Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brutlabor OKOLAR-Trabant

Brutlabor OKOLAR-Trabant

Titel: Brutlabor OKOLAR-Trabant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
glaub­te, die Ent­set­zens­schreie der Bau­ern und Sol­da­ten hö­ren zu kön­nen. Die Män­ner war­fen sich zu Bo­den. Sie glaub­ten, daß die Er­de zer­bers­te und der Welt­un­ter­gang be­vor­ste­he. Mit­ten aus der fried­lich er­schei­nen­den Na­tur Nor­we­gens er­hob sich ein feu­er­spei­en­des Et­was, das den Men­schen die­ser Zeit wie ein Ur­weltun­ge­heu­er oder ein Send­bo­te der Höl­le vor­kom­men muß­te.
    Wir al­le spür­ten die Be­schleu­ni­gung, als der Wür­fel aus MA-Me­tall nach vorn ge­ris­sen wur­de. Auf den Bild­schir­men sah ich die dich­ten Wol­ken­fel­der, die über der Küs­te la­ger­ten. Sie ka­men un­glaub­lich schnell auf uns zu, wäh­rend wir tief in die Pols­ter un­se­rer Ses­sel ge­preßt wur­den. In die­sen Se­kun­den gab der An­ti­grav nicht ein ein­zi­ges Ent­las­tungs-g her, son­dern ließ die Be­schleu­ni­gungs­kräf­te voll auf uns durch­schla­gen. Ich merk­te, daß sich mein Ge­sicht un­ter der Last ver­zerr­te. In mir klang das Kla­gen Ki­ny Ed­wards auf. Das zar­te Mäd­chen litt am meis­ten. Ich wä­re froh ge­we­sen, wenn ich ihr hät­te hel­fen kön­nen.
    »Gold­stein«, rief ich äch­zend.
    Er ver­stand. Ge­gen den Wi­der­stand Ta­ka­lors lei­te­te er einen Teil der uns ver­blie­be­nen Ener­gi­en in den An­ti­grav. So­fort wich die Last von uns. Doch als ich mich nach vorn beu­gen woll­te, gab es ei­ne Un­ter­bre­chung. Der An­ti­grav setz­te aus, und ich wur­de hef­tig nach hin­ten ge­schleu­dert. Un­will­kür­lich spann­te ich die Nacken­mus­keln an. Mein Kopf flog in die Pols­ter, und ein ra­sen­der Schmerz durch­fuhr mei­nen Nacken.
    Wir schos­sen durch die Wol­ken hin­durch. Über uns war nur noch blau­er Him­mel, der sich rasch dun­kel färb­te und dann ganz schwarz wur­de. Wie­der sprach der An­ti­grav an und ver­schaff­te uns et­was Er­leich­te­rung. Ta­ka­lor selbst war es nun, der die Be­schleu­ni­gungs­ef­fek­te nicht län­ger er­trug. Er stütz­te das An­ti­grav­trieb­werk. Für et­wa drei Mi­nu­ten fühl­ten wir uns frei. Wir konn­ten nor­mal at­men und uns mü­he­los be­we­gen. In die­ser Zeit glitt der Wür­fel in ei­ne Um­lauf­bahn um die Er­de.
    Wir hat­ten es ge­schafft.
    Der At­lan­ter woll­te sich und uns ei­ne Ru­he­pau­se gön­nen.
    »Es läuft bes­ser, als ich dach­te«, mel­de­te Pro­fes­sor Gold­stein, wo­bei er über die Schul­ter zu mir blick­te. »Sie ha­ben den Ener­gie­ver­lust bei ih­rem Bluff ge­gen die De­ne­ber un­glaub­lich ge­nau ein­ge­schätzt. Wo­her wuß­ten Sie, wie weit Sie ge­hen durf­ten?«
    Ich glaub­te, einen ge­wis­sen Arg­wohn in sei­nen Wor­ten mit­klin­gen zu hö­ren. Ver­mu­te­te er, daß pa­ra­psy­chi­sche Kräf­te mit im Spiel ge­we­sen wa­ren, die ich den an­de­ren noch nicht er­öff­net hat­te? Ge­ra­de von Gold­stein hat­te ich der­ar­ti­ge Über­le­gun­gen am we­nigs­ten er­war­tet. Den­noch konn­te ich ihn ver­ste­hen. Die Wis­sen­schaft­ler der GWA wuß­ten, daß Han­ni­bal und ich Te­le­pa­then wa­ren. Sie hat­ten er­kannt, daß wir auch psy­cho­ki­ne­ti­sche Fä­hig­kei­ten ent­wi­ckeln wür­den. Tat­säch­lich hat­ten sie sich bei mir be­reits in ge­wis­sem Ma­ße ge­zeigt. Ir­gend­wann, so mein­ten sie, wür­den wir auch te­le­por­tie­ren kön­nen. Es stand fest, daß wir lang­sa­mer al­ter­ten als nor­ma­le Men­schen. War un­ter die­sen Um­stän­den die stän­di­ge, ban­ge Fra­ge nach wei­te­ren er­wa­chen­den Fä­hig­kei­ten nicht zu ver­ste­hen?
    Ich muß­te ih­nen recht ge­ben. Tat­säch­lich war ich schon so weit, daß ich ih­nen nicht mehr al­les sag­te, teils aus Un­si­cher­heit her­aus, teils aber auch, weil ich die Kluft zwi­schen ih­nen und uns nicht noch tiefer wer­den las­sen woll­te.
    Ich lä­chel­te Gold­stein be­ru­hi­gend zu.
    »Es war ein­fach Glück«, ant­wor­te­te ich. »Nichts wei­ter. Es hät­te auch schief­ge­hen kön­nen.«
    Er preß­te die Lip­pen zu­sam­men, aber un­mit­tel­bar dar­auf ent­spann­te sich sei­ne Mie­ne wie­der. Er wand­te sich sei­nen Ge­rä­ten zu. Ge­mein­sam mit dem At­lan­ter ging er al­le Kon­trol­len durch. An­ge­strengt be­müh­te er sich, nicht an mich zu den­ken.

Weitere Kostenlose Bücher