Brutlabor OKOLAR-Trabant
beim Pferderennen damit rechnen, daß die anderen Jockeys durch deinen bloßen Anblick entnervt würden, was bei den Denebern wohl kaum der Fall sein wird. Wie wär’s, wenn du endlich starten würdest?«
»Ah, ja, ich wußte doch, daß ich irgend etwas wollte«, erwiderte er, wobei er sich mit der flachen Hand vor die Stirn schlug. Dann schaltete er blitzschnell und scheinbar ohne nachzudenken. Die Rotorschrauben liefen an und steigerten ihre Geschwindigkeit. Dann stieg die Maschine dröhnend auf. Sie schien zunächst einen vergeblichen Kampf gegen die Schwerkraft zu führen, raste dann aber wie von der Feder geschnellt nach vorn. Der Zwerg jagte den Flugschrauber in geradezu halsbrecherischer Weise dicht über die Felsen hinweg und beschleunigte mit allem, was die Triebwerke hergaben.
Nishimura beugte sich unwillkürlich nach vorn, als Hannibal seiner Ansicht nach viel zu früh auf das Staustrahltriebwerk umschaltete. Wir wurden in die Polster gepreßt. Die verkrüppelten Kiefern unter uns schienen ihre Arme nach uns auszustrecken und kamen uns bedrohlich nahe.
Es ging nicht anders.
Die Deneber mußten zu der Überzeugung kommen, daß wir in letzter Verzweiflung einen Ausbruchsversuch machten. Nur wenn sie aus unserem Flugverhalten diesen Schluß zogen, würden sie so reagieren, wie sie es sollten.
Deshalb hielt der Zwerg den Flugschrauber so niedrig wie möglich. Und das war auch der Grund dafür, daß er ein vermeintlich unverantwortliches Risiko bei diesem Flug einging. Wir wußten jedoch, daß wir uns hundertprozentig auf ihn und seine Flugkünste verlassen konnten. Er wußte genau, wie weit er gehen durfte.
Wir überquerten eine Schlucht. Von der gegenüberliegenden Felswand stürzte ein Wasserfall in die Tiefe.
»Da sind sie«, rief Framus G. Allison.
Ich sah noch etwas zwischen den Krüppelkiefern aufblitzen, dann waren wir auch schon vorbei. Ein fingerdicker Energiestrahl fuhr irrlichternd unter der Kabine hindurch. Er beeindruckte mich nicht. Er bestätigte mir vielmehr, daß meine Überlegungen richtig gewesen waren. Die Deneber hatten uns zu spät bemerkt und dann nicht mehr genügend Zeit gehabt, uns ins Ziel zu nehmen.
Ich zeigte nach vorn.
Die Maschine hatte eine Geschwindigkeit von fast 450 km/h erreicht. Vor uns wurde die Hafenstadt Stavanger sichtbar. Doch so weit wollte ich gar nicht fliegen. Mein Ziel lag bereits in greifbarer Nähe. Ich blickte mich um. Der marsianische Gleiter schoß förmlich auf uns zu. Er war schneller als wir, und der Abstand zwischen uns verringerte sich beängstigend schnell.
Drohte mein Plan in letzter Sekunde zu scheitern?
Vor uns ragten von Gletschern abgeschliffene Felsen bis in eine Höhe von etwa vierhundert Metern auf. Ich entdeckte die Schlucht, die ich gesucht hatte. Ein kurzer telepathischer Impuls an den Zwerg genügte. Er riß den Flugschrauber zur Seite und drückte ihn noch weiter nach unten. Wir jagten über einen See hinweg direkt in die Schlucht hinein.
Für einen kurzen Moment stockte mir der Atem. Ich fürchtete, mit selbstmörderischer Geschwindigkeit in eine Berghöhle geflogen zu sein, aus der es keinen Ausweg mehr gab. Die Felsen hingen zu beiden Seiten weit über. Nur ein schmaler Spalt blieb über uns frei. Er war auf weiten Strecken viel zu schmal für uns. Wir konnten nicht durch ihn nach oben entweichen. Unter uns lag ein tiefschwarzer See.
Sollte ich mich geirrt haben? Hatte mich meine Erinnerung getrogen? Gab es tatsächlich keinen Fluchtweg aus dieser Schlucht?
Im Jahre 1997 hatte ich in dieser Gegend einen Kurzurlaub verbracht. Ich wußte daher, daß diese Schlucht zu dieser Zeit ganz anders aussehen würde. Ich wußte auch, wie sie entstehen würde. Die Felsmassen würden zu
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