Brut des Teufels
Gedanke erst in dem Moment gekommen ist, als ich das Brett gesehen habe«, erwiderte Nightingale. » Du solltest mich doch besser kennen.«
» Das dachte ich«, gab sie zurück. » Aber in letzter Zeit warst du…« Sie zuckte mit den Schultern. » Vergiss es.«
» Was war ich?«, fragte Nightingale. » Was meinst du eigentlich?«
» Du stehst unter großem Druck, das verstehe ich.«
» Es waren ein paar harte Wochen«, stimmte Nightingale zu. Er drückte seine Zigarette aus.
» Aber du vergisst nicht, dass ich auf deiner Seite stehe. Du brauchst keine Spielchen mit mir zu spielen. Wenn du etwas willst, dann bitte mich einfach darum.«
» Jenny, ich schwöre dir…«
Sie hob die Hand. » Okay, ich glaube dir.«
Er ging zum Schreibtisch, um das Brett wieder dorthin zurückzustellen, doch auf dem Weg blieb er stehen, drehte sich um und sah sie an. » Möchtest du es noch einmal versuchen?«, fragte er.
Sie hielt seinen Blick fest. » Du denn?«
» Alles, was wir brauchen, ist noch vom letzten Mal hier«, erwiderte er. » Außer frisch geschnittenen Blumen, und es gibt meilenweit keinen Blumenladen.«
» Im Garten blüht Heide und so«, sagte Jenny.
» Du machst es also?«
Jenny seufzte. » Jack, die Entscheidung liegt bei dir. Aber falls wir es machen, wäre es mir bei mir zu Hause lieber. Wir könnten eine Flasche Wein öffnen und den Abend genießen.«
Nightingale hörte die Unsicherheit in ihrer Stimme. Sie setzte eine tapfere Miene auf, aber er wusste, dass die Aussicht, das Ouija-Brett erneut zu benutzen, sie nicht glücklich machte. » Hier ist der Ort, an dem Robbie zu uns gesprochen hat«, entgegnete er. » Und Alkohol und das Ouija-Brett passen nicht zusammen. Kannst du so nett sein und nachsch aue n, welche Pflanzen du findest? Je farbenfroher, desto besser.«
Während Jenny nach oben ging, holte Nightingale fünf blaue Kerzen aus einem Schrank, steckte sie in Kerzenhalter und stellte sie in gleichmäßigen Abständen um einen runden Tisch auf. Dann legte er das Ouija-Brett in die Mitte. Er steckte die Kerzen mit seinem Feuerzeug an, ging zum Schreibtisch und zog eine der Schubladen auf. Drinnen lag alles, was sie bei ihrer ersten Verwendung des Brettes benutzt hatten, darunter der alte Zeiger, destilliertes Wasser, Kräuter und geweihtes Meersalz.
Er legte den Zeiger auf das Brett, goss das Wasser in ein Kristallglas und legte die Kräuter aus. Er trat gerade zurück, um sein Werk zu bewundern, als Jenny wiederkam, eine Handvoll Zweige mit orangebraunen Blüten in der Hand.
» Weißt du, was das ist?«, fragte sie. » Ich gebe dir einen Tipp: Es ist sehr passend.«
Nightingale schüttelte den Kopf. » Botanik habe ich nie belegt«, erklärte er.
» Worin hast du noch mal deinen Abschluss gemacht?«
» Wirtschaft.«
» Unmöglich.«
» Wieso denn?«
» Wirtschaft? Du kannst ja noch nicht einmal für ein ausgeglichenes Konto sorgen.«
» Es gibt einen großen Unterschied zwischen Theorie und Praxis«, entgegnete er. » Frag mich etwas über angebotsorientierte Wirtschaftstheorie.«
» Okay. Was ist das?«
Nightingale grinste. » Es ist eine makroökonomische Theorie, die 1975 von Jude Wanniski beschrieben wurde und im Wesentlichen behauptet, dass man die Wirtschaft am besten durch den Abbau von Barrieren fördert, die die Produktion von Gütern und das Angebot von Dienstleistungen behindern, was dann zu einem Sinken der Preise führt. Sie steht im Gegensatz zur keynesianischen Makroökonomie, der zufolge die Nachfrage wichtiger sein soll als das Angebot.« Er zwinkerte. » Ich habe die Bestnote bekommen.«
» Du versetzt mich doch immer wieder in Erstaunen«, sagte sie. » Wenn du so gut warst, warum bist du dann Bulle geworden?«
Nightingale zuckte mit den Schultern. » Das ist eine lange Geschichte«, sagte er. Er zeigte auf das Brett. » Versuchst du Zeit zu schinden, weil du das da nicht machen möchtest?«
» Ich bin bereit, wenn du bereit bist«, erklärte sie. Sie hob die Zweige wieder hoch. » Zaubernuss«, sagte sie. » Ist das nicht passend?«
» Großartig«, meinte Nightingale und nahm ihr die Zweige ab. » Sei ein Schatz und mach das Licht aus, okay?«
Während Jenny wieder die Treppen hinaufstieg, stellte Nightingale die Zaubernuss in eine Kristallvase und platzierte diese gegenüber dem Glas mit destilliertem Wasser auf dem Tisch. Jenny schaltete das Licht aus und kam in den Keller zurück. Die flackernden Kerzen warfen zuckende Schatten über die Wände. Sie
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