Brutlabor OKOLAR-Trabant
des Würfels einrastete. Plötzlich war die Anspannung wieder da. Niemand war so gut mit der marsianischen Technik vertraut wie Takalor. Gab es vielleicht irgendwo an Bord doch noch einen Ersatz für den entfernten Schalter? Konnte Goldstein sich nicht geirrt haben?
Ein dumpfes Dröhnen ertönte. Es klang kurz auf und verhallte wieder.
Ich konzentrierte mich auf Goldstein.
Er war die Ruhe selbst. In ihm gab es nicht die Spur eines Zweifels daran, daß der Atlanter scheitern würde.
Etwa eine Stunde verstrich. Der Würfel stieg nicht auf. Das Mannschott öffnete sich wieder. Schritte näherten sich mir. Durch die geschlossenen Lider glaubte ich, den Atlanter über mir sehen zu können.
»Ich gratuliere Ihnen, General«, sagte er mit eisiger Stimme, in der keinerlei Sympathie für mich mitklang. »Ihre Männer haben umsichtig gehandelt. Das wird Ihnen jedoch nichts nützen. Notfalls werde ich den Zeitdeformator bis ins letzte Einzelteil auseinandernehmen, bis ich herausgefunden habe, womit Sie den Start verhindern.«
Ich hätte ihm antworten mögen, aber die Muskulatur meiner Lippen und meiner Zunge fügte sich meinem Willen nicht. Ich war von Kopf bis Fuß gelähmt, und das würde noch für einige Stunden so bleiben. Ich mußte an die dänischen Fischer denken, die ich paralysiert hatte.
Takalor stieß mich mit dem Fuß an.
»Ich werde den Mond auf jeden Fall erreichen, General. In letzter Konsequenz würde ich sogar einen von Ihrer Gruppe tö ten, um die anderen zu zwingen, die Wahrheit zu sagen.«
Das wirst du nicht tun! dachte ich. Du kannst nicht wissen, ob du nicht gerade jenen umbringst, der als einziger weiß, was zu tun ist.
Takalor entfernte sich wieder. Er kehrte in den Timetransmit ter zurück und setzte seine Arbeiten fort. Als er vier Stunden später wiederum bei mir auftauchte, ging die Lähmung zurück. Ich konnte die Augen bereits wieder öffnen, und ich sah dem Atlanter an, daß er keinen Erfolg gehabt hatte. Ich zwang mich zu einem Lächeln.
Takalor blickte mich mit einer Mischung aus Neugier und Ab neigung an.
»Es ist der Schubschalter«, erklärte er mir. »Es war ein geschickter Schachzug, gerade ihn zu entfernen.«
Damit gab er sich eine Blöße. Er hatte mich darüber informiert, daß er tatsächlich keine Möglichkeit besaß, den Schalter auszuwechseln. Also war Goldsteins Maßnahme vollauf gelungen.
Takalor beugte sich über mich und massierte mir die Wangen. Ich spürte, wie das Leben in sie zurückkroch.
»Wir müssen zu einer Einigung kommen«, sagte der Atlanter. »Offenbar kann keiner von uns allein weitermachen.«
»Jetzt unterschätzen Sie uns schon wieder«, antwortete ich mühsam.
Er hockte auf seinen Hacken. Den Kombistrahler hatte er auf den Oberschenkel gelegt, und er hatte sich so postiert, daß er uns alle überwachen konnte. Niemand konnte ihn mit einem Angriff überraschen.
»Sie haben keine Ahnung davon, was menschlicher Erfindungsgeist leisten kann. Glauben Sie nur nicht, daß wir die Ghueyth-Schwingquarze nicht auch ohne Sie finden und einbau en können.«
Er wurde um eine Nuance dunkler, und seine Augen funkelten in einem eigenartigen Licht. Ich spürte, daß er noch etwas in der Hinterhand hatte. Noch hatte ich nicht gewonnen.
»Hoffentlich beweist sich das Gegenteil dessen, was Sie glauben, nicht erst, wenn Sie allein auf dem Mond sind. Sie könnten vor unlösbaren Aufgaben stehen. Wollen Sie das Risiko wirklich eingehen?«
Takalor entblößte seine makellosen Zähne und lächelte mich an.
Ich überlegte. Schon seit langer Zeit suchten wir fieberhaft nach einem Mann, der sich in der Technik der alten Marsianer auskannte. Wir benötigten einen Freund , der uns helfen konnte, die
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