Brut des Teufels
Wie du willst«, sagte sie. Sie brach den Keks auf und betrachtete die Botschaft in seinem Inneren. Ihre Augen weiteten sich, und sie rutschte auf ihrem Stuhl zurück. » O Gott«, keuchte sie und schlug sich die Hand vor den Mund.
» Was denn?«, fragte Nightingale und beugte sich vor. » Was steht da?«
» Es ist entsetzlich«, erwiderte sie kopfschüttelnd. » Es ist so grauenhaft…«
» Jenny, zeig es mir«, forderte Nightingale sie mit ausgestreckter Hand auf.
Jennys Gesicht verzog sich zu einem Grinsen. » Du bist manchmal so verdammt gutgläubig«, sagte sie und wedelte mit dem Zettel vor seinem Gesicht herum. » Entspann dich mal.« Sie nahm den Zettel zwischen beide Hände und las vor: » Dein Leben wird glücklich und friedlich sein.« Sie lachte. » Ich glaube, das hier war meiner.« Sie gab Nightingale den Zettel, und er las ihn kopfschüttelnd.
» Glücklich und friedlich soll mir recht sein«, sagte er. » Wer schreibt dieses Zeugs eigentlich?«
Jenny zuckte mit den Schultern. » Sie sollen dir ein gutes Gefühl geben«, antwortete sie. » Wenn du dich wohl fühlst, kommst du wieder ins Restaurant. Positive Verstärkung.« Sie legte drei Zwanzigpfundscheine auf den Teller.
» Lass uns wenigstens halbe-halbe machen«, meinte Nightingale und griff nach seiner Brieftasche.
» Ich habe gesagt, dass ich dich einlade«, widersprach Jenny. Die alte Kellnerin kam herüber, und Jenny sagte ihr, sie solle das Wechselgeld behalten. Als sie zur Tür gingen, reichte ein junger Chinese mit gegeltem Haar und einem Ohrring im einen Ohr Jenny den Mantel und half ihr hinein.
Eine junge chinesische Frau, die Nightingale kaum bis zur Schulter reichte, gab ihm seinen Regenmantel. Er lächelte sie an, aber sie starrte wie versteinert zurück, die Augen so dunkel wie polierte Kohle. » Deine Schwester holt der Teufel, Jack Nightingale«, sagte sie mit ausdrucksloser, roboterhafter Stimme.
» Was?«, fragte Nightingale. » Was haben Sie gesagt?«
Das Gesicht der jungen Frau verzog sich zu einem Lächeln, das graue Zähne und zurückweichendes Zahnfleisch zum Vorschein brachte. » Ich sagte, beehren Sie uns wieder«, antwortete sie.
Jenny legte ihm eine Hand auf den Arm. » Was ist los?«, fragte sie.
» Nichts«, antwortete Nightingale. » Aber ich habe wenig Hoffnung, dass das mit dem glücklichen und friedlichen Leben eintrifft.«
42
Bernie Maplethorpe lachte und schlug mit der flachen Hand auf die Theke. » Der ist komisch, Chance, der ist zum Brüllen«, sagte er. » Wo hast du den denn her?«
» Aus dem Internet«, antwortete Chance. Er nickte zu den Zapfhähnen hinüber. » Möchtest du noch ein Bier?«
» Wir könnten ja eine Münze werfen«, antwortete Maplethorpe. » Du kannst dein magisches Fünfzigpencestück verwenden.«
» Es ist nicht magisch, Bernie«, erklärte Chance.
» Du sagtest doch, es trifft Entscheidungen für dich.«
» Es wählt«, erklärte Chance. » Das macht einen Unterschied. Ich gebe ihm zwei Dinge zur Auswahl, und das Schicksal entscheidet über das Ergebnis.« Er schlug Bernie auf den Rücken. » Jedenfalls habe ich für heute Abend genug. Soll ich dich nach Hause fahren?«
» Du fährst?«
» Du klingst schon wie meine Frau«, erwiderte Chance. » Was hab ich denn getrunken? Drei Bier? Das ist doch gar nichts.«
» Damit bist du über der Promillegrenze«, erklärte Bernie.
» Jetzt klingst du wirklich wie meine Alte.« Chance lachte. » Ich fahre vorsichtig und bleibe auf den Nebenstraßen.« Er glitt vom Barhocker herunter. » Also, soll ich dich jetzt heimfahren oder nicht?«
» Ja, gerne.«
Bernie verließ das Pub mit seinem neuen Freund. Chance holte den Autoschlüssel aus seiner Tasche und drückte auf die Fernbedienung. Die Lichter eines schwarzen Range Rover flackerten auf.
» Verdammt, Kumpel, das ist ja ein Mordswagen«, meinte Bernie. » Was hast du gesagt, womit verdienst du noch mal dein Geld?«
» Ich hatte gar nichts gesagt«, antwortete Chance, öffnete die Wagentür und stieg ein. » Ich mache windige Geschäfte, alles, was schnelles Geld verspricht.«
» Wie viel mag so ein Wagen wohl kosten?«, fragte Bernie, stieg ein und setzte sich auf den butterweichen Ledersitz.
» Viel«, antwortete Chance. Er warf Bernie ein Lächeln zu. » Aber ich habe ihn geklaut.«
» Nein, das glaube ich nicht.«
» Ich habe ihn in einem Pokerspiel gewonnen«, erklärte Chance und ließ den Motor an.
Bernie lachte. » Ich weiß nie so recht, wann du einen Scherz
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