Brutlabor OKOLAR-Trabant
Albernheiten anhören, General?«
»Durchaus nicht, Takalor«, antwortete ich. »Allerdings war mir unbekannt, daß die Atlanter absolut humorlose Menschen waren.«
Seine Miene verdüsterte sich. Meine Feststellung hatte ihn getroffen. Mehr aber noch verletzte ihn, daß ich von seinem Volk in der Vergangenheit gesprochen hatte. Für ihn existierten die Atlanter noch. Aus seiner Sicht gab es noch eine Gegenwart, in der sein Volk eine nicht unmaßgebliche Rolle spielte.
Er sah mich an, und zum erstenmal entdeckte ich etwas in seinen Augen, was mich warnte. Ich fühlte, daß ich einen Schritt zu weit gegangen war.
»Es tut mir leid, Takalor«, sagte ich so ruhig wie möglich. »Übersehen Sie bitte nicht, daß es in dieser Zeit kein Volk der Atlanter mehr gibt. Atlantis ist untergegangen.«
Er brauchte einige Zeit, bis er sich mit der Wahrheit abgefunden hatte. Während dieser endlos langen Sekunden blickten wir uns an, und ich konnte die Veränderung in ihm beobachten, wenngleich mir seine Gedanken verschlossen blieben. Es ist schwer für einen Menschen, sich mit der Vorstellung vertraut zu machen, daß sein Volk keine Zukunft hat, und es ist wohl nur natürlich, daß sofort Pläne für die Rettung eben dieser Zukunft entwickelt werden.
»Es geht nicht, Takalor«, sagte ich leise.
» Was geht nicht, General?« Seine Frage war wie ein Schrei, obwohl er seine Stimme nicht erhoben hatte.
»Sie können nicht in Ihre Gegenwart zurückkehren und dort die Weichen so stellen, daß die Existenz der Atlanter bis in diese Zeit gewahrt bleibt.«
Meine Worte gingen an ihm vorbei. Sie erreichten ihn nicht. Ich spürte die Gefahr, die entstand. Bisher hatte ich Takalor als einen Mann angesehen, dessen einziges Ziel es war, die Zeitbom be auf dem Mond zu kontrollieren und Deneber zu töten, wo immer er sie traf. Jetzt erkannte ich, daß er ein Wesen voller Konflikte und persönlicher Probleme war. Er litt unter der Wahrheit, daß der Krieg in der fernen Vergangenheit so sinnlos gewesen war, wie es im Grunde genommen jeder Krieg ist. Der Kampf der Marsianer gegen die Deneber hatte weder der einen noch der anderen Seite Vorteile, sondern nur den Untergang gebracht. Was hatten die Deneber schon davon gehabt, daß es ihnen gelungen war, schließlich die letzten Marsianer zu töten? Und welche Vor teile hätten die Marsianer erzielt, wenn ihnen ein ähnlicher »Er folg« beschieden gewesen wäre?
Es war erst wenige Jahre Realzeit her, daß wir entdeckt hatten, daß vor 187.000 Jahren das Volk der Marsianer die bestimmende Intelligenz in diesem Sonnensystem gewesen war. Es hatte groß artige technische Werke geschaffen, die heute noch funktionsfä hig waren und die die Marsianer selbst überlebt hatten.
Aber auch das Volk der Atlanter lebte für uns nur noch in den alten Berichten. Bestenfalls wir von der GWA wußten, wie die Atlanter wirklich gewesen waren. Das war aber auch alles.
Mußte nicht ein Mann, der davon überzeugt war, daß sein Volk die Zukunft bestimmen würde, an der Wurzel seiner Persönlichkeit getroffen werden, wenn er erkannte, wie sehr er sich geirrt hatte?
Ich beschloß, Takalor von nun an keinen einzigen unbewachten Schritt mehr tun zu lassen.
Daran tust du gut , stimmte mir der Zwerg auf telepathischem Wege zu. Er hatte mich belauscht. Takalor kann zu einer Gefahr werden. Wenn er erst einmal auf dem Mond ist, könnte er versuchen, uns abzuschütteln und seinen Weg allein gehen.
Schon vorher, Kleiner , erwiderte ich in gleicher Weise. Wer garantiert uns denn, daß er wirklich die Wahrheit gesagt hat? Wer sagt denn, daß die Schwingquarze wirklich völlig erledigt sind? Wir müssen aufpassen, daß er uns nicht mit einem Trick alle von Bord
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