Bucheckern
wissen wir nämlich, dass Ebert zumindest theoretisch den Fahrer gesehen haben kann.“
„Ich habe auch das Gefühl, wenn wir ihm noch ein wenig Zeit geben, dann kommt seine Erinnerung Stück für Stück wieder. Das Gespräch von eben muss er ja erst mal verdauen. Da kann sich noch manches ergeben.“
Sein Chef gab ihm Recht: „So sehe ich es auch und deswegen versuchst du gleich mal, ein Bild von Burgbacher aufzutreiben. Wenn wir das nächste Mal ins Klinikum fahren, sollten wir es dabei haben. Vielleicht erkennt ihn der Ebert ja wieder.“
Die Idee
Solange Sternberg zusammen mit Paul Wellmann im Computer nach einem Bild von Alfred Burgbacher suchte, ging Lindt mit qualmender Pfeife gedankenversunken vor den Fenstern auf und ab.
Wie es manchmal seine Gewohnheit war, fing er laut zu überlegen an: „Für den Staatsanwalt reicht es wahrscheinlich doch noch nicht, was wir haben. Auch die Akten, die ich fotografiert habe ... Was sagen die denn aus? Doch nur, dass alles ordnungsgemäß kontrolliert wurde und die Firma ›Blanco‹ alle Vorschriften einhält.“
„Sollten wir denn nicht endlich die Fabrik durchsuchen, Chef?“ Für Jan Sternberg war es jetzt an er Zeit, eine solche Aktion durchzuführen.
„Hmm ...“, brummte Lindt, „eigentlich hast du schon Recht. Wenn unser Verdacht stimmt und die tatsächlich mehr von dieser Giftbrühe herholen, als ihre Kläranlage schaffen kann, müssten wir das über die Rechnungen beweisen können, die sie den anderen Firmen gestellt haben. Aber vielleicht ist das alles auch geschickt verschleiert. Eine Durchsuchung, die nichts ergibt, können wir uns ganz und gar nicht leisten. Schon gar nicht bei einem Vorzeigebetrieb mit Öko-Zertifikat.“ Er schüttelte heftig den Kopf bei dem Gedanken, was bei einer ergebnislosen Durchsuchung passieren würde. „Nein, nein, die Öffentlichkeit hat uns ohnehin im Visier.“
„Das sehe ich auch so, Oskar.“ Paul Wellmann hatte sich auf seinem Bürostuhl umgedreht. „Lässt sich zum Beispiel nachprüfen, wie viel eigene Abwässer bei denen anfallen? Durch ihr neues Klärsystem werden die Stoffe doch wieder in den Produktionskreislauf aufgenommen. Ich wüsste im Moment nicht, wie wir da etwas beweisen könnten.“
„An solche Tricks denke ich auch“, nickte Lindt zustimmend. „Wir müssen die Sache anders anpacken, aber wie?“
„Die Verbindung zu der Erde in Patricks Schultasche bekommen wir nur durch eine Bodenprobe aus dem Bereich hinter den alten Hallen. Über den Zaun steigen geht nicht, alleine schon wegen der Überwachungsanlage. Von der Fabrik aus kommen wir nicht ran, dazu brauchen wir einen Durchsuchungsbeschluss und den bekommen wir nicht mit unserem dürftigen Material. Auch wenn wir den Burgbacher hätten, könnten wir nichts beweisen. Allenfalls seine Unfallflucht, aber dafür dürften wir ihn noch nicht mal festsetzen.“
„Ja, Paul“, Lindt stimmte ihm zu, „wir drehen uns im Kreis, so kommen wir nicht weiter. Wir müssen irgendeinen anderen Weg finden.“
Er ging weiter auf und ab, stieß dabei dicke Wolken von Pfeifenrauch aus und seine Laune verschlechterte sich zusehends.
„Hier, Chef, wir haben ein Bild von Burgbacher.“ Sternberg war bei der Meldebehörde der Stadt fündig geworden.
„Wenigstens was, hoffentlich ist es aktuell. Ach, checkt doch noch seine Vermögensverhältnisse, Bankkonten und so und am besten die finanzielle Situation von ›Blanco‹ auch gleich“, brummte Lindt und fügte an: „Ich muss jetzt mal raus hier, vielleicht fällt mir dann was ein.“ Er nahm seine Jacke vom Haken und warf auf dem Weg zur Tür noch einen Blick auf den Speiseplan der Kantine: „Nee, nicht mal was Anständiges zu essen gibt’s heute. Wird ja immer besser!“
Mit düsterem Blick machte sich der Kommissar zu Fuß auf den Weg in Richtung Innenstadt. Zwei Uniformierte vom Streifendienst, denen er noch auf der Treppe im Präsidium begegnete, wunderten sich, dass er ihren Gruß nicht erwiderte. Sie kannten sich und ein unfreundliches Verhalten war sonst gar nicht Lindt’s Art.
Manchmal half es ihm, eine Stunde ziellos umherzugehen, aber heute sank seine Stimmung tiefer und tiefer. Nicht einmal die Münchener Weißwürste, die er zwischendurch mit reichlich süßem Senf zu sich nahm, konnten ihn auf positivere Gedanken bringen.
„Jetzt haben wir doch den Rucksack gefunden mit der vergifteten Erde drin, wir wissen auch ziemlich sicher, wo der Junge erschlagen worden ist, aber wir
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