Brutlabor OKOLAR-Trabant
beiden Seiten zusammenbrechen und in die Tiefe stürzen. Dabei würde eine Auftürmung von mächtigen Gesteinsbrocken zustande kommen, die als einmalig in ganz Europa galt.
Gunnleiv Gilje, ein Norweger, nach dem ein weites Tal in der Nähe benannt wurde, hatte mir in diesem Kurzurlaub berichtet, daß die Felsmassen im Ersten Weltkrieg zusammengebrochen waren. Das genaue Datum hatte er mir nicht nennen können. Nicht einmal das Jahr. Zu dem Zeitpunkt, als ich mit ihm darüber gesprochen hatte, hatte mich das auch nicht interessiert. Jetzt aber hätte ich einiges darum gegeben, wenn ich auf die Sekunde exakt gewußt hätte, wie entstanden war, was die Norweger dieser Gegend die Donnerschlucht nannten.
Der Flugschrauber schwankte. Hannibal verzögerte mit Grenzwerten. Wir wurden nach vorn geworfen. Vor uns tauchte ein Loch in den Felsen auf, das auf den ersten Blick viel zu klein für uns zu sein schien.
»Das schaffen wir nicht«, sagte Nishimura stöhnend.
»Sie sind da«, rief ich. »Feuer eröffnen.«
Ich blickte zurück. Deutlich konnte ich den marsianischen Gleiter erkennen, der uns gefolgt war. Die Maschine flog noch unter uns. Offenbar erwarteten die Deneber, daß wir hier irgendwo landen würden. Sie planten, von unten hochzustoßen und uns dann zu überwältigen. Ich vermutete, daß sie Schockwaffen einsetzen wollten.
Doch dazu sollte es nicht mehr kommen.
Wir schoben die Fenster auf. Über uns ratterten die doppelten Rotorschrauben. Der Wurzelzwerg pendelte die Maschine aus. Von den Felswänden dröhnte es in unerträglich lautem Echo zurück. Der gewaltige Felsdom, in dem wir uns befanden, schien unter dem Lärm der Technik aus der Zukunft zu erzittern. Hier und da lösten sich einige Felsbrocken aus den Wänden.
Framus G. Allison, Dr. Kenji Nishimura und ich schossen unsere marsianischen Energiestrahler ab.
Die fingerdicken Glutstrahler zuckten fauchend zu den Felswänden hinüber und schnitten glühende Spuren in das Gestein. In dieser Sekunde begriffen die Deneber, daß sie in eine tödliche Falle geflogen waren. Während der Zwerg den Flugschrauber wieder hart beschleunigte und ihn auf die Öffnung über uns zusteuerte, platzte der mürbe Fels explosionsartig auseinander. Was gefrierendes Wasser in den strengen norwegischen Wintern nicht geschafft hatte, das erzwang nun die Höllenglut der drei Atomwaffen von einem anderen Planeten. Unter der Gewalt von vierhunderttausend Hitzegraden zerbarsten die Wände der Schlucht. Ein Donnern klang auf, das bis ins vierzig Kilometer entfernte Stavanger hörbar sein mußte. Die überhängenden Felsen stürzten mit unvorstellbarer Wucht in die Tiefe.
Ich selbst glaubte für Sekundenbruchteile nicht mehr daran, daß wir dieser Hölle entgehen konnten. Auf mehreren hundert Metern Länge rutschten Hunderttausende von Tonnen Felsgestein in den Abgrund. Sie begruben alles unter sich, was dort unten war. Und angesichts dieser Macht half den Denebern auch die hochentwickelte Technik ihres erbeuteten Kampfgleiters nichts mehr.
Die entfesselten Naturgewalten schleuderten zu Boden, was sich ihnen in den Weg stellte. Ich glaubte, etwas aufblitzen zu sehen, als ich zurückblickte. Gestein, Staub- und Glutmassen verhüllten jedoch alles.
Hannibal, der ebenfalls über die wundervolle Eigenschaft der Handlungsahnung verfügte, lenkte den Flugschrauber an herabstürzendem Gestein vorbei in die Höhe. Er wußte immer schon vorher, wohin er sich wenden mußte, um nicht getroffen zu werden. Wir erreichten den freien Himmel und spähten mit einem Gefühl des Entsetzens auf das Chaos herunter, das wir erzeugt hatten.
Ich
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