Buddhas Anleitung für eine glückliche Partnerschaft
uns gelingt, unsere wertenden Gedanken zu identifizieren, können wir uns aus dem Gefängnis unserer automatischen Reaktionen befreien und haben die Wahl, ob wir dem Verlangen nach »mehr von …« oder »weniger von …« folgen wollen. Oder ob wir uns entschließen, andere Wege zu gehen, die langfristig für unsere Beziehung und uns selbst förderlicher sind. Diese Möglichkeit der Selbststeuerung verändert unser gesamtes weiteres Leben, da wir nicht mehr wie ein Spielball hilflos unseren Gefühlen und Begierden ausgeliefert sind, sondern wesentlich gezielter und konstruktiver unser Leben und Miteinander gestalten können.
Weisheitsgeschichte
Nach einem langen Wandertag erreichte ein Mönch ein kleines Dorf. Er ließ sich dort unter einem Baum zur Nacht nieder. Plötzlich hörte er, wie ein Dorfbewohner ihn anrief: »Den Stein! Gib mir den kostbaren Stein!« »Welchen Stein?«, fragte der Mönch irritiert. »Letzte Nacht träumte ich von dir, dass du mir einen Stein gibst, mit dem ich für immer reich werde. Gib ihn mir, jetzt sofort!« Der Mönch durchwühlte seine Tasche und holte einen Stein hervor. »Wahrscheinlich meinst du diesen. Hier, nimm ihn. Ich hab ihn auf einem Feldweg aufgelesen.« Staunend betrachtete der Dorfbewohner den glitzernden Diamanten. Doch zu Hause angekommen konnte er die ganze Nacht nicht schlafen. Am anderen Morgen ging er zum Mönch und sagte: »Ich bitte dich, schenk mir den Reichtum, der es dir ermöglicht, diesen Diamanten so leichten Herzens wegzugeben, denn wer etwas so Kostbares ohne weiteres loslassen kann, den halten Ehrgeiz, Geldgier und Eitelkeit nicht länger gefangen, und der besitzt den inneren Reichtum wahrhafter Gelassenheit«.
Welche Empfindungen überwiegen bei uns?
Wie wir schon im einleitenden Kapitel [→] gesehen haben, bestehen die meisten Beziehungen aus einer Mischung von Liebe, Verlangen und Anhaftung. Wichtig ist, dass wir uns darüber Klarheit verschaffen, wie die Gewichtung bei uns verteilt ist und was wir eigentlich empfinden.
Erst dann können wir Kurskorrekturen vornehmen, unerfüllbare Erwartungen loslassen und uns entspannen. Das schafft eine gelassenere Atmosphäre in der Beziehung, die es uns ermöglicht, die Eigenheiten des anderen mit einem liebevolleren Blick anzunehmen und uns gegenseitig durch den Anspruch auf eine perfekte Beziehung nicht so sehr unter Druck zu setzen.
Übung
Bestandsaufnahme der Gefühle
In dieser Übung möchte ich Sie dazu einladen, sich etwas mehr Klarheit über Ihre Gefühle zu verschaffen. Nehmen Sie sich dafür etwa eine ungestörte halbe Stunde Zeit und versuchen Sie, so spontan wie möglich zu antworten. Schreiben Sie die Antworten in Ihr Notizbuch.
Wie fühlte ich mich, als ich meinen Partner kennengelernt habe?
War ich gerade einsam, habe ich mich verlassen gefühlt und mich nach einer Beziehung gesehnt?
Fühlte ich mich in meiner Mitte, war ausgeglichen und zufrieden, vielleicht sogar glücklich mit mir alleine?
Was ist die Ursache meiner Zuneigung zu meinem Partner?
Füllt er meine Leere aus?
Erfüllt er meine Ansprüche (attraktiv, treu, bietet Sicherheit und so fort)?
Habe ich das Bedürfnis, ihn beschenken zu wollen?
Was überwiegt: die sexuelle Anziehung oder die menschliche Verbundenheit? Sonstiges?
Wenn mein Partner sich nicht gemäß meinen Vorstellungen verhält, bleibt die Zuneigung stabil oder nimmt sie ab?
Wäre meine Liebe eine Torte, wie groß wäre das Stück Anhaftung und wie groß die tatsächliche liebende Zuneigung?
Wege aus typischen Beziehungsproblemen
Wenn wir sehr stark an unserem Partner haften, neigen wir zu einengendem Kontroll- und Klammerverhalten, das die Beziehung stark belastet. Eifersucht, Machtspiele und ständige Streitereien sind die Folge. Im Folgenden möchte ich die durch übermäßiges »Habenwollen« häufig entstehenden Beziehungsprobleme aufgreifen und Ihnen Möglichkeiten vorstellen, auf buddhistische Weise damit umzugehen, sodass Sie langfristig mehr Gleichgewicht erlangen.
Herausforderung unerfüllbare Erwartungen
Sie wünscht ihn sich sanft und männlich beschützend, außerdem attraktiv, denn das Auge isst ja schließlich mit. Gut ausdrücken sollte er sich können, seine Partnerin überraschen und mitreißen und bloß kein Stubenhocker oder Couch-Potatoe sein. Eine gewisse Sportlichkeit wäre nicht schlecht, aber bloß nicht übertreiben. Beruflich sollte er möglichst erfolgreich sein, jedoch nicht zu viele Überstunden machen und am Abend entspannt sein.
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