zwischen den Lippen entweichen. » Jenny sagte, Sie hätten Botschaften über Ihre Schwester bekommen. Robyn Reynolds.«
Nightingale schüttelte den Kopf und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. » Warum hat Sie Ihnen das erzählt?«, fragte er.
» War es ein Geheimnis?« Fairchild zuckte mit den Schultern. » Ich bin mir sicher, dass es das nicht war, nicht wenn man meine Verwicklung in diesen Fall bedenkt.«
» Sie haben mich vollkommen verwirrt«, sagte Nightingale. » Was wissen Sie über Robyn?«
» Ich habe sie vor Gericht verteidigt«, antwortete Fairchild. » Hat Ihnen Jenny das nicht erzählt?«
» Es muss ihr wohl entfallen sein«, antwortete Nightingale.
» Sie fragte mich nach berühmten Fällen, die ich im Laufe der Jahre gehabt hätte, und da erwähnte ich Reynolds. Ich war vollkommen platt, als Jenny erzählte, dass Sie und Reynolds verwandt sind.«
» Halb verwandt«, erklärte Nightingale. » Sie ist meine Halbschwester. Derselbe Vater, aber eine andere Mutter. Bis vor wenigen Wochen wusste ich nicht mal, dass ich eine Schwester hatte.«
» Ich war ihr Strafverteidiger«, erklärte Fairchild. » Sie hatte einen Pflichtverteidiger, aber ich habe es pro bono gemacht. Ich hatte das Gefühl, dass sie nicht angemessen vertreten wurde.«
» Ich dachte, Sie wären auf Menschenrechtsfälle spezialisiert?«
» Ich bin ein Hansdampf in allen Gassen«, erwiderte Fairchild. » Ein Mann mit Killerinstinkten. Nichts geht mir über ein interessantes Mandat. Und in puncto Spannung reicht nichts an einen guten Strafprozess heran, egal, auf welcher Seite man steht.«
» Sie hat sich schuldig bekannt, nicht wahr?«
» Ja, aber schuldig und schuldig ist nicht dasselbe. Nur weil man sich schuldig bekennt, heißt das nicht, dass man keinen guten Verteidiger braucht.« Er zog an seiner Zigarre. » Dieses Zeug, dass der Teufel Ihre Schwester holen wird. Worum geht es dabei?«, fragte er ruhig.
» Ich weiß es nicht«, antwortete Nightingale. » Ich habe in letzter Zeit viel an sie gedacht, und als es passiert ist, habe ich es nur halb gehört. Wie ist denn mit Jenny das Gespräch darauf gekommen?«
» Ich denke, ich
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