Buddhas Anleitung für eine glückliche Partnerschaft
Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen bleiben. Und dass es unfair wäre, dem anderen Lieblosigkeit vorzuwerfen, nur weil er gerade ein anderes Nähe-Distanz-Bedürfnis hat. Ein Idealmaß gibt es ohnehin nicht. Hier sind beiderseits Großzügigkeit und Kompromissbereitschaft gefragt, sodass man als Paar seinen Mittelweg finden kann.
Beispielsweise hat meine Freundin sich kürzlich bereit erklärt, zusätzlich noch einmal im Monat freitags mit in die Sauna zu gehen, weil dies der sehnliche Wunsch ihres Partners war (auch wenn sie es nicht unbedingt bräuchte), und er schenkt ihr dafür einen Samstagabend im Monat, damit sie mit mir und anderen Freundinnen ausgehen kann. Bleiben Sie grundsätzlich flexibel, offen für Bedürfnisse und Veränderungen und immer im Gespräch miteinander. Schließlich kommt ja noch die Unberechenbarkeit des Lebens hinzu, welche die beste Planung vollkommen über den Haufen werfen kann. Tauschen Sie sich regelmäßig darüber aus, was Ihnen wichtig ist, was Sie sich wünschen und warum Sie etwas gerne mit oder ohne Ihren Partner machen möchten.
Versuchen Sie, Vorwürfe oder Beleidigtsein aus Ihrem Reaktionsrepertoire zu streichen. Es bringt Sie nicht weiter, da es nur Unruhe, Unverständnis, Angst, Ärger, Eifersucht und Wut hervorruft. Es geht nicht darum, nur Ihre eigenen Bedürfnisse durchzudrücken. Paarbeziehung ist ein Gemeinschaftsprojekt und erfordert immer wieder, dass wir uns von unseren festgefahrenen Meinungen und Reaktionsmustern, unserem starken Wollen und unserer Egozentriertheit lösen und uns unserem Partner in Offenheit zuwenden. Das ist nicht immer leicht, doch es erleichtert auf lange Sicht vieles und bringt mit gegenseitigem Verständnis mehr Sicherheit und Ruhe in unsere Beziehung.
Ungünstige Bedingungen nutzen
Endlich haben wir also unsere geplante Zeit füreinander. Natürlich wünschen wir uns jetzt, dass diese Stunden möglichst schön und angenehm verlaufen. Gleichzeitig wollen wir so Unangenehmes wie Spannungen oder enttäuschte Erwartungen auf keinen Fall erleben. Je mehr Wünsche und Widerstände wir jedoch aufbauen, umso unruhiger werden wir. Wir haben wieder den Drang, uns abzulenken, und es bleibt kein Raum mehr für Selbstwahrnehmung.
Dabei verdeckt Unruhe oft die Gefühle, mit denen wir Probleme haben. Sie zu unterdrücken oder sich davon abzulenken, ist unglaublich anstrengend. Nutzen Sie also auftauchende Schwierigkeiten, Missverständnisse und Hindernisse rund um Ihre gemeinsame Zeit, um sich den schwierigen Gefühlen zu stellen und sich selbst besser kennenzulernen. Nur so gelingt es Ihnen, diese loszulassen und dabei Qualitäten wie Güte, Mitgefühl, Geduld und Klarheit zu entwickeln. Hilfreich kann hierbei das buddhistische Geistestraining des Lojong sein, das auf Merksätzen basiert und zu den wirksamsten Lehren des tibetischen Buddhismus zählt. Es stellt unsere selbstbezogene Haltung auf den Kopf und ermöglicht uns, andere Perspektiven einzunehmen, neue Erfahrungen zu machen und unser Denken und Handeln in einen größeren Zusammenhang zu stellen.
Wirksame Gedächtnisstützen einsetzen
Die Sätze (insgesamt gibt es 59) sind keine Zauberformeln oder Autosuggestionen, mit denen wir uns einen besonderen Zustand »einzureden« versuchen. Sie erinnern uns lediglich daran, eine förderliche Geisteshaltung einzunehmen.
Indem wir sie uns in schwierigen Lebenssituationen ins Gedächtnis rufen, können wir verhindern, in unsere gewöhnliche destruktive Haltung zu verfallen. Natürlich brauchen wir etwas Übung, bis uns das gelingt. Die Achtsamkeit ist eine Grundvoraussetzung, um die Sätze anwenden zu können. Denn ohne sie würden wir nicht merken, dass wir gerade in unseren üblichen Film einsteigen, und damit könnten wir auch nicht bewusst unsere Haltung ändern.
Das gesamte Lojong-Geistestraining ist recht umfangreich, sodass ich es im Rahmen dieses Buches nur anreißen kann. In der Literaturliste [→] finden Sie jedoch empfehlenswerte Bücher, die es Ihnen ermöglichen, das Lojong-Training zu vertiefen und auch alle anderen Merksätze sowie deren Anwendung kennenzulernen.
Die Praxis des Lojong
Gehen wir einmal davon aus, dass Sie sich auf Ihre gemeinsame Zeit mit Ihrem Partner freuen. Der Babysitter ist gebucht, und die Kinokarten brauchen nur noch an der Kasse abgeholt zu werden. Plötzlich klingelt das Telefon, und Ihr Partner erklärt Ihnen zerknirscht, dass er im Büro festhängt und es nicht rechtzeitig zum Beginn des Films
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