Brut des Teufels
Willst du deine Seele verkaufen?«
» Ich habe alles Mögliche auf mich genommen, um sie zu behalten, nein danke«, erwiderte er.
» Wie wäre es dann mit einem Tausch?«, fragte sie, die Stimme ein kehliges Flüstern. » Deine Seele für die Seele deiner Schwester.«
» Das könntest du tun? Obwohl ihre Seele gar nicht dir versprochen ist?«
» Ich kenne Mittel und Wege, Nightingale. Also, ist das jetzt eine Abmachung? Deine Seele für ihre? Das ist keine große Sache; du wärest wieder da, wo du angefangen hast. Deine Seele hat ohnehin von Anfang an mir gehört.«
» Nur, weil mein Vater sie dir vor meiner Geburt verkauft hat«, entgegnete er. » Ich habe in dieser Angelegenheit nie selbst entscheiden können. Jetzt habe ich die Wahl, und ich möchte meine Seele behalten.«
» Dann sind wir miteinander fertig«, erklärte Proserpina. » Sprich die Worte, mit denen du die Beschwörung beendest, und ich bin hier weg.«
» Wie wäre es mit ein bisschen Hilfe?«, fragte Nightingale. » Ein wenig Unterweisung?«
» Ich bin keine Briefkastentante. Ich hole mir Seelen. Du strapazierst meine Geduld, Nightingale.«
Nightingale hob die Hände. » Okay, schon gut«, sagte er. » Wie wäre es mit einem Tauschhandel? Was würdest du von mir wollen, um ein paar Fragen zu beantworten?«
» Was bietest du mir an?«
» Proserpina, ich habe schon genug Probleme damit, meiner Sekretärin ein Geburtstagsgeschenk zu kaufen. Wie soll ich da um Himmels willen wissen, was du dir wünschst? Ich schätze mal, Büchergutscheine wären nicht das Richtige.«
Proserpina warf den Kopf zurück und lachte. Der Raum erzitterte, und das Fläschchen mit geweihtem Salzwasser fiel aus dem Karton und zerbrach. Der Schwanz des Hundes peitschte hin und her, und er sah mit gerecktem Kopf zu seiner Herrin auf. Die Kräuter in dem Tiegel loderten auf, und ein Funkenregen fiel auf Nightingales Schultern. » Du willst mir Informationen abkaufen?«, fragte sie. » Für irgendwelche Kinkerlitzchen?«
» Was möchtest du haben?«, fragte Nightingale. » Sag mir, was du möchtest, und vielleicht können wir ja einen Handel schließen.«
» War das deine Methode in deiner Zeit als Polizeivermittler, Nightingale? Versprich ihnen alles, so lange sie nur keine Probleme machen und mitkommen?«
» Wenn man herausfindet, was ein Mensch in einer Krise sich wünscht, kann man ihm meistens etwas anbieten, was ihm das Leben leichter macht.«
Proserpina zog die Augenbrauen zusammen. » Ich bin in keiner Krise, Nightingale.«
» Nein, aber ich. Schau mal, ich weiß nicht, wo meine Schwester sich befindet– verdammt, ich weiß noch nicht einmal, wer sie ist. Aber ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um sie zu finden.«
» Ich habe dir schon gesagt, dass ich dir da nicht helfen kann.«
» Nein, aber du kannst mir helfen, ihre Seele zurückzubekommen. Vorausgesetzt, dass ich sie finde. Aber ich brauche Informationen. Informationen, die du mir geben kannst.«
Proserpina betrachtete ihn mehrere Sekunden lang mit ihren starren, schwarzen Augen und nickte dann langsam. » Du möchtest, dass ich dir Fragen beantworte?«
» Ich muss wissen, wie ich meiner Schwester helfen kann.«
» Nach allem, was du berichtet hast, klingt es so, als wäre ihr nicht mehr zu helfen.«
» Das haben auch alle über mich gesagt, aber ich habe es geschafft.«
Proserpina lächelte verschlagen. » Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht.«
» Was soll das heißen?«
» Das Stück ist nicht zu Ende, bevor der Vorhang fällt«, sagte Proserpina. » Wie wäre es denn mit Folgendem: Für jede Frage, die ich beantworte, gibst du zehn Jahre deines Lebens her.«
Nightingale blieb der Mund offen stehen. » Was meinst du mit ›hergeben‹? Du meinst, dass ich ins Gefängnis gehe?«
» Ich meine, dass du zehn Jahre früher stirbst, als du sonst gestorben wärest.«
Nightingales Mund war plötzlich trocken geworden, aber er versuchte, sich sein Unbehagen nicht anmerken zu lassen. » Offen gestanden bin ich da nicht besonders scharf drauf«, sagte er.
» Bist du dir sicher, dass du das tun möchtest, Nightingale?«
Nightingale fuhr sich mit der Hand durchs Haar. » Ja.«
» Bist du dir wirklich sicher?«, hakte Proserpina nach. » Du kennst diese Frau doch nicht einmal. Warum liegt dir ihr Wohlergehen so am Herzen?«
» Sie ist meine Schwester.«
» Ja und?«
» Sie ist also die einzige Familienangehörige, die ich habe. Engste Verwandtschaft.«
» Und eine so enge Verwandte
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