Brut des Teufels
meine Pension beziehen und noch ein verdammt gutes Gehalt obendrauf.«
» Ich dachte, Sie hätten genug von der Arbeit bei der Polizei?«
» Habe ich auch, aber wenn ich das noch fünf Jahre mache oder vielleicht auch zehn, habe ich ausgesorgt. Zwei Pensionen, eine große Abfindung, und dann verschwinden ich und meine Alte nach Neuseeland.«
» Haben Sie dort Familie?«
Sutton schüttelte den Kopf. » Nein, aber weiter können wir von dieser Drecksgegend hier wohl nicht wegkommen.« Er leerte sein Glas, stellte es auf den Tisch und blickte Nightingale erwartungsvoll an.
» Noch einen?«, fragte der.
» Sie können Gedanken lesen. Diesmal einen Doppelten. Ich habe nicht vor, noch mal zum Dienst zu gehen.«
Nightingale ging zur Theke und holte dem Chief Inspector einen doppelten Wodka Tonic. » Also, zu Robyn Reynolds. Ich habe sie gestern besucht.«
» Ja, das sagten Sie, als Sie mich angerufen haben. Was haben Sie denn für ein Interesse an ihr?«
» Sie ist meine Schwester.«
Sutton klappte der Mund auf. » Unsinn«, sagte er. » Sie ist ein Einzelkind.«
» Sie ist adoptiert worden. Bei der Geburt.«
Sutton kratzte sich am Kinn. » Nein. Wir sind ihre Familiengeschichte durchgegangen. John und Rachael Reynolds waren ihre Eltern, aber sie haben ihre Tochter praktisch verstoßen, als sie entdeckten, was sie getan hatte.« Er runzelte die Stirn. » Sie haben sie besucht?«
Nightingale nickte. » In Rampton.«
» Man hat Sie dort reingelassen? Warum denn das?«
» Ich hatte die richtige DNA «, antwortete Nightingale. » Ich bin ihr Bruder. Oder zumindest ihr Halbbruder.«
Sutton schielte beim Trinken nach Nightingale. » Wie ist das denn möglich?«, fragte er und stellte sein Glas hin.
» Wir haben denselben Vater. Verschiedene Mütter, aber denselben Vater. Und wir sind beide bei der Geburt adoptiert worden. Ich kam zu Bill und Irene Nightingale; zwei Jahre später kam meine Schwester zu ihrer Familie.«
» Wenn Sie bei der Geburt adoptiert worden sind, können sie keinen Zugang zu den Unterlagen haben«, meinte der Chief Inspector. » Wie haben Sie sie aufgespürt?«
» Bei ihrer Verhaftung wurde eine DNA -Probe von ihr genommen, und als ich auf der Suche nach Verwandten die DNA meines Vaters mit der nationalen Datenbank abgeglichen habe, stellte sich heraus, dass er auch ihr Vater war.«
» Raffiniert«, bemerkte Sutton. » Aber Reynolds ist einunddreißig, und Sie sind…?«
» Dreiunddreißig«, antwortete Nightingale. » Ich bin vor zwei Wochen dreiunddreißig geworden.«
» Und warum haben Sie dann bis jetzt gewartet, um Ihre verschollene Schwester zu suchen?«
Nightingale zuckte mit den Schultern. » Ich bin mir nicht sicher. Ich wollte wohl einfach nur wissen, ob ich irgendwelche Verwandte habe. Meine Adoptiveltern sind vor ein paar Jahren gestorben, und meine Tante und mein Onkel sind jüngst verschieden.«
» Es war bestimmt nicht ganz einfach für Sie, als Sie entdeckt haben, dass sie eine Serienmörderin ist«, sagte Sutton. Er rührte die Eiswürfel in seinem Drink mit dem Finger um. » Ein verdammter Schock muss das gewesen sein.«
» Nach dem Monat, den ich hinter mir habe, hat mich das überhaupt nicht mehr überrascht. Ich muss allerdings sagen, dass sie gar nicht so gestört gewirkt hat.«
» Hoffentlich stopft man sie mit Medikamenten voll«, sagte der Chief Inspector. » Sie war eine Teufelin.« Er hob die Hände. » Ich weiß, dass sie Ihre Schwester ist, aber sie hat fünf Kinder ermordet. Sie hat sie abgeschlachtet.« Er schauderte. » Ich versuche, nicht über das nachzudenken, was sie getan hat, wissen Sie?«
Nightingale nickte. » Ich habe gelesen, was in den Zeitungen darüber stand, aber vor Gericht wurden nicht viele Einzelheiten bekannt.«
» Ja, die Staatsanwaltschaft vertrat die Ansicht, da sie sich schuldig bekannt habe, sei eine allzu plastische Darstellung unnötig. Sie fand, die Eltern hätten schon genug durchgemacht. Nur sehr wenige Menschen wissen tatsächlich, was diese Teufelin getan hat.«
» Sie hat ein Messer verwendet, oder?«
» Und ihre Hände. Sie hat sie in Stücke gerissen.«
» Hat sie jemals gesagt, warum sie das getan hat?«
Sutton schüttelte den Kopf. » Sie hat kein einziges Wort über die Morde von sich gegeben«, antwortete er. » Sie plauderte übers Fernsehen, das Wetter, die Nachrichten, die Politik, über alles unter der Sonne. Aber sobald wir uns dem Thema der Kinder näherten und über das sprechen wollten , was sie mit
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