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Brut des Teufels

Brut des Teufels

Titel: Brut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Leather
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recht guter Schütze sind, Jack«, meinte er.
    Nightingale betrachtete Jenny mit hochgezogener Augenbraue. » Das hat sie gesagt?« Er trank einen Schluck Kaffee. » Ich fürchte, Schrotflinten sind nicht so mein Ding. Mit einer MP 5 oder einer Glock fühle ich mich wohler.«
    » Ich weiß nicht recht, ob es sehr sportlich wäre, Fasanen mit einer MP 5 zu schießen«, meinte Allen.
    » Wissen Sie, die Vögel hätten eine bessere Chance gegen einen Karabiner«, gab Nightingale zurück. » Eine 9-mm-Kugel ist relativ klein, aber auf fünfzehn Meter würde die Streuung einer Flinte– wie viel, vielleicht zwei Meter betragen? Oder drei?«
    » Ganz so schlimm ist es nicht«, erklärte McLean. » Eine Faustregel besagt, dass die Streuung des Schrots für jeden zurückgelegten Meter bei etwa zweieinhalb Zentimeter liegt. Wenn man also aus fünfzehn Meter Entfernung auf einen Vogel schießt, dürfte die Streuung etwa vierzig Zentimeter betragen. Ich muss sagen, das wäre schon grenzwertig, Jack. Ich würde nicht aus mehr als zehn Meter Entfernung auf einen Vogel schießen wollen.«
    » Ich könnte mir vorstellen, dass Jack eher an abgesägte Schrotflinten als an Purdey-Flinten gewöhnt ist«, sagte Marcus Fairchild. Nightingale blickte überrascht auf. Er hatte nicht gehört, wie der Anwalt ins Zimmer getreten war. Fairchild beugte sich über die Schüssel mit den Kippers und sog den Duft des gegrillten Räucherherings anerkennend ein. Er trug einen dunkelblauen Pullover, weite Bluejeans und Timberland-Stiefel und sah eher wie ein Bauarbeiter aus denn wie ein City-Anwalt. » Die Streuung einer abgesägten Flinte beträgt etwa zweieinhalb Zentimeter auf dreißig Zentimeter Flugweite.«
    » Komm schon, Marcus«, meinte Sally Allen. » Woher willst du denn so was wissen?«
    Fairchild nahm sich einen Teller und legte sich mit einer Silberzange zwei Kippers auf. » Ich hatte vor ein paar Jahren einen Fall vor dem Krongericht«, erzählte er. » Seinerzeit verteidigte ich einen Mann, der wegen eines bewaffneten Raubüberfalls angeklagt war und dem man versuchten Mord zur Last legte. Er hatte fünfzehn Meter von der Frau entfernt gestanden, als er den Abzug betätigte.«
    » Er hat auf eine Frau geschossen?«, fragte Allen. » Er hat aus kürzester Entfernung auf eine Frau geschossen, und du hast ihn verteidigt?«
    Fairchild fuhr gelassen mit der Hand durch die Luft. » Zunächst einmal hat jeder das Recht auf die beste Verteidigung, die er bekommen kann.« Er lächelte. » Oder zumindest die beste Verteidigung, die er sich leisten kann. Und dieser Kerl hatte eine Menge Geld versteckt. Zweitens haben wir vor Gericht darauf bestanden, dass fünfzehn Meter eben nicht aus kürzester Entfernung bedeutet. Ganz im Gegenteil. Der Schuss hätte über mehr als sechzig Zentimeter gestreut und wäre mit ziemlicher Sicherheit nicht tödlich gewesen. Mein Klient kannte sich mit seiner abgesägten Flinte ziemlich gut aus, und so haben wir argumentiert, dass nie eine Tötungsabsicht bestanden hat.«
    » Er ist davongekommen?«, fragte Allen.
    » Drei Jahre, und nach etwas weniger als zwei war er draußen«, antwortete Fairchild. » Mein Klient war nicht unzufrieden.«
    » Ich erinnere mich an den Fall«, warf Nightingale ein. » Die Kassiererin war danach an den Rollstuhl gefesselt, richtig?«
    » Ja, leider«, antwortete Fairchild und filetierte seinen Kipper mit dem Geschick eines Chirurgen. » Sie hat Pech gehabt.«
    » Ich weiß nicht recht, ob man da wirklich von Pech reden kann«, sagte Nightingale. » Ihr Klient war ein Berufsverbrecher, und sie war Kassiererin. Er hat mit einer Schrotflinte auf sie gezielt und auf den Abzug gedrückt. Er hat eine kalkulierte Entscheidung getroffen. Glück ist etwas, was man nicht unter Kontrolle hat.«
    » Einverstanden«, erwiderte Fairchild.
    » Denken Sie, zwei Jahre war eine gerechte Strafe für das, was er getan hat?«
    Fairchild lachte hart; es klang wie das Bellen eines angreifenden Hundes. » Gerecht?«, fragte er. » Wir reden hier über das Gesetz. Das Gesetz ist nicht gerecht. Wenn es gerecht wäre, bräuchte man keine Anwälte.«
    Mrs McLean holte tief Luft und griff nach einem Glas Orangensaft. » Du sollst doch nicht immer über die Arbeit reden, Marcus. Das haben wir dir schon öfter gesagt.«
    Fairchild hob Messer und Gabel. » Ich bekenne mich schuldig, Mylord, und empfehle mich der Gnade des Gerichts.«
    » Das war wohl meine Schuld, tut mir leid«, sagte Allen. » Ich habe ihn in den

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