Buchanan - 06 - Schattentanz
mir große Sorgen um Dad mache.«
»Und nun bist du auf dich allein gestellt?«
»Ja, und ich liebe es«, sagte Sidney. »Dieser Zimmerservice ist natürlich wahnsinnig teuer, aber was soll ich machen? Schließlich komme ich nicht in mein Wohnheim. Hoffentlich kriegt Dad keinen Anfall, wenn die Rechnung von seiner Kreditkarte abgebucht wird.«
»Wie geht es Dad?«
»Ich glaube, ganz gut. Du kennst ja Dad. Morddrohungen scheinen ihm nichts auszumachen. Mit Mutter ist es allerdings etwas anderes. Sie ist mit den Nerven am Ende, versucht aber, sich nichts anmerken zu lassen. Dieser Prozess stresst alle.«
»Gibt es irgendwelche Erkenntnisse, wann das alles vorbei sein wird?«, fragte Jordan.
»Nein«, antwortete Sidney. »Dads Personenschützer werden langsam Dauergäste in Nathan’s Bay. Sie sind überall: Eine ständige Erinnerung daran, dass jemand unserem Vater den Tod wünscht.«
»Nach der Urteilsverkündung wird das aufhören.«
»Woher willst du das wissen? Das sagt natürlich jeder, aber es geht schließlich um das organisierte Verbrechen. Das ist ein großer Fall.«
Jordan hörte die Angst in Sidneys Stimme. »Ja, ich weiß.«
»Und selbst wenn dieser schreckliche Mann verurteilt wird, dann sind bestimmt seine Familie und seine Partner hinter Dad her. Und wenn er nicht verurteilt wird, die andere Seite.«
Jordan unterbrach ihre Schwester. »Du machst dich nur verrückt, wenn du die ganze Zeit darüber nachdenkst. Du musst einfach das Beste hoffen.«
»Leichter gesagt als getan«, erwiderte Sidney. »Ich bin froh, dass ich so früh abgereist bin. Ich habe es Mom schwer gemacht. Wo sie sich im Moment auch noch um Laurant Sorgen machen muss – und Nick ist so nervös.«
»Warte mal. Was hast du gerade gesagt? Was ist denn los mit Nick und Laurant?«
»Mit Nick ist gar nichts. Es geht um seine Frau. Ich dachte, du wüsstest …«
»Was?«, unterbrach Jordan sie ungeduldig.
»Laurant hat Wehen bekommen, und ihr Arzt hat sie ins Krankenhaus gesteckt. Sie kann das Kind noch nicht bekommen. Sie ist doch erst im sechsten Monat.«
»Wann ist das denn passiert?«
»Nick hat sie gestern in die Klinik gebracht. Ich war schon auf dem Weg nach L.A.«
Hatte Jordan seitdem mit ihrem Bruder telefoniert? Sie konnte sich nicht erinnern.
»Es ist gut, dass Noah bei dir geblieben ist und Nick früher nach Hause kommen konnte. Stell dir vor, er wäre gar nicht da gewesen, als Laurant Wehen bekam.«
»Die arme Laurant. Was sagt denn der Arzt?«
»Ich weiß nicht«, antwortete Sidney. »Mom hat mir nur gesagt, dass sie Infusionen bekommt. Dadurch werden die Wehen verlangsamt, aber sie haben wohl noch nicht vollständig aufgehört. Hör mal, wann kommst du denn nach Hause? Mom könnte ein wenig Hilfe gut gebrauchen. Du bist immer so ruhig und cool. Dich kann doch nichts erschüttern.«
Das ist vorbei, dachte Jordan. Dank Noah erschütterte sie mittlerweile alles.
Aus den Augenwinkeln sah sie ihn auf sich zukommen und verlor prompt den Gesprächsfaden. Er trug Jeans und ein sauberes T-Shirt. Er legte Pistole und Halfter auf ihren Nachttisch und streckte sich neben ihr auf dem Bett aus.
»Jordan? Hast du mich nicht gehört? Ich habe gefragt, wann du nach Hause fährst.«
»Was … äh … ich …« Nein, sie war wirklich durch nichts zu erschüttern. »Morgen«, stammelte sie. Noah zog sie an sich. »Wir brechen ganz früh auf. Es ist eine lange Fahrt bis Austin Airport.« Sie schob Noahs Hand weg und flüsterte: »Hör auf.«
»Mit was soll ich aufhören?«, fragte Sidney.
»Mit nichts. Ich muss jetzt auflegen.«
»Warte. Meinst du, ich sollte wieder nach Hause fliegen?«, fragte Sidney. »Ich könnte vielleicht helfen …«
»Nein, nein, du bleibst, wo du bist. Zu Hause kannst du gar nichts tun. Ich rufe dich an, sobald ich da bin.«
»Leg nicht auf. Ich habe dich noch gar nicht gefragt, wie es dir geht.«
Noah kitzelte ihren Nacken, und sie bekam Gänsehaut.
»Gut. Es geht mir gut«, stieß Jordan hervor.
»Hat man den Irren gefasst, der die Leichen in dein Auto gepackt hat?«
»Ja. Ich rufe dich morgen an. Mach’s gut. Tschüs.«
Sie legte auf, bevor Sidney sie daran hindern konnte. Dann wandte sie sich zu Noah.
»Du versuchst, mich abzulenken.« Weiter kam sie nicht, weil Noah in der Zwischenzeit sein T-Shirt ausgezogen hatte. Er hatte einen wundervollen Körper. Seine Oberarme waren muskulös, und seine Bauchmuskeln …
Energisch riss sie sich aus der Erstarrung.
»Was machst du
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