Bucheckern
so ein Teil schon mal gesehen?“
Er konnte sich keinen Reim darauf machen und begann, das Dach weiter abzusuchen. „Hier, noch eine Lücke.“
Orangefarben lackiertes Metall war zu sehen.
„Sieht irgendwie tonnenförmig aus“, stellte Paul Wellmann fest.
Alle grübelten, was das sein könnte, doch niemandem fiel zu den Bildausschnitten, die sie durch die Löcher im Hallendach erkennen konnten, etwas Passendes ein.
„Wir sollten den Anschlussstutzen noch genauer anschauen. Fahr doch jetzt bitte mal zur Wand, wo das Rohr rauskommt“, bat Lindt und Jan Sternberg suchte das passende Bild.
„Was passt da eigentlich drauf, ist das für einen richtigen Feuerwehrschlauch?“ fragte Wellmann.
Jan Sternberg fuhr hoch und rief: „Ja, Paul, Feuerwehr, das ist das Stichwort. Jetzt weiß ich, wo ich so ein orangefarbenes Glasteil schon gesehen habe. Das ist der Blinker von einem alten Lastwagen. Die freiwillige Feuerwehr bei uns im Dorf hat noch so einen antiquierten Tanklöschwagen. Mercedes mit kurzer Haube, Baujahr irgendwann Anfang der Siebziger. Genau, und der schwarze Untergrund ist der Kotflügel, auf dem das Blinkerglas montiert ist.“
Er stellte das Bild so ein, dass das Loch im Hallendach wieder zu sehen war. „Könnte passen, Jan“, stimmte Lindt zu.
„Wenn das hier der Blinker ist ... vorne links ...“, Sternberg skizzierte auf seinem Notizblock schnell die Umrisse eines Lastwagens, „dann muss das Bild, das wir durch die zweite Lücke bekommen, etwa von da stammen.“ Er kreiste einen Bereich ein.
„Ein gutes Stück hinter dem Führerhaus auf jeden Fall. Und was hat jeder LKW hinter der Kabine? Na, Paul..?“ Er schaute Wellmann an.
„Eine Ladefläche natürlich, ist doch klar.“
„Und was könnte dann wie eine Tonne aussehen?“
„Vielleicht ein ... ein ... ein Fass oder so was in der Art?“
Sternberg nickte und stimmte seinem Kollegen zu. „Genau, der hat ein großes Fass geladen. So sieht das aus – oder?“
„Das könnte aber auch ein Tank sein.“ Oskar Lindt kam plötzlich der Tankwagen wieder in den Sinn. „Gestern habe ich doch so ein Fahrzeug überholt. Die Ziffernfolge auf der Gefahrstofftafel“, er wandte sich an Sternberg, „da haben wir extra noch im Internet gesucht. Erinnerst du dich?“
„Klar, Chef, der hatte doch Altöl geladen.“
Sie betrachteten abwechseln die Bilder und waren sich schließlich einig.
„Das würde also heißen“, fasste Sternberg zusammen, „in der Halle steht ein alter LKW, ein Tanklaster um ganz genau zu sein und aus der Hallenwand ragt der Anschluss für einen Feuerwehrschlauch. Was das zu bedeuten hat, kapier ich im Moment noch nicht.“
Lindt ging zur Kaffeemaschine und goss drei Tassen voll. Seinen Becher füllte er wie immer nur zur Hälfte, um genügend Platz für die Milch zu haben.
Tief in Gedanken versunken reichte er Sternberg und Wellmann ihre Tassen, nahm seinen Milchkaffee und setzte sich wieder.
„Wie bekommen wir denn eine Verbindung von dem, was wir auf den Bildern jetzt gesehen haben, zu unserem Mordfall ›Patrick‹. Wir haben doch eigentlich nur die Erde mit den giftigen Substanzen drin“, sinnierte er mit gerunzelter Stirn und nachdem keinem seiner Mitarbeiter etwas einfiel, fuhr er nach einer längeren Pause fort.
„Wenn wir mal laut nachdenken und das Ganze hier in irgend einen Zusammenhang mit unserem Fall und der giftverseuchten Erde stehen soll, dann könnte ich es mir höchstens so vorstellen: Auf dem Gelände wird giftiger flüssiger Abfall durch das Rohr in der Hallenwand gepumpt, um auf der unbebauten Fläche zwischen Brombeerranken und Brennnesselstauden zu versickern.“
„Und der Tankwagen, was hat der dann damit zu tun?“, wollte Paul Wellmann wissen.
„Vielleicht ist der nur zufällig da untergestellt“, meinte Jan Sternberg.
„Möglicherweise fahren die damit die giftige Brühe durch die Gegend und pumpen sie dann vom LKW aus durch das Rohr ins Freie.“
„Warum sollten die so was denn machen, Oskar?“ Wellmann sah keine Logik darin. „Eine Firma, bei der giftige Abfälle anfallen, wird mit Sicherheit laufend überwacht. Entweder müssen die selbst eine geeignete Kläranlage haben oder ein Fachbetrieb entsorgt die Problemstoffe. Muss doch alles lückenlos belegt werden, wenn kontrolliert wird.“
Lindt zuckte mit den Schultern. „War ja nur eine vage Vermutung.“
„Für mich gibt es da zu viele Fragezeichen, Oskar. Die Kinder waren ja gar nicht weit drin in dem Gelände.
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