Brut des Teufels
verpackte Vesperpakete lagen. » Bacon-Sandwiches«, sagte Jenny. » Daddy bekommt beim Schießen immer Hunger.« Ein halbes Dutzend junge Männer standen beim Tisch, aßen Sandwiches und warfen drei schwarzen Labradorhunden gelegentlich einen Happen zu. » Das sind Jungs aus dem Dorf«, sagte Jenny. » Sie arbeiten als Flintenlader und Aufsammler.«
Sie stiegen gerade aus dem Landrover, als auch die beiden anderen Fahrzeuge ankamen. Lachie telefonierte kurz mit seinem Handy und trat dann zu McLean, der eine dicke Jacke und eine flache Mütze anhatte und einen schweren Flintenkasten trug.
McLean machte den Kasten auf, nahm eine Flinte heraus und klappte sie über dem Arm auf. » Okay, alle miteinander, die Treiber sind an Ort und Stelle. In fünf Minuten geht es los. Lachie wird Sie auf Ihre Plätze bringen– er hat das Kommando. Schutzbrillen und Gehörschutz sind hier vorrätig, aber Sie entscheiden selbst, ob Sie die tragen wollen.«
Lachie führte die Gruppe über die Wiese und zeigte ihnen, wo sie stehen sollten. Jenny befand sich rechts von Nightingale und Fairchild links von ihm. Beide führten patronengefüllte Lederbeutel mit sich.
» Ich werde für Sie laden, wenn Sie möchten«, sagte Lachie zu Nightingale. » Und ein paar kostenlose Ratschläge können Sie noch obendrein bekommen, wenn Sie wollen.«
» Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob ich schießen werde«, erwiderte Nightingale.
» Schauen wir mal, wie es läuft.« Lachies Handy klingelte; er nahm den Anruf an und winkte dann zu McLean hinüber. » Alle sind an ihren Plätzen, Sir!«, rief er.
» Gut gemacht, Lachie«, sagte McLean und schulterte seine Flinte. » Gehen wir.«
67
Nightingale steckte sich eine Zigarette an und sah zu, wie der hundertste Vogel an diesem Morgen von Marcus Fairchild, der beim Schießen die Zigarre zwischen den Zähnen behielt, mit einem Triumphschrei vom Himmel geholt wurde. Zwei Teenager luden für Fairchild und konnten kaum mit seinem Schießtempo Schritt halten.
Zu Nightingales Rechten ging Jenny ruhiger an die Sache heran, lud ihre Waffe selbst und ließ sich zwischen den Schüssen Zeit. Sie lächelte ihm zu und winkte. Er winkte zurück.
» Sind Sie sicher, dass Sie nicht schießen wollen, Sir?«, fragte Lachie, der neben ihm stand. Er hielt Jennys Purdey-Flinte aufgeklappt über dem Arm. Es steckten zwei Patronen im Verschluss, aber Nightingale hatte die Waffe bisher noch kein einziges Mal abgefeuert.
» Ich bin wirklich kein großer Fan des Vogelschießens«, sagte Nightingale.
» Die Tiere werden eigens dafür gezüchtet«, entgegnete der Wildhüter. » Wir brüten sie aus, wir ziehen sie auf, wir geben ihnen Futter und Wasser. Sie leben bei uns glücklicher, als wenn sie in der Wildnis wären.«
» Trotzdem…«, meinte Nightingale. » Es kommt mir ein bisschen unausgeglichen vor.«
» Unausgeglichen?«, fragte Lachie stirnrunzelnd. » Was meinen Sie damit?«
Ganz in der Nähe fielen zwei weitere Vögel zu Boden. Der eine flatterte schwer verletzt herum. Die Federn waren blutgetränkt.
» Sie schießen nicht zurück«, sagte Nightingale. » Das scheint ein bisschen unfair, finden Sie nicht?«
Lachie klappte die Flinte zu und richtete die Läufe zu Boden. » Fairness steht dabei nicht zur Debatte, Sir. Es sind Vögel.«
» Das stimmt«, antwortete Nightingale. » Aber ich bin ja auch einer, zumindest dem Namen nach.« Er blies Rauch in den Himmel, und der Wind wehte ihn weg.
Fairchild schoss wie eine Maschine, alle drei Sekunden fiel ein Schuss.
» Und das hier ist ein großartiges Gewehr«, sagte Lachie. » Für Miss McLean handgefertigt. Haben Sie eine Vorstellung, wie viel ein Paar maßangefertigter Purdey-Flinten kostet?«
» Eine Menge.«
Lachie lachte. » Aye, eine verdammte Menge. Es wäre eine Schande, sie mit rauszunehmen und nicht abzuschießen.« Er streckte Nightingale die Flinte hin.
Nightingale schüttelte den Kopf. » Versuchen Sie es mal, Lachie«, sagte er. » Zeigen Sie mir, wie es geht.«
Lachies Augen wurden plötzlich hart und dann vollkommen ausdruckslos. » Deine Schwester holt der Teufel, Jack Nigthingale«, sagte er mit monotoner, lebloser Stimme. Dann schwang er mit einer einzigen, geschickten Bewegung die Flinte herum, so dass die Mündung auf sein Kinn zeigte, und betätigte den Abzug mit dem Daumen der rechten Hand. Nightingale stürzte rückwärts in den Schlamm, als Lachies Kopf zu einem Regen von Blut, Gehirnmasse und Knochensplittern
Weitere Kostenlose Bücher