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Buddhas kleiner Finger

Buddhas kleiner Finger

Titel: Buddhas kleiner Finger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Pelewin
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ist Small talk, so wie … Oh, wie … Anna! So wie wir beide ihn gerade pflegen. Weil es keinen Sinn macht, etwas auszumalen – das muß der Geist selber tun. Der Trick ist nämlich, und das ist vielleicht eines der weiblichen Sekrete, ich meinte, der größten weiblichen Geheimnisse, ach, mein holdes Gutsfräulein, der Trick ist, daß die Schönheit wie eine Art Etikett erscheint, hinter dem man etwas ungleich Größeres vermutet, eben das, wonach man sich so unbeschreiblich sehnt. Dabei ist es nur Reklame, und was dahintersteckt, ist wirklich nichts Besonderes. Goldnes Etikett auf leerer Flasche. Riesenschaufenster, tolle Dekoration, und wenn man reingeht, ist es so ein nettes, anheimelndes Büdchen, und, hach, ziemlich eng. Nicht so schnell, meine Liebe, ich flehe Sie an. Und da drinnen ist alles … leer. Das Gedicht für die armen Kerle heute abend, wissen Sie noch? Von der Gräfin und dem schwarzen Überzieher. Anna … Sieht aus wie ein … Zipfelmützchen … glatt und rund und sehr verlockend, aber es kommt … es kommt … der Moment, da … da weißt du … in der Mitte von dem Ding Ding Ding Ding … issis … nurnnn schwa-schwa-wschwa-wschwa-schwaharharzes Lo-lo-lo-lo-oh-oooh-ooch!!!«
     
    »Was?«
    Ich fuhr vom Kissen hoch.
    »Pochpochpoooch!« krächzte es wieder, und ein Fingerknöchel tanzte dicht neben mir auf der Bettstelle.
    »Merde« , brummte ich, stützte mich auf den Ellbogen und riß die verklebten Lider auf. Blaues Dämmerlicht füllte das Zimmer. Vor mir stand auf krummen Beinen jener Blondschopf, der, wenn ich mich recht entsann, Semjon hieß und eigentlich mein Bursche war – doch durch den nun schon Wochen anhaltenden, verheerenden Einfluß der Roten konnte man nicht mehr wissen, was in seinem Strohkopf vor sich ging, so daß ich mir abends vorsichtshalber selbst die Stiefel von den Füßen zog und es auch tagsüber vermied, mit ihm zusammenzutreffen.
    »Der Teufel soll euch alle holen! Was willst du?«
    »Schläfst grade?« fragte er, während er sich dreist im Zimmer umsah. »Hab ich dich geweckt? Wollt ich nich. Hast so 'ne schöne Überraschung aufgesagt heute abend. Guck mal, was für'n Geschenk die Jungs sich ausgedacht haben. Für dich.«
    Vor mir klatschte etwas auf die Bettdecke – in Zeitungspapier verpackt und einen Geruch verströmend, der mir seltsam bekannt vorkam. Ich wickelte es auf. Ein Überzieher kam zum Vorschein, wie man ihn in den Petersburger Modesalons um die Jahrhundertwende zu kaufen bekam – abgerissen, beschmiert und nach Stiefelwichse stinkend.
    »Was denn, freuste dich nich?«
    Der Blick, den ich dem Burschen zuwarf, ließ ihn die Beine in die Hand nehmen. Bevor ich den Browning aus der Jackentasche gewühlt hatte, war er verschwunden; die drei Kugeln, die ich ihm durch das dunkle Viereck der offenstehenden Tür hinterherschickte, pfiffen zwischen den Wänden des Korridors hin und her.
    »Sss…suka« , zischte ich und ließ mich auf das Bett zurückfallen.
    Dann wurde ich eine ganze Weile nicht mehr gestört. Draußen vor dem Fenster herrschte trunkener Radau, mehrmals knallten Schüsse, zwischendurch klang es nach einer längeren, müden Schlägerei. Wie es sich anhörte, war die kulturelle Abendveranstaltung ins totale Chaos gemündet; ob irgendwer sich noch in der Lage fühlte, diesen, wie man es in Kreisen Petersburger Liberaler ausgedrückt hätte, elementaren Volkszorn unter Kontrolle zu halten, schien mehr als zweifelhaft. Schließlich waren vom Korridor, zu dem hin die Tür immer noch offenstand, leise Schritte zu hören. Für einen Augenblick schöpfte ich Hoffnung (es gab so etwas wie Träume in Fortsetzung, das wußte ich) – doch diese Hoffnung war so schwach, daß ich, als Kotowskis breitschultrige Gestalt in der Tür erschien, kaum Enttäuschung verspürte; der Gedanke, daß nun wohl aufs neue um Pferde und Kokain gefeilscht werden sollte, belustigte mich sogar ein wenig.
    Kotowski trug einen braunen Zivilanzug, dazu einen breitkrempigen, geckenhaften Hut und in jeder Hand einen ledernen Reisekoffer. Die Koffer stellte er auf dem Boden ab und legte zwei Finger an die Hutkrempe.
    »Guten Abend, Pjotr«, sagte er. »Ich wollte mich nur verabschieden.«
    »Sie verreisen?« fragte ich.
    »Ja. Und ich frage mich, was Sie noch hier verloren haben«, erwiderte Kotowski. »Es ist eine Frage von Stunden, bis diese Weberbande einem das Dach über dem Kopf abfackelt. Ich weiß nicht, was Tschapajew sich für Hoffnungen macht.«
    »Wie er sagte,

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