Brut des Teufels
sammelte sich auf seinem Schoß.
Chance zwinkerte und warf die Münze hoch in die Luft.
Als er später unter der Dusche stand und das Blut von Bernie Maplethorpe und seiner langweiligen Frau von sich abwusch, merkte Chance plötzlich, wie das Wasser brühheiß wurde. Er jaulte auf, sprang aus der Dusche und schrie erneut auf, als er das Mädchen und den Hund in der Tür stehen sah. Er senkte den Kopf und bedeckte seine Scham mit den Händen. » Herrin Proserpina«, sagte er.
» Ich sehe, dass deine Münze noch immer mit dem Kopf nach oben landet«, bemerkte Proserpina. » Du hast da unten ja eine ziemliche Sauerei angerichtet.«
» Die Münze führt mich, Herrin Proserpina«, erwiderte er. » Ich bin noch immer dankbar für dein Geschenk.«
» Du musst etwas für mich tun, Chance.«
» Alles, Herrin Proserpina«, sagte er und ging auf ein Knie nieder. » Mein Leben gehört dir.«
» Und deine Seele«, gab sie zurück. » Vergessen wir deine Seele nicht.«
43
Alistair Sutton war ein Kriminalbeamter der alten Schule, ein groß gewachsener Mann in einem abgetragenen Anzug mit müden Augen und dem schmerzlichen Gesichtsausdruck, der daher kam, dass man ihn öfter belogen hatte, als er sich jemals würde dran erinnern können. Er lächelte ohne Wärme, als er Nightingale die Hand schüttelte, und bat um einen Wodka Tonic, bevor Nightingale ihm auch nur einen Drink angeboten hatte. Der Chief Inspector hatte eingewilligt, Nightingale im Cape of Good Hope zu treffen, einem Pub in der Nähe der Polizeiwache in der Albany Street beim Regent’s Park. Es war eine moderne, aus Backsteinen errichtete Kneipe, die, von Sozialwohnungen umgeben, in der Nähe des Royal College of Physicians lag. Eine perfekte Wohngegend für das Großbritannien des einundzwanzigsten Jahrhunderts, dachte Nightingale. Die Arbeitslosen und Arbeitsscheuen konnten sich betrinken, eine Schlägerei anzetteln, ärztlich versorgt werden und von der Polizei in Gewahrsam genommen werden, ohne die Straße je zu verlassen.
Sutton hatte ihn länger als eine Stunde warten lassen. » Ein Mordfall«, entschuldigte er sich. » Fünf Asiaten haben einen schwarzen Jugendlichen in einer Gasse abgeschlachtet.«
» Rassismus?«, fragte Nightingale und wedelte mit einem Zehnpfundschein vor der Barkeeperin herum, die gerade eine Nachricht in ihr iPhone tippte.
» Drogen«, erwiderte der Kriminalbeamte. » Ein Revierkrieg. Wir kriegen sie, wir kriegen sie immer; aber für jeden, den wir einbuchten, hält sich ein halbes Dutzend zum Nachrücken bereit.« Er blickte finster. » So läuft es nun mal. Mit diesem Land geht es den Bach runter.«
Es gelang Nightingale, die Aufmerksamkeit der Barkeeperin auf sich zu lenken, und er bestellte die Drinks. » Möchten Sie sich setzen?«, fragte er den Kriminalbeamten.
» So wie mir die Füße wehtun, verdammt, und ob«, antwortete Sutton. Er ging zu einer Eckbank neben einem Spielautomaten und streckte die Beine aus.
Nightingale bezahlte die Drinks und trug sie zum Tisch. Er setzte sich Sutton gegenüber. » Wir sind uns nie begegnet, oder?«, fragte Nightingale. » Als ich noch bei der Polizei war?«
» Nein, aber ich habe natürlich von Ihnen gehört«, antwortete Sutton. » Ehrlich gesagt ist das der einzige Grund, warum ich bereit war, mich mit Ihnen zu treffen. Ich halte nicht viel davon, Informationen mit Privatdetektiven zu teilen. Heutzutage nehmen sie einem bei der kleinsten Gelegenheit die Pension weg. Aber was Sie mit diesem Pädophilen angestellt haben– nach so was juckt es viele von uns in den Fingern.«
Nightingale trank sein Bier. » Tja, es hat mich meinen Job gekostet.«
» Die Arbeit bei der Polizei ist auch nicht mehr das, was sie mal war«, gab Sutton zurück. » Jetzt geht es nur noch darum, alle Formalitäten zu erfüllen und die Zielvorgaben einzuhalten. Es hat einen Scheißdreck damit zu tun, die Schurken einzukassieren. Allerdings gibt es kaum noch richtige Schurken. Die meisten Verbrechen werden von mit Drogen gedopten Soziopathen begangen.« Er zuckte mit den Schultern. » Sie haben mich an einem schlechten Tag erwischt«, sagte er.
Nightingale prostete ihm zu. » Wie viele Jahre sind Sie denn schon dabei?«
» Siebenundzwanzig«, antwortete Sutton. » In drei Jahren kann ich mit der vollen Pension den Abschied nehmen, und das werde ich wahrscheinlich auch tun. Ich habe bereits die Fühler ausgestreckt, und ich kann wahrscheinlich im selben Rang in die britische Eisenbahnpolizei eintreten,
Weitere Kostenlose Bücher