Brutlabor OKOLAR-Trabant
daß Sie Ihr Volk verraten sollen. Sie haben alles getan, was Ihnen aufgetragen worden ist. Mehr können Sie nicht tun. Tafkar wird alles erledigen, was wichtig ist.«
»Geben Sie mir etwas Zeit«, bat er.
Ich nickte ihm zu. Ich sah ein, daß er seine Zustimmung nicht hier und sofort erteilen konnte. Er mußte alles erst einmal verdauen.
»Wir gehen weiter«, entschied ich.
Zugleich schritt ich auf ein Schott zu, durch das ich schon oft, allerdings erst 88 Jahre später, gegangen war. Es war ein eigenartiges Gefühl für mich, als sich das Schott vor mir öffnete. Wie oft würde ich auf diesem Weg tiefer in die Mondfestung eindringen, und wie häufig würde es das erstemal sein?
Ein vertraut aussehender Gang öffnete sich vor mir. Er endete in einer weitgeschwungenen Spirale, die sich auf den Boden einer unübersehbar weiten Halle hinabschwang. Wir betraten das zerbrechlich aussehende Band, das etwa acht Meter breit und nur wenige Zentimeter dick war. Ich sah, daß sich tief unter uns zahlreiche Maschinen bewegten. Reinigungs-, Transport-, Werkzeug- und Kampfroboter waren aus ihrer langen Starre erwacht. Überall wirbelte Staub auf, wurde jedoch augenblicklich wieder von Spezialmaschinen eingefangen und aufgenommen, so daß er sich gar nicht erst wieder niederschlagen konnte.
Ganz ohne Zweifel.
Die Mondfestung erwachte zum Leben. Sie hatte in einem unvorstellbar langen Schlaf gelegen, der nun zu Ende war.
Die Deneber hatten sie nicht daraus erwecken können, als sie aus ihrem Bio-Schlaf erwacht und in die Außenbezirke der Mondfestung vorgedrungen waren. Sie hatten nichts geändert, als sie ein Raumschiff aus einem der Hangars gestartet hatten. Für sie mußte es ein triumphales Gefühl gewesen sein, daß sich die gigantische Anlage, von ihren Todfeinden gegen sie errichtet, nicht gegen sie erhoben hatte.
Auch die Anwesenheit der Atlanter auf dem Mond hatte keine entscheidenden Impulse auf ZONTA gehabt. Was auch immer Takalor und seine acht Begleiter hier getan hatten, sie hatten ZONTA nicht veranlassen können, aktiv zu werden.
Mein Kurzgespräch mit dem Riesenhirn dagegen hatte eine völlig andere Wirkung gehabt.
Bilde dir nur nichts darauf ein , ermahnte der Wurzelzwerg mich. Oder soll ich dich ab heute Roboterfürst nennen?
Ich grinste ihn an. Sein Gesicht hatte sich in tausend Falten gelegt. Er beobachtete mich, als fürchte er, daß ich mich tatsächlich nicht mehr in der Gewalt hatte.
Ich habe keinen Grund, mich als Herr über alle Blechheinis zu fühlen , antwortete ich ebenfalls telepathisch. Die Wirkung hat einzig und allein der Kommandokodator erzielt, Kleiner. Sonst niemand.
Gott sei Dank , dachte er seufzend. Es wäre mir unerträglich gewesen, zu dir aufsehen zu müssen.
Dabei trat er so nahe an mich heran, daß er den Kopf beinahe in den Nacken legen mußte, um mir in die Augen sehen zu können.
Unsere Aufmerksamkeit ließ keineswegs nach. Auch nicht während dieses kurzen Gesprächs. Ständig beobachteten wir unsere Umgebung, während wir das Band hinunterliefen. Mir entging keine einzige Bewegung. Ich war versucht, Takalor laufend Fragen über technische Einrichtungen zu stellen, die uns über viele Jahre hinweg rätselhaft geblieben waren. Ich ließ ihn jedoch in Ruhe. Er sollte von selbst kommen.
Als wir etwa sieben Kilometer weit in die Festung vorgedrungen waren, befanden wir uns noch immer auf dem spiralförmig in die Tiefe führenden Band und waren noch weit über dem Boden der Halle. Ein schildkrötenähnliches Gebilde, das so breit war wie das Band, auf dem wir gingen, glitt rasselnd aus einer Öffnung hervor, die etwa fünfzig Meter von uns entfernt war. Es
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