Brut des Teufels
ist nicht zehn Jahre wert?«, fragte sie.
» Das ist ein bisschen viel verlangt. Was hast du sonst noch?«
Proserpina verschränkte seufzend die Arme und legte den Kopf schief wie ein Falke, der seine Beute betrachtet. » Wie wäre es damit?«, fragte sie. » Du hättest gerne ›Informationen‹, wie du das nennst. Schön. Aber für jede Frage, die ich beantworte, schicke ich dir einen Killer auf die Fersen.«
Nightingale runzelte die Stirn. » Einen Menschen oder etwas anderes?«
Proserpina lächelte. » Jetzt denkst du darüber nach«, sagte sie. » Keine Sorge, die Killer werden menschlich sein. Zumindest genetisch gesehen.«
» Und sie werden versuchen, mich zu töten?«
» Oh, es werden Profis sein, Nightingale. Sie werden nicht mit dir spielen.«
» Und was hast du davon?«, fragte er. Die Gier nach Nikotin war mit Macht zurückgekehrt, und er biss sich auf die Zähne.
» Unterhaltung«, antwortete sie. » Belustigung. Außerdem kann ich dich als Belohnung einsetzen.«
» Als Belohnung?«
» Als Leckerbissen. Etwas, womit ich meinen Gefolgsleuten zeigen kann, dass ich mich um sie kümmere. Sie sind so erpicht darauf, mir zu dienen. Möchtest du den Handel abschließen oder nicht, Nightingale? Wenn nicht, sprich die Worte, und ich bin hier weg.«
» Abgemacht«, antwortete er. » Und du wirst jede Frage beantworten, die ich dir stelle?«
Ihr Mund verzog sich zu einem grausamen Lächeln. » Ja, Nightingale, das werde ich.« Sie biss sich auf die Unterlippe und beobachtete ihn.
Nightingale wunderte sich, warum sie lächelte, und plötzlich traf ihn die Erkenntnis wie ein Schlag in den Solarplexus. Er hatte seine erste Frage gestellt, und sie hatte sie beantwortet. Dieser dumme Fehler würde ihn einen Anschlag auf sein Leben kosten. » Okay«, sagte er und nickte langsam. » Ich verstehe, wie es funktioniert.« Er verstummte, und tausend Gedanken schwirrten ihm durch den Kopf. Er würde sehr, sehr vorsichtig vorgehen müssen, denn bei den nächsten Worten, die aus seinem Mund kamen, würde es um Leben oder Tod gehen.
31
Ein weißer VW -Golf parkte neben Jennys Audi, als Nightingale am nächsten Morgen um acht Uhr bei ihr zu Hause eintraf. Als er aus dem MGB stieg, wünschte ihm eine Dame mittleren Alters in einem Pelzmantel, die zwei Yorkshire-Terrier an der Leine führte, einen guten Morgen. Nightinga le wide rstand dem Drang, einen auf unterwürfig zu machen. Er klingelte bei Jenny, und aus der Gegensprechanlage fragte eine weibliche Stimme, die er nicht erkannte: » Wer ist da?«
» Hier ist Jack«, antwortete er. » Jack Nightingale. Ist mit Jenny alles in Ordnung?«
Die Gegensprechanlage knackte und verstummte. Nightingale hörte Schritte, und dann ging die Tür auf. Er brauchte ein paar Sekunden, um die brünette Frau zu erkennen, die im Eingang stand. Barbara McEvoy– eine alte Freundin aus Jennys Studientagen, die Psychiaterin, die Jenny nach Gosling Manor begleitet hatte. Sie lächelte ihn an, aber in ihren Augen stand Argwohn, als sie zurücktrat und Nightingale über die Schwelle ließ.
Barbara zeigte auf eine Tür am Ende des Flurs. » Jenny ist in der Küche«, sagte sie und machte die Haustür zu. Nightingale ging den Flur hinunter.
Jenny saß in einem rosafarbenen Morgenmantel an einer Frühstückstheke und spielte mit einer Schale Cornflakes herum. » Du bist früh auf«, sagte sie. Ihr Haar war mit einem roten Gummiband zurückgebunden.
Barbara kam hinter ihm in die Küche. » Ouija-Bretter sind kein Spielzeug, Jack«, sagte sie. » Sie können sehr viel Unheil anrichten.«
» Ist das eine professionelle Meinung?«, fragte Nightingale. Barbara war Psychiaterin in einem der größeren Londoner Krankenhäuser.
» Das meine ich ernst, Jack. Ich weiß von Patienten, die alle möglichen Probleme bekommen haben, nachdem sie geglaubt hatten, damit herumspielen zu müssen.«
» Was für Probleme denn?«, fragte Nightingale.
» Depressionen. Halluzinationen. Und in einem Fall Schizophrenie.«
» Komm schon, Barbara, du willst doch wohl nicht behaupten, dass ein Ouija-Brett Schizophrenie auslösen kann?«
» Natürlich nicht, aber wenn jemand bereits psychische Probleme hat, ist es nicht gerade hilfreich, mit der Welt der Geister herumzutändeln.« Barbara schenkte Tee in einen Becher und reichte ihn ihm.
» Es überrascht mich, dass du uns nicht vorwirfst, wir hätten uns das alles nur eingebildet.«
Barbara runzelte die Stirn. » Warum sagst du das?«
Nightingale trank seinen
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